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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0064
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64

Otto Immisch:

Das Mehr gegen Aristoteles, dessen φοινικουν sich mit έρυθρόν
deckt (so Theophrast), sind, abgesehen vom φαιόν, die fünf Farben
λαμπρόν ορφνινον πυρρόν ωχρόν γλαυκόν. Es ist klar, daß zur
Zwölfzahl des Anonymus hinzuzuziehen ist 1. das Plato und
Aristoteles gemeinschaftliche πράσινον und 2. eine nicht sicher
bestimmbare Farbe, z. B. eine von dem platonischen Mehr, die er
nicht schon hat (πυρρόν oder γλαυκόν). Etwas direkt Unperipateti-
sches zeigt damit jedenfalls die Farbenskala nicht. Denn Weiterbil-
dung der Lehre hat ja auch die zeitlich wohl nahestehende Schrift
περί χρωμάτων. Mit der pythagoreischen Grundlehre verbinden
sich platonische und aristotelische Lehren in dem Sinne, daß stets
auch Akademie und Lyzeum mit ihrer Weiterarbeit in diese Syn-
these eintreten können. So ist offenbar das Programm des Ein-
gangssatzes auszulegen.
Der Passus über den Gehörsinn ist zu kurz weggekommen:
ή δέ άκοή κριτική έστιν οξέος καί βαρέος φθόγγου. Ersichtlich hat
Photius (auch hier ist der Suidastext von der Bibliothek
abhängig) καί των μεταξύ weggelassen, sowie eine Ausführung
über die Zwischenstufen. Z. B. wird in der Topik 106 a 23ff.
gelegentlich auch bei der Stimme φωνή λευκή und μέλαινα unter-
schieden und sogar — der Farbe Grau entsprechend — eine σομφή
φωνή (106 b 7, eigentlich „schwammig“, hier „dumpf“). Von
μέγεθος μικρότης λειότης τραχύτης καί τοιαυθ’ έτερα neben όξύτης
und βαρύτης lesen wir Psych. 422 b 30. Immerhin mag die
Behandlung des Gehörsinnes auch im Original kürzer gewesen
sein als die der übrigen Sinne: im Timäus 67 B/C (vgl. Theophr.
π. αίσθ. 11 ένδεεστέρως καί ό τής φωνής ε’ίρηται λόγος) und bei
Aristoteles π. αίσθ. 440 b 27 wird er in einen anderen Zusammen-
hang verwiesen.
Was den Geruch angeht, so stimmt die Vierteilung σηπόμενα
βρέχόμενα τηκόμενα θυμιαζόμενα ganz zu Timäus 66 D, doch
nimmt unser Verfasser auch hier eine Skala zwischen den Extre-
men an, im Gegensatz zu Plato (67 A διχή το θ’ ήδύ καί τό
λυπηρόν αύτόθι μόνω διαφανή λέγεσθον), mit Aristoteles (αίσθ. 443b
17: ού γάρ, ώσπερ τινές φασιν, ούκ έστιν είδη του όσφραντοΰ, άλλ’
έστιν) und Theophrast (αίσθ. 90; vgl. π. οσμών 1). Natürlich sind
die μεταξύ nicht die σηπόμενα βρέχόμενα usw. In der Psycho-
logie 420 a 26ff. werden analog den χυμοί der γεΰσις aufgezählt:
γλυκεία πικρά δριμεΐα αύστηρά οξεία λιπαρά. Wer jenes doch
 
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