Agatharchidea.
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abhebt, daß sie auch nicht an Chrysipps Zugeständnisse bezüglich
der Ausnahmen im Bereich der kosmischen Zwangsläufigkeit sich
anknüpfen läßt, daß sie vielmehr im Grunde peripatetisch ist,
•entwickelt auf dem Boden der schon früher (S. 73) von uns er-
wähnten aristotelischen Scheidung zwischen der gesetzmäßigen
oberen und der schwankenden sublunaren Welt, των μέν γάρ
ούρανίων αεί κατά τά αύτά καί ωσαύτως έχόντων αιτίαν την
ειμαρμένην ύποτίθησι (sc. Αριστοτέλης), των δέ υπό σελήνην την
<ρύσιν, των δέ (ανθρωπίνων φρόνησιν καί πρόνοιαν καί ψυχήν, SO
Atticus bei Euseb. pr. ev. 15, 12, 2. Vor allem ist mit Boll auf
Alexander von Aphrodisias Schrift περί ειμαρμένης zu ver-
weisen. Hier lernen wir eine Heimarmene kennen (169, 18ff. Br.),
die sich έν τοίς φύσει γινομένοις betätigt, ja geradezu mit der
Natur ein und dasselbe ist. Vgl. beim Anonymus το έκ παιδός
εις μειράκιον έλθεΐν καί τάς έξης ηλικίας οίκείως δεελθεΐν, τούτο ενός
τρόπου τής ειμαρμένης. Verankert ist auch sie in den πρώτα
αίτια (έστιν δέ ταυτα τά θεία καί ή τούτων εύτακτος περιφορά,
wie ja auch beim Anonymus θεός neben den drei anderen in der
sublunaren Welt nicht fehlt), aber dennoch vollzieht sie sich
ούκ έξ άνάγκης, sie bezieht sich auf eine γένεσις έμποδιζομένη,
ja sie hat auch Raum für das παρά φύσιν. Neben diese mit der Natur
identische Heimarmene, die gewiß viele wSpielarten hat, wie’s
beim Anonymus heißt, und die seiner sublunaren Heimarmene
deutlich entspricht, stellt Alexander als αίτίαι für alle Vorgänge
mit einer Zwecksetzung (167, 19ff.) noch τά κατά λόγον γινόμενα,
d. h. κατά τάς τέχνας καί κατά προαίρεσιν (auch diese nicht
έξ άνάγκης 169, 8) sowie τά άπό τύχης καί ταύτομάτου. Also
die gleichen Elemente wie beim Anonymus! Nicht so unmittel-
bar ist dagegen die Übereinstimmung mit dem doxographischen
Bericht bei Aetius (321 ff.) über άνάγκη ειμαρμένη τύχη. Hier
erscheinen (325, 5 ff.) als die vier aristotelischen αίτίαι vielmehr
νους φύσις άνάγκη τύχη. Dabei dürfen wir aber, da es sich nur
um καθ’ ορμήν ένεκά τίνος γινόμενα handelt, wie am Eingang
des Berichtes bemerkt ist, unter νους den ορεκτικός νους ver-
stehen, also das Gebiet der προαίρεσις. Anderseits muß φύσις
hier, nach bekannter aristotelischer Weise (vgl. Bonitz’ Index
836 a 18 und b 28), für θεός stehen. Dann wäre also mit άνάγκη,
die noch neben der von Alexander und beim Anonymus gleich-
benannten τύχη übrigbleibt, sonderbarerweise das Gebiet be-
zeichnet, das bei diesen der Heimarmene zweiten Grades zufällt.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 7. Abh.
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abhebt, daß sie auch nicht an Chrysipps Zugeständnisse bezüglich
der Ausnahmen im Bereich der kosmischen Zwangsläufigkeit sich
anknüpfen läßt, daß sie vielmehr im Grunde peripatetisch ist,
•entwickelt auf dem Boden der schon früher (S. 73) von uns er-
wähnten aristotelischen Scheidung zwischen der gesetzmäßigen
oberen und der schwankenden sublunaren Welt, των μέν γάρ
ούρανίων αεί κατά τά αύτά καί ωσαύτως έχόντων αιτίαν την
ειμαρμένην ύποτίθησι (sc. Αριστοτέλης), των δέ υπό σελήνην την
<ρύσιν, των δέ (ανθρωπίνων φρόνησιν καί πρόνοιαν καί ψυχήν, SO
Atticus bei Euseb. pr. ev. 15, 12, 2. Vor allem ist mit Boll auf
Alexander von Aphrodisias Schrift περί ειμαρμένης zu ver-
weisen. Hier lernen wir eine Heimarmene kennen (169, 18ff. Br.),
die sich έν τοίς φύσει γινομένοις betätigt, ja geradezu mit der
Natur ein und dasselbe ist. Vgl. beim Anonymus το έκ παιδός
εις μειράκιον έλθεΐν καί τάς έξης ηλικίας οίκείως δεελθεΐν, τούτο ενός
τρόπου τής ειμαρμένης. Verankert ist auch sie in den πρώτα
αίτια (έστιν δέ ταυτα τά θεία καί ή τούτων εύτακτος περιφορά,
wie ja auch beim Anonymus θεός neben den drei anderen in der
sublunaren Welt nicht fehlt), aber dennoch vollzieht sie sich
ούκ έξ άνάγκης, sie bezieht sich auf eine γένεσις έμποδιζομένη,
ja sie hat auch Raum für das παρά φύσιν. Neben diese mit der Natur
identische Heimarmene, die gewiß viele wSpielarten hat, wie’s
beim Anonymus heißt, und die seiner sublunaren Heimarmene
deutlich entspricht, stellt Alexander als αίτίαι für alle Vorgänge
mit einer Zwecksetzung (167, 19ff.) noch τά κατά λόγον γινόμενα,
d. h. κατά τάς τέχνας καί κατά προαίρεσιν (auch diese nicht
έξ άνάγκης 169, 8) sowie τά άπό τύχης καί ταύτομάτου. Also
die gleichen Elemente wie beim Anonymus! Nicht so unmittel-
bar ist dagegen die Übereinstimmung mit dem doxographischen
Bericht bei Aetius (321 ff.) über άνάγκη ειμαρμένη τύχη. Hier
erscheinen (325, 5 ff.) als die vier aristotelischen αίτίαι vielmehr
νους φύσις άνάγκη τύχη. Dabei dürfen wir aber, da es sich nur
um καθ’ ορμήν ένεκά τίνος γινόμενα handelt, wie am Eingang
des Berichtes bemerkt ist, unter νους den ορεκτικός νους ver-
stehen, also das Gebiet der προαίρεσις. Anderseits muß φύσις
hier, nach bekannter aristotelischer Weise (vgl. Bonitz’ Index
836 a 18 und b 28), für θεός stehen. Dann wäre also mit άνάγκη,
die noch neben der von Alexander und beim Anonymus gleich-
benannten τύχη übrigbleibt, sonderbarerweise das Gebiet be-
zeichnet, das bei diesen der Heimarmene zweiten Grades zufällt.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 7. Abh.
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