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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0103
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Agatharchidea.

103

gehört) den schon S. 89 erwähnten § 21 ausgehoben hat. Der
Mensch ist aber auch in diesen Betrachtungen in der vorher schon
festgelegten Weise als Mittelwesen zwischen der göttlichen Sphäre
und den niedrigeren Organismen aufgefaßt gewesen. Ein Rest
dieser Ausführungen steht in § 22 vor uns, über das Schlafen von
Mensch und Tier, während die Wesen über und unter beiden,
Gott und die Pflanze, άεί ενεργούσαν1. Sehr wahrscheinlich haben
sich daran, dem geographischen Hauptinteresse entsprechend,
das gegen Ende immer deutlicher hervortritt, noch weitere Mit-
teilungen über Stellung und Bedeutung der Tier- und Pflanzen-
welt angeschlossen, besonders in ihrem Verhältnis zum Menschen.
Auch in der doxographischen Überlieferung geht übrigens die
Reihe so weiter, daß bei Aetius 438 auf die piacita gerade über
ύπνος das Kapitel folgt: πώς ηύξύθη τά φυτά καί τά ζώα.
Lehrgeschichtlich ist § 20 belanglos. Bemerkenswert ist
höchstens, daß die stoische Terminologie den Begriff αγχίνοια ab-
weichend faßt, moralisch gerichtet, untergeordnet der φρόνησις:
επιστήμη εύρετική του καθήκοντος έκ τού παραχρήμα (Stob. ecl.
2, 7 ρ. 60, 19 und 61, 2 Wachsm.) — In § 22 ist wieder zu
beachten, wie scharf der Mensch trotz seines Anteils am θειον
doch von der oberen Welt geschieden bleibt, nicht nur vom θεός,
sondern auch von τά πλησίον αύτοΰ. Wir bleiben hier eben trotz
aller Verwandtschaft immer noch sehr entfernt von der stoischen
μία δύναμις διά πάντων διήκουσα, von einem immanenten Gott.
16.
Von den Schlußabschnitten ist von uns § 24 schon vorweg-
genommen (S. 17ff.), der eigentliche Ausgangspunkt für die Zu-
weisung an Agatharchides. Auch aus § 23 ist eine diese Zuweisung
unterstützende Einzelheit schon besprochen (S. 22ff.), die be-
zeichnende Spur bestimmter pneumatischer Lehren. Der ganze
1 δήλον ώς δσα αύξήσεως καί φ-9-ίσεως μετέχει μόνον των ζώντων, δτι τούτοις
ούχ υπάρχει ύπνος ούΑ’ έγρήγορσις, οΐον τοΐς φυτοΐς· ού γάρ εχουσι τδ αισθητικόν
μόριον, Aristot. parv. nat. 454a 15. Aber die Pflanzen haben einen Dämmer-
zustand, ein δμοιον υπνω (π. ζωο^ν γενέσεως 778b 35), so daß in der Ethik (1176a
34) von einem κα-9-εύδων διά βίου gesagt wird φυτών ζη βίον. Die Schlaflosigkeit
der Pflanzen als Energie zu betrachten, mit der göttlichen vergleichbar,
ist jedenfalls nicht im Geist des Aristoteles. Der Gedanke des §22 scheint
sonst nirgends zu begegnen. Es handelt sich wohl nur um eine mißbräuch-
liche Verwendung des Satzes von der Agrypnie der Pflanze, um das in § 17
gelehrte ύπακρον des Menschen auch der Pflanze gegenüber durchzuführen.
 
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