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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0104
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104

Otto Immisch:

Abschnitt zeigt, wie der Verfasser nunmehr aus den kosmischen
Spekulationen sich herausfindet auf den für sein geographisches
Werk zu erwartenden festeren Boden der tellurischen Bedingtheit
des Menschen. Es ist das Ziel, in dem seine Einleitung ausläuft^
nicht nur, wie in περί κόσμου 3, ein Einzelteil philosophischer
Darstellung.
Die Hellenen wohnen nicht umsonst, wie ihre Zivilisations-
entwicklung beweist, im ευκρατον zwischen den kalten und heißen
Extremen der infolge ihres Klimas lediglich draufgängerisch
tapferen Scythen und Äthiopen. 441 a 20 ff. werden zwischen
diese άκρα und das griechische μέσον noch andere Zonen ein-
geschoben, deren Bewohner jeweils verhältnismäßig der κράσις
ihrer Nachbarn verwandt sind. Das Genauere über diese Zonen-
lehre läßt sich bei der Knappheit des Exzerpts nicht mehr er-
mitteln; vgl. Posidonius bei Strabon 2, 94ff.; Berger2 301 ff.,
505 ff. Bemerkenswert ist indes, daß Posidonius, bezüglich der
Einwirkung der hohen Temperaturen auf die Lebewesen anderes
hervorhebt als Agatharchides, nicht das ίτητικόν und Αρασύ
des ήθος, sondern Eigenheiten der Körperbildung, das συστρέφεσ-9-aL
aller άκρα, sie sind ούλότριχες ούλόκερως πρόχειλοι πλατύρρινες (96).
Als zugehörig zur Nachbarzone der Griechen, die der griechi-
schen εύκρασία zwar nachsteht, aber immerhin eine verwandte
Leistungsfähigkeit der Bewohner aufweist, denkt sich Agathar-
chides ein den Griechen vertrautes auf hoher Stufe stehendes
Barbarenvolk, sonst könnte Photius schwerlich Zeile 22 mit διό fort-
fahren: διό καί, δτι αν καί βαρβάρων μάΡημα λάβωσιν οί Έλληνες, τοΰτο
άμεινον έκφέρουσι. Dieser Ausspruch (auch von Eusebius pr. ev..
10, 4, 22 erwähnt) wird als platonisch zitiert. Er steht in der
Epinomis 987E ((λάβωμεν δέ ώς δτι περ αν "Ελληνες βαρβάρων
παραλάβωσι, κάλλιον τοΰτο εις τέλος απεργάζονται). Es ist gewiß
sehr bedeutsam und der uns schon mehrfach bekannt gewordenen
Geistesart des Agatharchides entsprechend, daß er dies Buch
als platonisch zitiert. — Er fügt hinzu: μάλιστα δέ των άλλων-
Ελλήνων οί Αθηναίοι. Die Athener wohnen im Herzen von
Hellas, die Vorzüge der εύκρασία genießen sie im gesteigerten
Maße, sie erscheinen hier wirklich wie eine Krone und Blüte der
Menschheit. Und zwar sind es ersichtlich die tenues Athenae
(Martial 6, 64, 17), das tenue caelum, ex quo etiam acutiores pu-
tantur Attici (Cic. de fato 7), die für die Vorzüge des feinen atti-
 
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