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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0107
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Agatharchidea.

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άπασι τοΐς ζώοις (Diodor 3, 10, 6). Sie schafft auch die nötigsten
Auskunftsmittel und Werkzeuge: ή φύσις τι αύτοΐς αύτόματον
έποίησε βοήθημα (Diodor 3, 23, 2) oder διδασκούσης την χρείαν
τής άναπώτιδος (459 a 24). Eine wirksame Hilfe der Natur bei
dieser Ausgestaltung des Lebens ist die Gewöhnung. Auf die
Macht von συνήθεια und έθισμός achtet Agatharchides gern:
ουτιος έχει τι φίλτρον μέγα πάσα συνήθεια, και νίκα τήν από του περι-
έχοντος δυσχέρειαν ό χρόνος ό τήν πρώτην δεξάμενος εις τον βίον ηλικίαν
(455 a 11, in dem bedeutsamen Abschnitt über die verhältnis-
mäßig geringe räumliche Entfernung der διαφορώτατοι βίοι; vgl.
Diodor 3, 34, 6 und die Anekdote von den Jägern, die Ptole-
mäus nicht dazu bringt, auch um den Preis seiner Krone nicht,
von ihrem gewohnten Lehen zu lassen, 453 a 19). Aber neben
Natur und Gewöhnung wirkt nun auch ein anderes ein, eben die
αναγκαία χρεία. Manchmal ist es zweifelhaft, ob eine bestimmte
Lebensform, den einen oder den anderen Ursprung hat: ούτος
μέν ούν ό βίος, καίπερ ών παράδοξος, έκ παλαιών χρόνων τετήρη-
τά ι τοΐς γένεσι τούτοις, είτε έθισμω διά τον χρόνον, είτε αναγκαία
χρεία διά τό κατεπειγον ήρμοσμένος (Diodor 3, 18, 7). Er wird
das Bedürfnis als ein notwendiges betrachtet haben, wenn es
zum mindesten der Natur nicht widersprach, ln diesem Sinne
sagt er gelegentlich (Diodor 3, 19, 2): τής κατά φύσιν χρείας αύτο-
δίδακτον τέχνην ύφηγουμένης. Und einmal auf diesem Wege, führt
offenbar die χρεία von Erfindung zu Erfindung und damit un-
weigerlich über den Naturzustand hinaus. Es scheidet sich, wie
bei Democrit und Plato (vgl. Pohlenz a. a. 0. 417 ff.), von den
ernsten und im Naturzusammenhang verbleibenden die Gruppe
der nur zu heiterer Verschönung des Lebens dienenden Künste,
die ούκέτι του άναγκαίου ένεκα da sind. Also nunmehr χρεία
schlechthin und nicht mehr χρεία άναγκαία. χρεία und φύσις
treten so geradezu in einen gewissen Gegensatz. Das macht sich
zunächst allgemeiner im Bereich der Wertungen geltend, έν οις
αποβλέπει πας ό βίος ού προς τήν φύσιν, άλλά προς τήν χρείαν
(458 a 26), dann aber auch bei der Herstellung von Geräten und
Hilfsmitteln: πάντα γάρ ή χρεία διδάσκει τήν φύσιν (Diodor 3, 15, 7).
Es kann, wie gesagt, nicht zweifelhaft sein, daß auch Agatharchides
ganz auf dem Boden der Adelverbreiteten Lehren Democrits
gestanden hat (übrigens im Heranziehen ethnographischen
Materials ein Vorgänger des Posidonius, von dem er sich
jedoch, wie es scheint, dadurch unterscheidet, das kein ,,Zeit-
 
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