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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0016
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16

R. H. Goldschmidt:

Zeigen sich einer physiologisch fundierten Betrachtung Aus-
wirkungen etwa eines Überspringens nervöser Erregungen von
akustischen zu optischen Nervenbahnen in einem kortikalen Teil
der Nervenbahn (nach Quincke), oder in einem subkortikalen Teil,
wie der Pons Varoli (nach Steinbrügge), oder in einer zentralen
Gehirnpartie (nach Hilbert) ? Oder Auswirkungen einer allge-
meinen Eigenschaft der Hirnsubstanz, die jeden Sinneseindruck mit
mehreren, spezifisch voneinander verschiedenen Empfindungen
beantwortet, dabei aber die dem gereizten Organ entsprechende
Empfindung lediglich überwiegen läßt, so daß sie wohl zumeist
allein bemerkt wird (nach Bleuler) ?
Zeigen sich einer psychologischen Betrachtung Beziehungen
zwischen Akustischem und Optischem ? Etwa dadurch, daß beide
zu einem und demselben selbständigen Dritten in Beziehung stehen,
z. B. zu einem Gedächtniseindruck, der vom Akustischen asso-
ziativ, wenn auch vielleicht selbst nicht klar bewußt, erregt wird,
seinerseits dann aber assoziativ Optisches bewußt werden läßt
(nach Kaiser, Marx u. a.) ? Oder etwa auch dadurch, daß vom
Akustischen unmittelbar assoziativ eine optische Mitvorstellung
hervorgerufen wird (nach Quincke) ? Oder aber etwa dadurch,
daß beide das nämliche besondere Moment gemeinsam besitzen,
z. B. den nämlichen Gefühlston, der im Gesamterlebnis des Aku-
stischen mitenthalten, seinerseits das ihm-konform-Optische asso-
ziativ oder assimilativ so hervorruft, daß dieses Optische dem Ein-
druck desjenigen Lichtes entspricht, welches sonst durch Ein-
wirkung allgemein auf den Organismus (nach Schlager, Fere,
Zeylmans, van Emmichoven u. a.) oder speziell auf das Sen-
sorium (nach Bierens de Haan u. a.) eben einen gleichen Gefühls-
ton mithervorrufen würde (nach Wundt u. a.) ? Oder, der zuletzt
erwähnten Beziehung analog, etwa dadurch, daß gleichsam an Stelle
eines Gefühlstons ein anderes heterosensorisches oder transsensori-
sches Moment (nämlich beispielsweise ein völlig oder annähernd
gleicher Grad der Intensität oder der Aufdringlichkeit, oder auch
ein gleicher allgemeiner Charakter, ausdrückbar durch eine gleiche
Bezogenheit zu jeweils einer Reihe verwandter Charaktere, also
durch eine gleiche ,,Reihenlage“) im Gesamterlebnis des Akusti-
schen mitenthalten ist, und seinerseits das ihm-konform-Optische
hervorruft, und dann in diesem auch wie im Akustischen als ein
gleichsam beiden gemeinsames Moment vorfindbar ist (nach Anne-
lies Argelander, gemäß ihren eigenen Ausführungen von 1927,
 
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