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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 2. Abhandlung): Platonismus und Mystik im Altertum — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.40171#0034
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Ernst Hoffmann:

kes, dem die Gründung des Rechtes auf Pflicht* 1 aus seiner mili-
tärisch-politischen Vergangenheit her in Fleisch und Blut über-
gegangen war, nunmehr durch Philosophie angeleitet2 * *, der Mächtig-
keit eines moralischen Innern bewußt wurde. Die Römer schufen
der Philosophie nicht nur kraftvoll eine neue sprachliche Termino-
logie und eine literarische Kultur, die im besten Sinne der Popu-
larisierung der Philosophie diente; sondern sie gaben vor allem
durch ihre eigene Virtus der stoischen Pflichtenlehre die beste
Interpretation in praxi und siedelten so die Philosophie, die bei
ihnen stärker als bei den Griechen von der positiven Volksreligion
losgelöst sein konnte, in neuartiger Weise in den Gemütern der
perialismus, Klio XXV, 1932, S. 86ff. Karl Meister, Die Tugenden der
Römer, Heidelberger Universitätsreden Nr. 11. Besondere Förderung hat
das Bild Senecas erfahren: E. IIowald, Die Weltanschauung Senecas,
N. Jahrb. 1915, S. 353 — 360. 0. Regenbogen, Schmerz und Tod in den
Tragödien Senecas, Yortr. Bibi. Warburg VII, S. 167—218, namentl. Kap. 4.
- Ulrich Knoche, Der Philosoph Seneca, Frankf. a. M. 1933, hat am Bei-
spiel Senecas gezeigt, wie der römische Philosoph mit Bewußtsein die Aufgabe
ergriff, als persönliches Exemplum die ‘Idee’ der Menschheit zu vertreten
und dadurch die Würde des philosophischen Lehrers neu zu begründen. Im
Einklang damit steht, daß auch geschichtlich weniger die römische Philo-
sophie als Forschung gewirkt hat, denn die römischen Philosophen als Charak-
tere. Auch Wilamowitz in seinem Kaiser Marcus, Berlin 1931, stellt mit
Recht seinen kleiden nicht als Gelehrten, sondern als einen großen Charakter
dar, dem die stoische Philosophie zur Religion geworden war. Bis zu Boethius
geht die Reihe der Römer, die sokratisch starben. Wie auch für den Römer
Lukrez der Epikureismus vor allem ‘Epikurerlebnis’ war, zeigt Otto Regen-
bogen, Lukrez, Neue Wege zur Antike II, 1, Leipz. 1932.
1 Das Klassenwahlrecht im alten Rom beruhte auf dem Grade der
Leistungen des Einzelnen für den Kriegsfall: die Leistung verbürgte aber
dann auch das volle Recht, nicht wie in Athen die Abstammung von denen,
die auf der Burg gewohnt hatten. Politeia bleibt eine 'Bürgerschaft’ von Bluts-
verwandten, Respublica aber ist eine öffentliche und gemeinsame 'Sache5,
an der jeder, vermöge Pflichterfüllung, teilnehmen kann. Die Etymologie
des Wortes Offizier spricht für sich selbst. Für das griechische Bewußtsein
konnte das xaÜTjxov sittlich hinreichen, denn die hellenische Philosophie war
spontan entstanden, und Griechen konnten in die Sphäre des griechischen
xaD'Yjxov hineinwachsen. Gerade aber weil die Philosophie in Rom nicht
spontan entstanden, sondern eingewandert und aufgenommen war. konnte
der Römer nicht in sie hineinwachsen, sondern bedurfte gesteigerter Er-
ziehung für diesen Zweck. Das gab aller römischen Philosophie ihr Gepräge,
besonders dem Begriff des Officium.
2 Vgl. die Worte, welche Polybios 32, 10 zu Scipio Aemilianus spricht:
£yco 8k xav auTÖ<; rjSsttx; aot öuveiuSchtjv egauTov xai, auvepyöi; yevoI[i7jv to
xai Xsyeiv ti xai. nptxrrsiv ocE,iov töv Tcpoyovcov.
 
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