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Ernst Hoffmann:
und Gleichnissen, sind es, die seiner Seelenlehre, wie man meint,
einen bereits prinzipiell mystischen Charakter geben; sondern
seine Seelenlehre mußte da, wo sie mit der Ideenlehre zusammen-
hängt, erst durch das sogenannte Illuminationsmotiv konvertiert
werden, um mystischen Ansprüchen zu genügen. Erst wenn
Gott nicht nur der Sonne vergleichbar, sondern substantieller
Lichtquell der Erkenntnis selber ist; wenn die Ideen nicht nur auf
dem Wege der Erkenntnis wie Sterne leuchten, sondern Helligkeiten
oder Funken oder astrale Potenzen selber sind; wenn die Denk-
erkenntnis ein lichtes Sehen des Geistes, das Medium der Erkennt-
nis ein von Gott gespendetes Leuchten ist, dann gilt statt der Pla-
tonischen Participatio die mystische Illuminatio, und der Dinghe-
griff hat im philosophischen Denken denjenigen beherrschenden Ein-
fluß gewonnen, daß die noetischen Symbole zu mystischen umge-
wandelt sind. Dann aber verliert die Tmematik ihren Sinn oder
wird von einem (platonisch-)konstitutiven Prinzipe zu einem
(unplatonisch-)propädeutischen degradiert1. Wird Erkenntnis zur
Vision, so wird sie damit zur Begnadung, und dann steht die Theia
moira nicht mehr wie bei Platon außerhalb der eigenen Bemühung
des Menschen, sondern ersetzt sie.
VIII.
Ich habe versucht, nicht die spätantike Philosophie, sondern
das spätantike Philosophieren, so wie es Ahnherr und Lehrmeister
für das christliche Philosophieren wurde, zu kennzeichnen2. Wer
die Weltanschauung und das Weltbild der Spätantike nur als ein
Gemenge aus platonischer Erbschaft, aristotelischem Leihgut und
orientalischen Beigaben begreift, der übersieht die weltgeschicht-
liche Leistung, die von der hellenistischen Philosophie selbständig
vollbracht ist. Die althellenische Religion war für die Innerlich-
1 Wofern sie nicht späterhin durch Augustinus eine gänzlich neue
Begründung erhielt. S. u. S. 114 ff.
2 Der Grenzen der von mir verwendeten rein problemgeschichtlichen
Methode bin ich mir wohl bewußt. Sie liefert nicht mehr als das, was Gothein
(Die Aufgaben der Kulturgeschichte, Leipzig 1889) ein ‘historisches Experi-
ment’ nannte. Wie alle Kulturgeschichte Ereignisse auf Kräfte, Kräfte auf
Ideen zurückführt, so muß auch die philosophische Problemgeschichte als
Kulturgeschichte der Vernunft Systeme auf ihre wirksamen Motive, diese auf
ihre letzten Voraussetzungen zurückführen. In diesem Sinne habe ich eine
geistesgeschichtliche Motivwandlung (Methexis) isoliert, um von der so
isolierten geschichtlichen Bewegung aus das Viele und Komplexe der Aus-
Ernst Hoffmann:
und Gleichnissen, sind es, die seiner Seelenlehre, wie man meint,
einen bereits prinzipiell mystischen Charakter geben; sondern
seine Seelenlehre mußte da, wo sie mit der Ideenlehre zusammen-
hängt, erst durch das sogenannte Illuminationsmotiv konvertiert
werden, um mystischen Ansprüchen zu genügen. Erst wenn
Gott nicht nur der Sonne vergleichbar, sondern substantieller
Lichtquell der Erkenntnis selber ist; wenn die Ideen nicht nur auf
dem Wege der Erkenntnis wie Sterne leuchten, sondern Helligkeiten
oder Funken oder astrale Potenzen selber sind; wenn die Denk-
erkenntnis ein lichtes Sehen des Geistes, das Medium der Erkennt-
nis ein von Gott gespendetes Leuchten ist, dann gilt statt der Pla-
tonischen Participatio die mystische Illuminatio, und der Dinghe-
griff hat im philosophischen Denken denjenigen beherrschenden Ein-
fluß gewonnen, daß die noetischen Symbole zu mystischen umge-
wandelt sind. Dann aber verliert die Tmematik ihren Sinn oder
wird von einem (platonisch-)konstitutiven Prinzipe zu einem
(unplatonisch-)propädeutischen degradiert1. Wird Erkenntnis zur
Vision, so wird sie damit zur Begnadung, und dann steht die Theia
moira nicht mehr wie bei Platon außerhalb der eigenen Bemühung
des Menschen, sondern ersetzt sie.
VIII.
Ich habe versucht, nicht die spätantike Philosophie, sondern
das spätantike Philosophieren, so wie es Ahnherr und Lehrmeister
für das christliche Philosophieren wurde, zu kennzeichnen2. Wer
die Weltanschauung und das Weltbild der Spätantike nur als ein
Gemenge aus platonischer Erbschaft, aristotelischem Leihgut und
orientalischen Beigaben begreift, der übersieht die weltgeschicht-
liche Leistung, die von der hellenistischen Philosophie selbständig
vollbracht ist. Die althellenische Religion war für die Innerlich-
1 Wofern sie nicht späterhin durch Augustinus eine gänzlich neue
Begründung erhielt. S. u. S. 114 ff.
2 Der Grenzen der von mir verwendeten rein problemgeschichtlichen
Methode bin ich mir wohl bewußt. Sie liefert nicht mehr als das, was Gothein
(Die Aufgaben der Kulturgeschichte, Leipzig 1889) ein ‘historisches Experi-
ment’ nannte. Wie alle Kulturgeschichte Ereignisse auf Kräfte, Kräfte auf
Ideen zurückführt, so muß auch die philosophische Problemgeschichte als
Kulturgeschichte der Vernunft Systeme auf ihre wirksamen Motive, diese auf
ihre letzten Voraussetzungen zurückführen. In diesem Sinne habe ich eine
geistesgeschichtliche Motivwandlung (Methexis) isoliert, um von der so
isolierten geschichtlichen Bewegung aus das Viele und Komplexe der Aus-