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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0037
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XVIII. Pater Nolter in wlgari expositum (n. 11).

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Name das Benannte bezeichnet, umso richtiger und wahrer ist er.
Darum ist ein wahrer Name ein rechtes Gleichnis des Benannten,
ähnlich dem begrifflichen Wort, das aus dem Vermögen der Ver-
nunft fließt und deren Gleichnis ist. Also ist der „Name“ Gottes
des Vaters das oberste Wort, das der vernünftigen Natur des Vaters
gleich ist. Da nun dieser „Name“ dem Vater vollständig gleich
und der oberste Name ist, der nicht wahrer, rechter oder gleicher
sein kann, so kann er nicht geringer als der Vater sein. Denn wäre
er geringer, so könnte er mehr sein als er ist, und so wäre er nicht
mehr der oberste und wahrste Name. Da er aber dem Vater gleich
ist, so ist er ebenso Gott wie der Vater. Nun ist aber Gott der
Vater der eine Ursprung aller Dinge, wie oben geschrieben steht.
Darum muß der „Name“, der dem Vater gleich ist, derselbe eine
Gott sein, der der Vater ist, wie wohl der „Name“ nicht der Vater,
sondern des Vaters Name ist. Weil er nun als oberstes Gleichnis
vom Vater stammt, so können wir auch die sinnfällige Geburt,
durch die ein Sohn von seinem Vater stammt, als Gleichnis neh-
men und ihn den Sohn nennen. Wie aber kein Sohn auf dieser
Erde seinem Vater so gleich ist, daß er ihm nicht noch gleicher sein
könnte, so kann überhaupt kein Ding einem anderen jemals so gleich
sein, daß es nicht noch gleicher sein könnte. Denn das alleroberste
und wahrste Gleichnis ist allein des Vaters Sohn oder „Name“.
Darum ist jedes irdische Gleichnis mit Ungleichheit vermischt,
und darum ist der Name Gottes des Vaters auf dieser Erde

quo intellectus complicat intelligibile. Unde videtur apostolus veile dicere
quod Filius in Divinis sit hoc Verbum mentale Patris, sit scilicet sapientia,
ars aut ratio divina.
5. der verltentelicher naturen des vaters = der Natur des Vaters, inso-
fern er erkennende Vernunft ist. Vgl. dazu Sermo 2 (Fx 70 ob; p 43 v) und
SB. 1936/37, H. 2, S. 159.
11. Vgl. oben S. 30, 6.
16. Vgl. Sermo 2 [V1 71rb; p 44r): Omne autem Suppositum vivum
vita intellectuali vel animali procedens a supposito vivo vita intellectuali vel
animali per modum naturalis similitudinis ad minus specificae vel generis
propinqui aut propriissime secundum identitatem numeralem essentiae vel
naturae dicatur filius eius, a quo procedit secundum propriissimum modum
loquendi.
19—21. Vgl. Sermo 16, S. 26, 4; nihil reperitur ita aequale uni, quin
possit esse aequalius per infinitum, et non est nisi una omnium aequalitas.
21—38, 2. Vielleicht eine Anspielung auf den bekannten Satz des vierten
Laterankonzils (1215): inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo
notari, quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda. C. 2 Damnamus X 1, 1.
 
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