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XVIII. Pater Nofter in wlgari expositum (n. 18—19).

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gleiche hervor, und aus diesen beiden die Sonderung. Willst du
nun zu Gott kommen, so beachte den Ursprung des Vielen, näm-
lich das Eine. Weil nun das Viele in dem Einen als seinem Ur-
sprung geeint ist, so kehre dich von dem Vielen zu dem Einen,
dann kannst du sprechen: „Vater unser, du bist in den Himmeln“.
Weiter beachte, wo das Ungleiche gleich ist, nämlich in Gottes
Sohn. Darum kehre dich von Ungleichem und Unrechtem zum
Gleichen und Rechten, dann kehrst du dich zu Gottes Sohn, und
deine Bitte: „Geheiligt werde dein Name“ hat einen Sinn.
Endlich beachte, wo alle Scheidung und Sonderung Gemein-
schaft ist, im wahren Frieden, nämlich im Heiligen Geist. Darum
kehre dich von aller Sonderung der Sünde, die dich von Gott und
deinem Nächsten scheidet, es sei in Zorn oder Haß, zu der Gemein-
schaft der Liebe und des Friedens. Dann hat deine Bitte: „Zu
uns komme dein Reich“ einen Sinn. Diese Wege sind dir not-
wendig und sie genügen auch, wenn du dieser Lehre folgst.
Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden
19. In diesen Worten werden wir darüber belehrt, daß alle
Dinge von Gott seinem Willen entsprechend ausfließen, und daß
keines einen anderen Grund seines Seins hat als Gottes Willen.
Daß der Himmel Himmel ist und die Erde Erde und ein Mensch
ein Mensch, das hat keine andere Ursache, als daß Gott es so will.

trino qui est unus: unitas Pater, aequalitas Filius, connexio Spiritus Sanctus.
— Zu dem letzten Abschnitt (Z. 9ff.) vgl. DIONYSIUS AREOPAGITA De
div. nom. c. 11 § 3, PG 3, 952; die lateinischen Übersetzungen in: DIONY-
SIACA I 508f.
10. Vgl. unten Notae n. 50, S. 94, 7 f.
13. Vgl. 2 Cor. 13, 11. 13.
17—21. Vgl. Senno 30 (V2 177ra; p —).- Scientiam igitur Dei nemo novit
nisi Deus; sic nec potentiam qua est creator. Unde omnium operum Dei
nulla est ratio, sed sicut voluit, fecit, et voluit, quia Deus.Cum hoc
ita sit quod ex altitudine divitiarum scientiae et sapientiae eius,quae attingi
nequeunt, omnia hoc sint quod sunt, non potest creatura nisi Deum bene-
dicere in eo quod est. Vgl. dazu PETRUS LOMRARDUS Sent. I d. 45
c. 4: Haec itaque summa bona voluntas causa est omnium, quae naturaliter
fiunt vel facta sive futura sunt, quae nulla praeventa est causa, quia aeterna
est. Ideoque causa ipsius quaerenda non est: qui enim eius causam quaerit,
aliquid maius ea quaerit, cum nihil maius ea sit. Danach führt der Magister
drei Augustinustexte als Releg an. — Vgl. auch Sermo 17 n. 29, oben S. 16, 17 ff.
21. Das Wort gewerd spielt hier zugleich auf das schöpferische Fiat in
Gen. 1, 3. 6 an. Vgl. dazu PETRUS LOMRARDUS Sent. II c. 13 c. 6:
 
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