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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0274
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274 J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.
Zur Vorgeschichte der Termini wjjflus usw. kurz folgendes:
Nach A. Niciclas bezeichnet usfluz bei Seuse ,,das Hervorgehen
der göttlichen Personen, desgleichen der Kreatur aus Gott, doch
ohne pantheistischen Beigeschmack, gleichbedeutend mit creatio“
(S. 125). Sie bringt für diese Doppelbedeutung genügend Belege.
Ecki-iart hingegen gebraucht usjluss sowohl für den Ausgang der
göttlichen Personen* 1 wie auch für die innergöttliche Produktion
der Ideen2, aber nicht für die creatio-passio. Das entspricht seinem
lateinischen Sprachgebrauch, da er emanatio im wesentlichen trini-
tarisch verwendet, oft in betontem Gegensatz zu creatio3; nirgend-
wo aber wird mit diesem oder den verwandten Ausdrücken effluxus
und fluxus der Ausgang der Geschöpfe von Gott bezeichnet. Ander-
seits verwendet Eckhart wohl das Wort fliezen und uzfliezen im
Sinne von Geschaffenwerden; z. B. Pr. 15 (Die deutschen Werke I
245, 3): Alle creaturen sint usser gottes willen geflossen. Paradisus
anime intelligentis Pr. 60 (ed. Ph. Strauch, S. 127, 32): Darumme
flizint alle dinc uz ume alse ein licht zu offinbarne daz forborgine
licht. In den lateinischen Schriften sagt er gelegentlich (In Sap.
n. 292), daß das geschöpfliche Sein sich in beständigem Fluß (in
continuo fluxu et fieri) befindet, weil das Geschöpf es nicht zu
eigen besitzt, sondern ohne Unterlaß von Gott empfängt. Diesem
Gedanken begegnen wir auch bei andern Scholastikern, und er
mag zur Entstehung der «s/Zzzz-Terminologie beigetragen haben.
Was man aber eigentlich mit ihr sagen wollte, erfahren wir aus
der ausführlichen Abhandlung, die Albertus M. diesem Fragen-
komplex gewidmet hat4. Er definiert fluxus als emanatio formae a
primo fonte, qui omnium formarum est fons et origo. Das Wesent-
liche des Bildes liegt darin, daß der Urquell aller Formen diese aus
sich hervorgehen läßt, ohne in seiner eigenen Fülle im geringsten

und Wirken ein Abbild Gottes, vielmehr fließt die Schöpferkraft auch sozu-
sagen in die Dinge ein, so daß sie wieder andere hervorbringen können.
1 Vgl. Meister Eckhart (lirsg. von Fr. Pfeiffer, 4. Aufl. 1924) Pr. 47,
S. 157, 33. 35. Buch der göttl. Tröstung (hrsg. von Ph. Strauch) 26, 10, 37.
2 Vgl. Pfeiffer, Pr. 56, S. 181, 10—14. Die deutschen Werke (hrsg.
von Jos. Quint) I, Pr. 12, S. 199, Iff.
3 Vgl. In Gen. I n. 7 ßduo haec’, personarum scilicet emanationem et
mundi creationem); In Gen. II n. 3. 8 (productio sive emanatio Filii et Spi-
ritus sancti a Patre aeternaliter, item productio sive creatio generalis totius
universi). 9. 215 usw.
4 De causis et processu univ. I tr. 4, Opera X 410ff. Die Definition
findet sich 411a.
 
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