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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0053
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Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen

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schon herangezogene Wilhelmi vermag nicht weniger bestimmt
die Germanen der Völkerwanderung gegen eine ältere Siedelungs-
schicht abzugrenzen, die er ihren taciteischen Vorfahren zuschreibt;
er hat zwei ganz verschiedene archäologische Gruppen vor sich,
die noch dazu durch die Römerzeit der Rheinlande voneinander
geschieden werden. Mit einem ganz anderen Fundstoff arbeitet der
in der Altmark tätige J. F. Danneil, der schon 1836 die zeitliche
Abfolge von Großsteingräbern, Hügelgräbern und Urnengräber-
feldern begründet* 1. Hält er mit der ethnischen Verteilung dieser
Gruppen noch recht zurück, so bleibt es dann einer späteren Zeit
Vorbehalten, seine letztgenannte Stufe als ,,Wendenkirchhöfe“ zu
bezeichnen und die älteren den Germanen oder gar den „Vor-
germanen“ zuzuweisen.
In allen diesen Fällen handelt es sich um das Nacheinander
verschiedenartig gestalteter archäologischer Erscheinungen, das im
Sinne einer zeitlichen Abfolge auch von Völkern ausgewertet wird.
Verteilen sich die herangezogenen Reispiele auf das ganze 19. Jahr-
hundert, so gehören diejenigen, welche ein räumliches Nebenein-
ander mehrerer Fundprovinzen betreffen, erst dem Ausgang des-
selben an. Dies ergibt sich daraus, daß hierzu nicht nur ein wesent-
lich zahlreicherer Fundstoff notwendig ist, als er bald nach Reginn
des Jahrhunderts vorhanden war, sondern auch eine damals noch
nicht zu erwartende Überschau über größere Länderräume. Auf
diese zwei Voraussetzungen gründet sich die Leistung 0. Tisch-
lers, der mit dem in der Weite geschulten Blick nun auch auf
kleinerem Gebiet zur Feststellung von Fundgruppen kommt. Muß-
ten die Regriffe Hallstatt- und La-Tene-Kultur jenen Jahrzehnten
noch zu problematisch sein, als daß ihre Heraushebung aus der
archäologischen Umgebung zu einer klaren Vorstellung von dem
eigentlichen Inhalt einer Fundprovinz hätte führen können, so blieb
es einem kleineren, verhältnismäßig gut erforschten Gebiet Vor-
behalten, die hier interessierenden Aufschlüsse zu ermöglichen. In
Ostpreußen, sagt Tischler2, lassen sich während der ersten Jahr-
tem Beobachtungsgebiet (dem Spreewald und der Lausitz) noch jetzt erst
recht spärlich durch Funde bezeugt.
1 General-Bericht über Aufgrabungen in der Umgegend von Salzwedel.
Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen 2,
1836, 544—584.
2 Korrespondenzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft 19,
1888, 118; vgl. Denselben, Schriften der physikalisch-ökonomischen Ge-
sellschaft in Königsberg 29, 1888, 20 und 31, 1890, 97 f.
 
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