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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0070
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70

E. Wahle:

sonderen Erfolg, abermals einen neuen Raum als das Ausgangs-
gebiet der Wanderungen ansprechen zu können. Waren sowohl das
ältere Neolithikum wie besonders das Mesolithikum für Kos sin na
eine so wenig sichere Grundlage, daß er seine Ansicht über die Ur-
heimat wiederholt geändert hat, so bleibt es der nächstfolgenden
Generation doch versagt, daraus die notwendige Folgerung zu
ziehen und die Art der Betrachtungsweise für dieses fortgesetzte
Schwanken verantwortlich zu machen. In beharrlicher Verfolgung
dieser einmal vorhandenen Bahn werden neuerdings auch im Palä-
olithikum bodenständige Erscheinungen gefunden, mit solchen der
anschließenden Zeit verknüpft und im Sinne einer Kontinuität
nicht nur des materiellen Gutes, sondern auch von Kultur und
Rasse gedeutet. Man kommt „zu dem Schluß, daß wir in unserem
Raume eine bodenständige und damit auch eigenständige Kultur-
entwicklung mindestens seit dem Beginn der letzten Eiszeit anzu-
nehmen haben“1. Die Fäden, die insbesondere in dem mittel-
deutschen Fundstoff des letzten Interglazials, also vor mehr als
einhunderttausend Jahren, beginnen sollen, werden über die neo-
lithischen Indogermanen zu den tragenden Kräften einer rassisch
gesehenen Weltgeschichte hin verfolgt2. Dasselbe Streben, auf
typologischem Wege bodengebundene Kräfte zu finden und mit
1 Germanen-Erbe 1939, 331 (J. Andree); Kultur und Rasse, Otto
Reche zum 60. Geburtstag, 1939, 39—50 (Ders.). Vgl. auch Mannus 28,
1936, 407—410 (Ders.).
2 J. Andree, Der eiszeitliche Mensch in Deutschland und seine Kul-
turen, 1939, 7291'.: „Mitteleuropa und damit Deutschland waren von alters
her der Sitz der Handspitzenkulturen. Aus diesen bodenständigen Hand-
spitzenkulturen gehen in Mittel- und wohl auch in Westeuropa die Klingen-
kulturen hervor, an verschiedensten Stellen, nicht überall gleichzeitig, am
frühesten in Mitteldeutschland“. Am Ende der Eiszeit „haben die Klingen-
kulturen überall die alleinige Herrschaft erlangt. Die Klingenkulturen des
Eiszeitalters vor allem aber sind aufs engste — über die Mittelsteinzeit, zu-
sammen mit Grobkulturen — verknüpft mit den jungsteinzeitlichen indo-
germanischen Kulturen Mitteleuropas. Es läßt sich weiterhin nachweisen, daß
in Mitteleuropa aus hier ansässigen, urtümlichen (neandertaloiden) Menschen-
formen sich im Laufe des Eiszeitalters ohne Einwanderung fremder, außer-
europäischer Elemente, also bodenständig die Alteuropäische Langkopfgruppe
des homo sapiens diluvialis entwickelt. So haben sich Rasse und Kultur völlig
gleichgerichtet und untrennbar voneinander im Eiszeitalter bodenständig ent-
wickelt, und der Raum, in dem diese Entwicklung vor sich ging, war Mittel-
und Westeuropa, — der Raum der großen Kulturneuschöpfungen — der
Raum, in dem allein die Uranfänge alles späteren Indogermanentums rassisch
wie kulturell zu suchen und —• zu finden sind.“
 
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