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E. Wahle:
Form vereinigenden Welt an noch einer anderen Stelle des da-
maligen germanischen Grenzsaumes, nämlich im westlichen Hinter-
pommern begegnet?1 Wenn es H. Agoe gelingt, die lange um-
stritten gewesene Nationalität dieses Kreises zu ermitteln, so vor
allem deshalb, weil er den Stoff im Sinne einer statt gehabten Aus-
einandersetzung der Völker deutet. „Das hier vorgelegte archä-
ologische Material gibt die Möglichkeit, in der Steinkistenkultur
mit seltener Sicherheit den Vorgang zu verfolgen, wie Teile illy-
rischen Volkstums in das germanische eingeschmolzen werden“2.
Endlich ist in diesem Zusammenhang der in die dritte Periode der
Bronzezeit fallenden Fundgruppe an der Ilmenau zu gedenken, in
welcher sich nordische und süddeutsche Formen etwa die Waage
halten. Es liegt natürlich nahe, diese einen großen Teil der Lüne-
burger Heide beanspruchende und somit ganz am Rande der da-
maligen germanischen Welt liegende kleine Sonderprovinz dem nor-
dischen Kreise zuzurechnen, in dessen Schatten wohl eine gewisse
Einflußnahme der Süddeutschen Hügelgräberbronzezeit möglich
gewesen sein dürfte, nicht aber die Errichtung eines vorgescho-
benen Postens dieser letzteren. Trotzdem wird jetzt vermittels
einiger weniger Gerätformen der Periode 2 die Vorstellung Ver-
treten, daß es sich bei dieser Provinz um eine nichtgermanische,
nach dem Süden hin zu verankernde Erscheinung handele, die nach
kurzer Blüte schon in der Periode 3 durch eine über die Elbe ge-
kommene germanische Welle verdrängt worden sei. Wie Fr. Holste
dies aus einem kleinen Vorrat von Typen herausliest, so findet
er die von der Ilmenau nach Süden hin Ausgewichenen, welche dem
Wege die Leine aufwärts gefolgt sind, im östlichen Hessen wieder
und denkt auch an die Möglichkeit, daß sie den dortigen Siede-
lungsraum nach dem oberen Main hin erweitert haben3.
Im östlichsten Teil des Hinterpommerschen Landrückens, im
Samland und in der Gegend von Memel begegnen nordische Bronzen
in kleiner, aber an diesen ausgesuchten Stellen auffallender An-
zahl. Doch ist E. Sturms4 so vorsichtig, hier nicht von „nordisch-
germanischem“ Material, sondern nur von einem „subnordischen“
1 Baltische Studien. N. F. 38, 1936, 1—47 (H. J. Eggers) u. 41, 1939,
284 (O. Kunkel).
2 Agde 160.
3 Fr. Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen (Vorgeschichtl.
Forschungen 12), 1939, 104.
4 E. Sturms, Die ältere Bronzezeit im Ostbaltikum (Vorgeschichtliche
Forschungen 10), 1936, 147.
E. Wahle:
Form vereinigenden Welt an noch einer anderen Stelle des da-
maligen germanischen Grenzsaumes, nämlich im westlichen Hinter-
pommern begegnet?1 Wenn es H. Agoe gelingt, die lange um-
stritten gewesene Nationalität dieses Kreises zu ermitteln, so vor
allem deshalb, weil er den Stoff im Sinne einer statt gehabten Aus-
einandersetzung der Völker deutet. „Das hier vorgelegte archä-
ologische Material gibt die Möglichkeit, in der Steinkistenkultur
mit seltener Sicherheit den Vorgang zu verfolgen, wie Teile illy-
rischen Volkstums in das germanische eingeschmolzen werden“2.
Endlich ist in diesem Zusammenhang der in die dritte Periode der
Bronzezeit fallenden Fundgruppe an der Ilmenau zu gedenken, in
welcher sich nordische und süddeutsche Formen etwa die Waage
halten. Es liegt natürlich nahe, diese einen großen Teil der Lüne-
burger Heide beanspruchende und somit ganz am Rande der da-
maligen germanischen Welt liegende kleine Sonderprovinz dem nor-
dischen Kreise zuzurechnen, in dessen Schatten wohl eine gewisse
Einflußnahme der Süddeutschen Hügelgräberbronzezeit möglich
gewesen sein dürfte, nicht aber die Errichtung eines vorgescho-
benen Postens dieser letzteren. Trotzdem wird jetzt vermittels
einiger weniger Gerätformen der Periode 2 die Vorstellung Ver-
treten, daß es sich bei dieser Provinz um eine nichtgermanische,
nach dem Süden hin zu verankernde Erscheinung handele, die nach
kurzer Blüte schon in der Periode 3 durch eine über die Elbe ge-
kommene germanische Welle verdrängt worden sei. Wie Fr. Holste
dies aus einem kleinen Vorrat von Typen herausliest, so findet
er die von der Ilmenau nach Süden hin Ausgewichenen, welche dem
Wege die Leine aufwärts gefolgt sind, im östlichen Hessen wieder
und denkt auch an die Möglichkeit, daß sie den dortigen Siede-
lungsraum nach dem oberen Main hin erweitert haben3.
Im östlichsten Teil des Hinterpommerschen Landrückens, im
Samland und in der Gegend von Memel begegnen nordische Bronzen
in kleiner, aber an diesen ausgesuchten Stellen auffallender An-
zahl. Doch ist E. Sturms4 so vorsichtig, hier nicht von „nordisch-
germanischem“ Material, sondern nur von einem „subnordischen“
1 Baltische Studien. N. F. 38, 1936, 1—47 (H. J. Eggers) u. 41, 1939,
284 (O. Kunkel).
2 Agde 160.
3 Fr. Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen (Vorgeschichtl.
Forschungen 12), 1939, 104.
4 E. Sturms, Die ältere Bronzezeit im Ostbaltikum (Vorgeschichtliche
Forschungen 10), 1936, 147.