9. Shakespeare und anglonorm. Levelaunce
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gentlich gleichbedeutend mit dem scheinbar gegensätzlichen lance
baissiee gebraucht wird.
Bemerkenswert ist hierfür auch eine andre Stelle im Perceval,
wo von zwei Rittern die Rede ist, die feindlich aufeinander losreiten
(V. 2662 f.):
Chascuns ot (andre Hss. tint) sa lance apoiiee
devant son argon sor le fautre
'Jeder hatte (andre Hss. hielt) seine Lanze gestützt vor seinem
Sattelbogen auf dem Polster (Falz)’, wo deutlich von der eingelegten
Lanze die Rede ist. Für apoiiee 'gestützt’ haben vier Handschriften
empoigniee 'mit der Faust gefaßt’, eine Handschrift hat baissiee
'gesenkt’, eine drecie 'emporgehoben, aufgerichtet’, eine levee 'er-
hoben’. Die fünf Ausdrücke müssen also in diesem Zusammen-
hang einigermaßen gleichbedeutend gewesen sein. Und wenn jeder
der beiden Ritter sa lance levee 'vor seinem Sattelbogen auf dem
Polster’, devant son argon so?' le fautre, hält, so beweist dies, daß
lance levee, wohl im Sinne von 'kampfbereit’, auch die Haltung der
eingelegten Lanze bezeichnen konnte. Rach hat also recht mit
seiner Auffassung, daß lance levee ein Ausdruck für die einge-
legte Lanze ist. Außer lance levee, lance baissiee oder abaissiee
finden sich in gleicher Bedeutung noch die folgenden Wendungen:
lance sur (le) fautre, lance en (le) fautre, lance eslongiee oder alon-
giee (Bach aaO. § 92).
Nach alledem ist lever la lance jedenfalls nicht dasselbe wie
engl, shake the lance 'die Lanze (in Erregung oder drohend) schüt-
teln’.
in seinen weiteren Ausführungen weist Heintz darauf hin,
daß “The Christian name Simon occurs several times amongst both
early Levelances and Shakespeares.” Von 1350—1457 klaffe eine
Lücke. Er vermutet, in dieser Zeit hätten die Levelances in Ilatton
bei Rowington und Wroxall (in Warwickshire) gesessen, wo im
16. Jahrhundert Shakespeares wohnten. Er glaubt, das Gut Ly-
aunce in Hatton, das John Shakessperes Witwe und ihrem Sohn
Thomas Shakesspere gehörte und 1570 Lyons genannt wird, sei
das alte Gut der Livelance gewesen und stelle die letzte Spur des
normannischen Namens Levelance dar. Die Familie habe in Hatton
gelebt und dort ihren Namen geändert; aber der alte Name sei
an dem Gut hängen geblieben. E. K. Chambers1 wendet hier-
gegen ein, die Shakespeares seien nachgewiesenermaßen erst im
1 William Shakespeare II 374.
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gentlich gleichbedeutend mit dem scheinbar gegensätzlichen lance
baissiee gebraucht wird.
Bemerkenswert ist hierfür auch eine andre Stelle im Perceval,
wo von zwei Rittern die Rede ist, die feindlich aufeinander losreiten
(V. 2662 f.):
Chascuns ot (andre Hss. tint) sa lance apoiiee
devant son argon sor le fautre
'Jeder hatte (andre Hss. hielt) seine Lanze gestützt vor seinem
Sattelbogen auf dem Polster (Falz)’, wo deutlich von der eingelegten
Lanze die Rede ist. Für apoiiee 'gestützt’ haben vier Handschriften
empoigniee 'mit der Faust gefaßt’, eine Handschrift hat baissiee
'gesenkt’, eine drecie 'emporgehoben, aufgerichtet’, eine levee 'er-
hoben’. Die fünf Ausdrücke müssen also in diesem Zusammen-
hang einigermaßen gleichbedeutend gewesen sein. Und wenn jeder
der beiden Ritter sa lance levee 'vor seinem Sattelbogen auf dem
Polster’, devant son argon so?' le fautre, hält, so beweist dies, daß
lance levee, wohl im Sinne von 'kampfbereit’, auch die Haltung der
eingelegten Lanze bezeichnen konnte. Rach hat also recht mit
seiner Auffassung, daß lance levee ein Ausdruck für die einge-
legte Lanze ist. Außer lance levee, lance baissiee oder abaissiee
finden sich in gleicher Bedeutung noch die folgenden Wendungen:
lance sur (le) fautre, lance en (le) fautre, lance eslongiee oder alon-
giee (Bach aaO. § 92).
Nach alledem ist lever la lance jedenfalls nicht dasselbe wie
engl, shake the lance 'die Lanze (in Erregung oder drohend) schüt-
teln’.
in seinen weiteren Ausführungen weist Heintz darauf hin,
daß “The Christian name Simon occurs several times amongst both
early Levelances and Shakespeares.” Von 1350—1457 klaffe eine
Lücke. Er vermutet, in dieser Zeit hätten die Levelances in Ilatton
bei Rowington und Wroxall (in Warwickshire) gesessen, wo im
16. Jahrhundert Shakespeares wohnten. Er glaubt, das Gut Ly-
aunce in Hatton, das John Shakessperes Witwe und ihrem Sohn
Thomas Shakesspere gehörte und 1570 Lyons genannt wird, sei
das alte Gut der Livelance gewesen und stelle die letzte Spur des
normannischen Namens Levelance dar. Die Familie habe in Hatton
gelebt und dort ihren Namen geändert; aber der alte Name sei
an dem Gut hängen geblieben. E. K. Chambers1 wendet hier-
gegen ein, die Shakespeares seien nachgewiesenermaßen erst im
1 William Shakespeare II 374.