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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 5. Abhandlung): Shakespeares Name und Herkunft — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42024#0054
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54

Joha.wes Hoops: Shakespeares Name und Herkunft

12. Herkunft (1er Familie des Dichters.
Im Zusammenhang mit seiner Ableitung des Namens Shake-
speare aus dem normannischen Sakeespee spricht Adams die Ver-
mutung aus,
“that the Shakespeares came over with the throng that
followed in the wake of William the Conqueror” (p. 3), “that the
poet’s family, like so many distinguished English fainilies, eame from
across the Channel during the rule of English kings over northern France”
(p. 4).
Und er weist darauf hin (S. 5), daß Ghristopher Sly, “the drunken
tinker” in The Taming of the Shrew, sich rühmt:
“The Slys are no rogues. Look in the chronicles; we came in with
Richard Conqueror.”
Diese Hypothese von Adams, daß Shakespeares Familie nor-
mannischen Ursprungs sei und zur Zeit der Normannenherrschaft
nach England kam, setzt voraus, daß der Name Shakespeare die
Übersetzung oder Umdeutung eines normannischen Familiennamens
war. Adams’ eigner Versuch, Shakespeare als eine Umdeutung des
norm. Sakeespee zu erklären, hat sich als unhaltbar erwiesen, es sei
denn, daß bereits ein englischer Name Shakespeare vorhanden war,
an den Sakeespee sich angleichen konnte. Die Ansicht von Heintz,
der Shakespeare als Übersetzung des normannischen Familien-
namens Leaelaunce auffaßt, scheitert daran, daß Shakespeare keine
genaue Wiedergabe von Levelaunce ist, während es in dt. Schütte-
speer und it. Crollalanza völlig gleichbedeutende Parallelbildun-
gen hat.
Die Übereinstimmung dieser drei Namen läßt, wie wir sahen,
nur zwei Erklärungen zu: entweder gehen alle drei auf eine gemein-
same französische Grundform, etwa *crolle-espieu oder *crolle-lance,
zurück, die in den drei Ländern in heimischer Gewandung einge-
bürgert wurde; oder aber sie sind unabhängig voneinander nach
dem Muster andrer, ähnlicher französischer Imperativbildungen
mit einheimischem Sprachmaterial neu geschaffen worden.
In beiden Fällen müssen diese imperativischen Namenbildun-
gen zunächst Gattungsnamen, und zwar Spottnamen für leicht
erregbare Lanzenknechte oder lanzentragende Polizeibeamte ge-
wesen sein, die dann verschiedentlich an den Familien derselben
hängen blieben.
Daß der hypothetische französische Spitzname *crolle-espieu
oder *crolle-lance schon als Familienname nach England kam, ist
 
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