§6
Die absolute Chronologie der Eklogen
Kombiniert man die relative Folge der zehn Eklogen mit den Daten
der absolut datierbaren Gedichte, so ergibt sich, daß die Abfassung der
Bucolica kein gleichmäßiger Prozeß war, in welchem die einzelnen
Stücke in ungefähr gleichen Abständen einander folgten. Die zehn Ge-
dichte teilen sich vielmehr in drei zeitlich relativ geschlossene (und auch
ihrem Charakter nach sich zusammenschließende) Gruppen, die frühe
Dreiergruppe 2, 3, 5, die mittlere Vierergruppe 9, 1, 6, 4, die späte
Dreiergruppe 8, 10, 7. Für die Zeit der Entstehung der frühen Eklogen-
trias haben wir aus den obigen Untersuchungen keinen anderen Anhalt
als den, daß sie vor dem Jahr 40 v. Chr. entstanden ist. In § 121 wird
sich ergeben, daß ein externes Zeugnis erlaubt, die Eklogen 2, 3 und 5
im Jahr 42 bekannt gemacht zu denken. Da die Gedichte eng zusam-
mengehören2, wird man mit dem Anfang der Eklogendichtung höch-
stens um ein Jahr über 42 hinaufgehen, also 43/42 v. Chr. für die Ent-
stehung der Frühgruppe ansetzen.
Die Mittelgruppe der vier Eklogen 9, 1, 6, 4 gehört geschlossen in
das Jahr 40 v. Chr., da das erste und das letzte Gedicht dieser Gruppe
auf 40 zu datieren sind. Für die Pollio-Ekloge ist das nicht weiter aus-
zuführen. Für ecl. 9 ergibt es sich aus der Nennung des Varus in v. 26-
28. Varus war erst im Jahr 40 Octavians Legat in der Transpadana3.
Da er im Zusammenhang mit Mantua und Cremona genannt wird,
läßt sich ecl. 9 nicht von seiner Tätigkeit in der Transpadana trennen4.
Zwischen der frühen und der mittleren Gruppe bukolischer Gedichte
liegt ein Intervall von mindestens einem Jahr. Wir wissen nicht, was
Vergil 41 v. Chr. getan hat, dem Jahr, in dem C. Asinius Pollio die
Landverteilungen in der Transpadana leitete5. Aber es läßt sich immer-
1 Vgl. u. S. 69 f.
2 Vgl. u. S. 41 f.
3 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 31,13ff. und 33,27ff.; irrtümlich anders: Sp. 23,59 f.; vgl.
auch L. P. Wilkinson, Virgil and the Evictions, Hermes 94 (1966), S. 320-324, auf
S. 320.
4 Vgl. Wilkinson, a. O.; wohl versehentlich im Widerspruch zur Datierung der
Tätigkeit des Varus verbindet Büchner, a. O., Sp. 25 ff. und 232,39 f. ecl. 9 und 1
mit den Ereignissen des Jahres 41.
5 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 25 ff.
Die absolute Chronologie der Eklogen
Kombiniert man die relative Folge der zehn Eklogen mit den Daten
der absolut datierbaren Gedichte, so ergibt sich, daß die Abfassung der
Bucolica kein gleichmäßiger Prozeß war, in welchem die einzelnen
Stücke in ungefähr gleichen Abständen einander folgten. Die zehn Ge-
dichte teilen sich vielmehr in drei zeitlich relativ geschlossene (und auch
ihrem Charakter nach sich zusammenschließende) Gruppen, die frühe
Dreiergruppe 2, 3, 5, die mittlere Vierergruppe 9, 1, 6, 4, die späte
Dreiergruppe 8, 10, 7. Für die Zeit der Entstehung der frühen Eklogen-
trias haben wir aus den obigen Untersuchungen keinen anderen Anhalt
als den, daß sie vor dem Jahr 40 v. Chr. entstanden ist. In § 121 wird
sich ergeben, daß ein externes Zeugnis erlaubt, die Eklogen 2, 3 und 5
im Jahr 42 bekannt gemacht zu denken. Da die Gedichte eng zusam-
mengehören2, wird man mit dem Anfang der Eklogendichtung höch-
stens um ein Jahr über 42 hinaufgehen, also 43/42 v. Chr. für die Ent-
stehung der Frühgruppe ansetzen.
Die Mittelgruppe der vier Eklogen 9, 1, 6, 4 gehört geschlossen in
das Jahr 40 v. Chr., da das erste und das letzte Gedicht dieser Gruppe
auf 40 zu datieren sind. Für die Pollio-Ekloge ist das nicht weiter aus-
zuführen. Für ecl. 9 ergibt es sich aus der Nennung des Varus in v. 26-
28. Varus war erst im Jahr 40 Octavians Legat in der Transpadana3.
Da er im Zusammenhang mit Mantua und Cremona genannt wird,
läßt sich ecl. 9 nicht von seiner Tätigkeit in der Transpadana trennen4.
Zwischen der frühen und der mittleren Gruppe bukolischer Gedichte
liegt ein Intervall von mindestens einem Jahr. Wir wissen nicht, was
Vergil 41 v. Chr. getan hat, dem Jahr, in dem C. Asinius Pollio die
Landverteilungen in der Transpadana leitete5. Aber es läßt sich immer-
1 Vgl. u. S. 69 f.
2 Vgl. u. S. 41 f.
3 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 31,13ff. und 33,27ff.; irrtümlich anders: Sp. 23,59 f.; vgl.
auch L. P. Wilkinson, Virgil and the Evictions, Hermes 94 (1966), S. 320-324, auf
S. 320.
4 Vgl. Wilkinson, a. O.; wohl versehentlich im Widerspruch zur Datierung der
Tätigkeit des Varus verbindet Büchner, a. O., Sp. 25 ff. und 232,39 f. ecl. 9 und 1
mit den Ereignissen des Jahres 41.
5 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 25 ff.