Ovids poetische Menschenwelt
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schichte (24 Verse) verhindert Überdruß, indem sie Abwechslung
schafft. Der Leser schläft gerade deshalb nicht ein, weil Argus einschläft.
Auf die Erzählung von Io, Jupiters Liebe und Junos Eifersucht, folgt
die große Phaethonerzählung, keine Liebesgeschichte (met. 1,750-
2,400), aber, indem Phaethon Sproß aus der Liebe des Sonnengottes zu
einer sterblichen Frau ist, doch auch Vorspiel zu Sols Liebesgeschichten
met. 4,190ff. (vgl. bes. met. 4,204-208). Die nächste Geschichte aber ist
wieder eine Erzählung von der Liebe eines Gottes; sie verbindet Jupiters
Liebe und Junos Eifersucht (met. 2,401-531). Callisto ist eine arkadische
Jägerin, liebste Gefährtin der Diana. In diese wandelt sich Jupiter um,
gesellt sich so ihr im Walde zu - welche Täuschung das Motiv Verfolgung
und Flucht ausschließt-, küßt sie, aber nicht mädchenhaft, umarmt sie
und verrät seine Männlichkeit nicht ohne Tat. Sie freilich hat sich ge-
wehrt, wie nur eine Frau es vermochte: doch wen könnte ein Mädchen,
wer Jupiter überwinden?
Die Geschichten von Io und Callisto, von der Kuh und der Bärin,
sind, als analoge Erzählungen, durch das Phaethon-Mythologem ge-
trennt. Io wird eine Göttin (Isis), Callisto als Sternbild (Großer Bär)
vergottet, Phaethons Aufstieg zum Himmel endet mit einer Katastro-
phe. Die Callistogeschichte nimmt Motive aus der Syrinxerzählung auf
(arkadisches Mädchen, Jungfräulichkeit, Dianaverehrung).
Es folgt die Geschichte von Apollo und Coronis (met. 2,534-632),
erstmals ohne die Antithese begehrender Gott - sich verweigernde (er-
folgreich oder überwunden) Jungfrau. Das durch Juno hereingekom-
mene Motiv ehelicher Eifersucht färbt jetzt auf den liebenden Gott ab.
Eingelegt (met. 2,566-588) ist aber wieder - vgl. die Syrinxerzählung
innerhalb der logeschichte - eine Erzählung von göttlicher Begehrlich-
keit und jungfräulicher Verweigerung: die Geschichte der phokäischen
Königstochter (Vater Coroneus), die in eine Krähe (κορώνη = cornix)
verwandelt wird, Rettung vor der Zudringlichkeit Neptuns durch Mi-
nerva: „mota est pro virgine virgo / auxiliumque tulit“ (met. 2,579f.).19
Die Liebe von Apollo zu Coronis ist zunächst die letzte Liebesge-
schichte. D. h. von met. 1,452 bis 2,632 waren einander, mit Ausnahme
des Phaethonmythos, nur Liebeserzählungen gefolgt. Das Thema von
met. 1,452 „Primus amor. ..“ an war, von jener Ausnahme abgesehen,
geschlossen „Liebe von Göttern zu Mädchen“ gewesen. Andererseits ist
- vgl. Pluto und Proserpina, Venus und Adonis, Apollo und Cyparissus
19 Das Gespräch zwischen Rabe und Krähe verbindet die Apollo-Κορωνίς- und die Nep-
tun-Κορώνη (hieß die Prinzessin so?)-Geschichte.
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schichte (24 Verse) verhindert Überdruß, indem sie Abwechslung
schafft. Der Leser schläft gerade deshalb nicht ein, weil Argus einschläft.
Auf die Erzählung von Io, Jupiters Liebe und Junos Eifersucht, folgt
die große Phaethonerzählung, keine Liebesgeschichte (met. 1,750-
2,400), aber, indem Phaethon Sproß aus der Liebe des Sonnengottes zu
einer sterblichen Frau ist, doch auch Vorspiel zu Sols Liebesgeschichten
met. 4,190ff. (vgl. bes. met. 4,204-208). Die nächste Geschichte aber ist
wieder eine Erzählung von der Liebe eines Gottes; sie verbindet Jupiters
Liebe und Junos Eifersucht (met. 2,401-531). Callisto ist eine arkadische
Jägerin, liebste Gefährtin der Diana. In diese wandelt sich Jupiter um,
gesellt sich so ihr im Walde zu - welche Täuschung das Motiv Verfolgung
und Flucht ausschließt-, küßt sie, aber nicht mädchenhaft, umarmt sie
und verrät seine Männlichkeit nicht ohne Tat. Sie freilich hat sich ge-
wehrt, wie nur eine Frau es vermochte: doch wen könnte ein Mädchen,
wer Jupiter überwinden?
Die Geschichten von Io und Callisto, von der Kuh und der Bärin,
sind, als analoge Erzählungen, durch das Phaethon-Mythologem ge-
trennt. Io wird eine Göttin (Isis), Callisto als Sternbild (Großer Bär)
vergottet, Phaethons Aufstieg zum Himmel endet mit einer Katastro-
phe. Die Callistogeschichte nimmt Motive aus der Syrinxerzählung auf
(arkadisches Mädchen, Jungfräulichkeit, Dianaverehrung).
Es folgt die Geschichte von Apollo und Coronis (met. 2,534-632),
erstmals ohne die Antithese begehrender Gott - sich verweigernde (er-
folgreich oder überwunden) Jungfrau. Das durch Juno hereingekom-
mene Motiv ehelicher Eifersucht färbt jetzt auf den liebenden Gott ab.
Eingelegt (met. 2,566-588) ist aber wieder - vgl. die Syrinxerzählung
innerhalb der logeschichte - eine Erzählung von göttlicher Begehrlich-
keit und jungfräulicher Verweigerung: die Geschichte der phokäischen
Königstochter (Vater Coroneus), die in eine Krähe (κορώνη = cornix)
verwandelt wird, Rettung vor der Zudringlichkeit Neptuns durch Mi-
nerva: „mota est pro virgine virgo / auxiliumque tulit“ (met. 2,579f.).19
Die Liebe von Apollo zu Coronis ist zunächst die letzte Liebesge-
schichte. D. h. von met. 1,452 bis 2,632 waren einander, mit Ausnahme
des Phaethonmythos, nur Liebeserzählungen gefolgt. Das Thema von
met. 1,452 „Primus amor. ..“ an war, von jener Ausnahme abgesehen,
geschlossen „Liebe von Göttern zu Mädchen“ gewesen. Andererseits ist
- vgl. Pluto und Proserpina, Venus und Adonis, Apollo und Cyparissus
19 Das Gespräch zwischen Rabe und Krähe verbindet die Apollo-Κορωνίς- und die Nep-
tun-Κορώνη (hieß die Prinzessin so?)-Geschichte.