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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0108
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Ernst A. Schmidt

sowie Hyacinthus, Apollo und die Sibylle von Cumae - dieses Thema
keineswegs beendet. Nur kommt es jetzt nicht mehr in geschlossener
Folge vor, sondern eingesprengt und auch neu eingefärbt in Kontexten
eines jeweils anderen dominanten Themas. Daher jetzt eine bloße Liste
mit lakonischen Kommentaren: met. 2,708-832: Merkur und Herse: die
Erzählung gilt fast ausschließlich der Bestrafung der Schwester Aglau-
ros; met. 2,833-3,2: Jupiter und Europa; met. 3,256 bis 315: Jupiter und
Semele; met. 4,169-270: Mars und Venus, Sol und Leucothoe, Sol und
Clytie, drei kompositorisch verbundene Liebes- und Ehebruchsge-
schichten in hundert Versen; met. 5,362ff.: Pluto und Proserpina
(verbunden mit vielen anderen Geschichten; Ende nicht eindeutig zu
bezeichnen)20; met. 5,572-641 (vgl. met. 5,487-508): Alpheus und Are-
thusa. Von der kurzen Syrinxgeschichte abgesehen die der Daphneer-
zählung ähnlichste Liebesgeschichte.21 Das Mädchen, eine achaische
Nymphe, ist mit ihrer Schönheit uneins: „crimenque placere putavi“
(met. 5,581 bis 584). Die Dianaverehrerin und deren Waffenträgerin
(v. 619 f.) und tüchtige Jägerin badet nackt am heißen Mittag im Flusse
Alpheus. Der Flußgott begehrt sie; sie flieht nackt, und nach einer Ver-
folgungsjagd durch die ganze Peloponnes (v. 607 f.) sieht sie beim
abendlichen - sie läuft seit dem Mittag! - Lauf in östlicher Richtung die
langen Schatten des Verfolgers sie überholen, hört seine Tritte und spürt
seinen Atem an den Haarbinden. Auf den Notruf zu Diana breitet die
Göttin eine Wolke über sie, die Alpheus scharf bewacht. Eisiger
Schweiß läuft über die Glieder der Jungfrau; sie wird zu Wasser. Al-
pheus, der Flußgott, tauscht seine Mannesgestalt in sein eigenes Wasser
zurück und vereinigt sich mit der Geliebten. Met. 6,103-126: 21 Götter-
verwandlungen zur Täuschung und Verführung sterblicher Frauen auf
Arachnes Teppich dargestellt; met. 6,682-713: Boreas und Orithyia,
nochmals ein Nachhall gewalttätiger Götterliebe; met. 8,176-182: Liber
und Ariadne; met. 10,106 bis 142: Apollo und Cyparissus; 155-161: Jupi-
ter und Ganymed; 162-219: Apollo und Hyacinthus; 524-552. 708-739:
Venus und Adonis. Orpheus kündigt sein Lied (met. 10,155-739) so an
20 Vgl. Ludwig (1965), Struktur der Metamorphosen, S. 38: „In der Liebe des Pluto wie-
derholte sich der Typ der gewalttätigen Götterliebe, die vor Alpheus flüchtende Are-
thusa war eine neue Daphne, und der Arachne-Teppich stellte die Götterliebschaften
schließlich zu einem Katalog zusammen.“
21 Vgl. Davis (1983), Death of Procris, S. 43: „the orthodox type in the tales of Daphne,
Syrinx, Arethusa and Callisto; S. 51: „Arethusa’s succinct self-characterization not only
corresponds, point for point, with the objective descriptions of Syrinx and Daphne, but
it also contains specific verbal reminiscences of the Daphne prototype, [.. .]“
 
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