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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0137
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Ovids poetische Menschenwelt

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Geschehen die ersten Metamorphosen noch zur Rettung oder aus Er-
barmen11, so tritt von ungefähr der Mitte des Werkes an, mit der Phile-
mon-und-Baucis-Geschichte, die Belohnung als Sinn der Apotheose in
den Vordergrund. Das gerechte, fromme und gastliche12 alte Ehepaar
ist einerseits ausdrücklich von der „verdienten Strafe“ der Nachbarn
ausgenommen (met. 8,689-691) und als immun von der partiellen Sint-
flut eine Reprise von Deucalion und Pyrrha, andererseits in seiner Gast-
lichkeit und Frömmigkeit und dann der Metamorphose als Lohn Gegen-
bild zu Lycaon und dessen Strafe. Zu Hercules und Augustus hat
Lieberg diesen Aspekt herausgestellt. Nachdem er die Inogeschichte als
„Vorklang zu den Apotheosen des zweiten Teils“ bezeichnet hat, fährt
er fort13: „Eine ähnliche Funktion läßt sich auch der Apotheose des Her-
cules zuschreiben. Dieser heißt nämlich IX 241 vindex terrae und ist da-
mit als der große Heros des mythischen Zeitalters gekennzeichnet, ,der
die Erde von verwüstenden Tieren und menschlichen Unholden be-
freit‘. Vergleichbares gilt für Augustus. Er ist in der historischen Zeit
des Dichters der Bezwinger orientalischer Barbarei (XV 829-30), der
universale Friedensbringer, gerechte Gesetzgeber und vorbildliche Sit-
tenlenker (832-834). Damit ist Augustus gewissermaßen der geschichtli-
che Vollender des von Hercules in der Epoche des Mythos grundgeleg-
ten Werkes der Zivilisation. Die Apotheose des Heros ist also wie die
des Herrschers der Lohn für die Erfüllung der gleichen Mission.“ Nach
Abstreifung der historischen Betrachtungsweise und geschichtlichen
Verbindung von Augustus und Hercules kann ich diese Charakteristik
übernehmen.
Die Zunahme des Motivs der Leistung in den Metamorphosen bis hin
zur Prinzipatsideologie kann nicht nur von dem Aspekt der Apotheose
aus betrachtet werden, sondern auch als Teil einer anderen Motivlinie,
für deren Beobachtung ich das folgende Zitat Liebergs als Anregung
nehme14: „Aber auch in bezug auf den ersten Teil kommt der Vergöttli-
chung des Hercules strukturelle Bedeutung zu. Unter den gewaltigen
luppitersöhnen steht da Hercules an letzter Stelle. Vor ihn treten Bac-
chus (III516-IV 415) und Perseus (IV 612-V 249). Die Reihenfolge ist
11 Venus erbarmt sich ihrer Enkelin Ino, die ihre Leiden nicht verdient habe („inmeritae“
met. 4,531), womit das Belohnungsmotiv anzuklingen beginnt.
12 met. 8,631: „pia Baucis anus“; 704: „iuste senex“; 629: „mille domos clausere serae;
tamen una recepit.“
13 Lieberg (1970), Apotheose in Metamorphosen, S. 129 mit Anm. 6 (= Nachweis des
Zitats im Text: comm. Haupt zu met. 9,241).
14 Lieberg (1970), Apotheose in Metamorphosen, S. 129.
 
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