Ovids poetische Menschenwelt
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großer Taten. Geweissagt war ihm, „toto [. . .] salutifer orbi“ (met.
2,642) zu sein, und als Überwinder des Pesttodes in Rom ist er abschlie-
ßend präsent: „venitque salutifer urbi“ (met. 15,744). Prototyp für Au-
gustus ist nicht nur der Jupitersohn und Held Hercules, sondern auch
der Apollosohn und Heiland Aesculapius.
Damit aber Augustus in diese Reihe von Göttersöhnen heroischer
virtus gestellt werden kann, wird sein ,Vater‘ Julius Caesar zum Gott
gemacht: „ne foret hie (sc. Augustus) igitur mortali semine cretus,/ ille
deus faciendus erat“ (met. 15,760f.). Zwar ist auch Caesars Verwand-
lung in einen Stern (v. 749) Lohn und Resultat seiner gewaltigen Taten
(v. 746ff.), und Venus tritt für ihn als Aeneasnachfahren und ihr eigenes
Geschlecht nicht anders als für ihren Sohn Aeneas ein (met. 15,760ff.),
so daß also auch die Apotheose Caesars selbst zu der Reihe der Vergot-
tungen von Göttersöhnen um ihrer großen Taten willen gehört, aber das
zu Augustus hinführende Motiv ist von mindestens gleicher Bedeutung.
Nicht nur, daß allein durch Caesars Vergottung Augustus in die themati-
sche Kette großer Göttersöhne tritt und diese sogar abschließt und be-
krönt: die Vaterschaft an dem so großen Mann (met. 15,758: „tantum
genuisse virum“) ist mindestens so sehr wie die großen Taten eben die
Leistung Caesars, der er die Vergottung verdankt (v. 746-759). Damit ist
aber auch die Leistung des Augustus so groß, daß sie gewissermaßen als
Lohn zwei Apotheosen verdient - die des Vaters und die eigne. Und das
besondere an der auf Augustus bezogenen Motivierung der Apotheose
Caesars ist, daß diese damit ein futurisch-teleologisches Element erhält:
„ne foret hic igitur mortali semine cretus,/ ille deus faciendus erat“
(v. 760f.), womit Ovid hier an augusteischem Geschichtsdenken teilhat.
Gehören das Ende Trojas (vgl. z.B. met. 13,429) und die Gründung
Roms (vgl. z.B. met. 14,774f.) vielleicht auch noch zum Thema der
Apotheose, als Vergöttlichung und Verewigung eines vergänglichen
und vergangenen Wesens? (So daß auch für diesen Teil der Metamor-
phosen die Pythagorasrede, hier also der Passus met. 15,420-452, nicht
den Schlüssel abgäbe?). Vermöge der Bewahrung des Ewigkeitsele-
ments in Troja, des Trojaners Aeneas? Und kann man sich die Vergot-
tung von Aeneas und Romulus, von Julius Caesar und Augustus um
Roms willen ohne Ewigkeit Roms vorstellen? Oder können Aeneas,
Romulus, Julius Caesar und Augustus unsterbliche römische Götter
sein ohne römischen Kult und ohne römische Verehrer? Ist als Aition
für die (Vorstellung und Idee der) Ewigkeit Roms in Ovids Zeit etwas
anderes als die über den Aeneasmythos vermittelte Wiedergeburt Tro-
jas denkbar? Auch die Ewigkeit der Metamorphosen - sie werden gele-
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großer Taten. Geweissagt war ihm, „toto [. . .] salutifer orbi“ (met.
2,642) zu sein, und als Überwinder des Pesttodes in Rom ist er abschlie-
ßend präsent: „venitque salutifer urbi“ (met. 15,744). Prototyp für Au-
gustus ist nicht nur der Jupitersohn und Held Hercules, sondern auch
der Apollosohn und Heiland Aesculapius.
Damit aber Augustus in diese Reihe von Göttersöhnen heroischer
virtus gestellt werden kann, wird sein ,Vater‘ Julius Caesar zum Gott
gemacht: „ne foret hie (sc. Augustus) igitur mortali semine cretus,/ ille
deus faciendus erat“ (met. 15,760f.). Zwar ist auch Caesars Verwand-
lung in einen Stern (v. 749) Lohn und Resultat seiner gewaltigen Taten
(v. 746ff.), und Venus tritt für ihn als Aeneasnachfahren und ihr eigenes
Geschlecht nicht anders als für ihren Sohn Aeneas ein (met. 15,760ff.),
so daß also auch die Apotheose Caesars selbst zu der Reihe der Vergot-
tungen von Göttersöhnen um ihrer großen Taten willen gehört, aber das
zu Augustus hinführende Motiv ist von mindestens gleicher Bedeutung.
Nicht nur, daß allein durch Caesars Vergottung Augustus in die themati-
sche Kette großer Göttersöhne tritt und diese sogar abschließt und be-
krönt: die Vaterschaft an dem so großen Mann (met. 15,758: „tantum
genuisse virum“) ist mindestens so sehr wie die großen Taten eben die
Leistung Caesars, der er die Vergottung verdankt (v. 746-759). Damit ist
aber auch die Leistung des Augustus so groß, daß sie gewissermaßen als
Lohn zwei Apotheosen verdient - die des Vaters und die eigne. Und das
besondere an der auf Augustus bezogenen Motivierung der Apotheose
Caesars ist, daß diese damit ein futurisch-teleologisches Element erhält:
„ne foret hic igitur mortali semine cretus,/ ille deus faciendus erat“
(v. 760f.), womit Ovid hier an augusteischem Geschichtsdenken teilhat.
Gehören das Ende Trojas (vgl. z.B. met. 13,429) und die Gründung
Roms (vgl. z.B. met. 14,774f.) vielleicht auch noch zum Thema der
Apotheose, als Vergöttlichung und Verewigung eines vergänglichen
und vergangenen Wesens? (So daß auch für diesen Teil der Metamor-
phosen die Pythagorasrede, hier also der Passus met. 15,420-452, nicht
den Schlüssel abgäbe?). Vermöge der Bewahrung des Ewigkeitsele-
ments in Troja, des Trojaners Aeneas? Und kann man sich die Vergot-
tung von Aeneas und Romulus, von Julius Caesar und Augustus um
Roms willen ohne Ewigkeit Roms vorstellen? Oder können Aeneas,
Romulus, Julius Caesar und Augustus unsterbliche römische Götter
sein ohne römischen Kult und ohne römische Verehrer? Ist als Aition
für die (Vorstellung und Idee der) Ewigkeit Roms in Ovids Zeit etwas
anderes als die über den Aeneasmythos vermittelte Wiedergeburt Tro-
jas denkbar? Auch die Ewigkeit der Metamorphosen - sie werden gele-