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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0070
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Wolfgang Raible

Futur-Partikel, gehört also auch in den Tempus-Modus-Aspekt-Be-
reich. Damit ergibt sich hier ein Übergang in einen weiteren Bereich der
Reduzierung von Finitheit - die (auch aus den indogermanischen Spra-
chen) wohlbekannte Domäne des Subjunktivs oder Konjunktivs68.
Hierüber hat, was die Kreolsprachen angeht, schon Derek Bickerton
(1981) seine Beobachtungen zum Sranan vorgestellt. Nach den Beispie-
len, die Marie-Anne Nickau analysiert hat, gilt - trotz eines Bickerton-
Beispiels - Gleiches (also eine Unterscheidung zwischen Realisiertem
bzw. für realisiert Gehaltenem und solchem, was bestenfalls als möglich
angesehen wird) offenbar nicht für das Mauritius-Kreol.
Der Übergang in den Bereich des Modus scheint, glaubt man einschlägi-
gen Analysen, jedoch auch mit der Partikel pa möglich zu sein. Dies
zeigt zumindest die Behandlung einer weiteren Kreolsprache, das in der
Karibik beheimatete Papiamento, durch Grammatiker. Dieses Kreol,
dessen Wurzeln im Spanischen und Portugiesischen hegen, ist nicht nur
relativ gut entwickelt, sondern auch seit geraumer Zeit gut beschrieben.
Die erste Grammatik erschien schon 1928, eine zweite 1953. Inzwischen
liegt eine sehr sorgfältige Untersuchung zum Verbalsystem des Papia-
mento von Philippe Maurer vor, auf die sich die folgenden Ausführun-
gen stützen69.
Historisch gesehen hatte das Papiamento das „typische“ kreolsprach-
liche primäre Aspekt-System mit Null-Markierung der perfektiven For-
men. Ausnahmen sind dabei die oben bereits erwähnten Stativen
Verben. Das Papiamento scheint nun ein primäres Tempus-System ent-
wickelt zu haben, in dem das Präsens mit ta markiert wird. Es hat als
historisches „Relikt“ die Möglichkeit der Nicht-Markierung der Stati-
ven4 Präsensformen, so daß hier zwei Fälle von Null-Markierung zu un-
terscheiden sind: die „unauffällige“ bei Stativen und die „auffällige“ der
restlichen Verben70. Vorkommen der „auffälligen“ Art fallen nun schon
in der Grammatik von Goilo (1953) unter die Rubrik ,suphuntivo‘.
68 Vgl. hierzu Raible (1992 - Festschrift Szemerényi).
w Vgl. Lenz (1928), Goilo (1953), Maurer (1988). Maurers Arbeit ist als Dissertation bei
Gerold Hilty in Zürich entstanden.
7,1 Es handelt sich um die Verben bat ,gelten1, debe ,müssen1, dependé ,abhängen1, gusta
,gerne haben1, falta ,fehlen1, ke ,wollen1, konose ,kennen1, merese ,verdienen1, mester
,nötig sein', parse ,scheinen1, sa .wissen1, stima .schätzen1, por ,können1, .wissen1, kopu-
latives ta ,sein‘, tin .haben1, ,besitzen1 undyama ,heißen1. Vgl. Maurer 1988:63. Maurer
unterscheidet (S. 243) drei Fälle von Null-Markierung, von denen einer wohl überflüssig
ist.
 
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