II. Die außereinzelsprachliche Perspektive
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denen, die nach den Maßstäben des betreffenden Sprachsystems alle
Merkmale aufweisen, die finite Verben haben können96 - gibt es Unter-
schiede. In einem primären Aspekt-System sind die imperfektiven For-
men weniger finit als die perfektiven - Formen mit dem imperfektiven
Aspekt können zur Anzeige von Integration verwendet werden. Die-
selbe Erscheinung gibt es in Sprachen, die ein primäres Tempus-System
besitzen. Es handelt sich um die Hintergrundtempora im Sinne Wein-
richs, um die Nebentempora im Sinne der lateinischen oder griechischen
Grammatik (consecutio temporum). Insbesondere die Subjunktiv-For-
men, im Alt-Griechischen auch die Optative, in anderen Sprachen die
Konditionalformen, die ebenfalls eine eingeschränkte Regreßpflicht an-
zeigen, gehören schon in den Bereich reduzierter Finitheit.
Hier soll es nun darum gehen, anhand des Finnischen einen Ausschnitt
aus einer solchen Finitheitsskala vorzuführen97. Das Finnische ist beson-
ders gut geeignet für eine solche Illustration, weil die infiniten Formen
morphologisch als solche erkennbar sind. Zudem weicht das Finnische
auch insofern von dem bisherigen Bild der Dimension ,Junktion‘ ab, als
das Verhältnis der Techniken VII und VIII aus dem Faltblatt anders
gestaltet ist: die Nomina sind in der Regel nach bis zu 15 verschiedenen
Kasus-Endungen differenzierbar. Dabei leisten zum einen die Kasussuf-
fixe vieles von dem, was in anderen Sprachen durch Prä- oder Postposi-
tionen ausgedrückt wird bzw. ausgedrückt werden kann. Zum anderen
sind die „mitteleuropäischen“ Vorstellungen von Subjekt- und Objekt-
kasus nicht immer kongruent mit den Realisierungen im Finnischen. Es
geht nicht nur um die Konkurrenz der Kasus ,Nominativ*, ,Akkusativ*
und ,Partitiv* für die Bezeichnung des ,Objekts*98. Es geht um viele sol-
che Fälle wie den, daß man im Deutschen die Zeitung (als grammati-
sches Objekt) liest, im Finnischen etwas ,aus der Zeitung* (Elativ) etc. -
Die infiniten Verbformen des Finnischen sind nun dadurch besonders
ausgezeichnet, daß sie - in unterschiedlichem Maße - mit den Kasussuf-
fixen kombinierbar sind. Dazu kommt noch die - ebenfalls unterschied-
liche - Kombinierbarkeit mit den Possessivsuffixen, die, historisch gese-
96 Im „indogermanischen“ Rahmen pflegt ein finites Verb eine Kennzeichnung von Per-
son, Numerus, Tempus/Aspekt, Modus, Genus verbi, Affirmation/Negation zu haben.
97 Ich stütze mich dabei insbesondere auf Hans Fromms maßgebliche (und ausgezeich-
nete) Finnische Grammatik (Fromm 1982). - Ein Teil der nachfolgenden Beispiele
stammt auch aus Arthur H. Whithney (1959).
98 Vgl. Wolfgang Raible (1976).
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denen, die nach den Maßstäben des betreffenden Sprachsystems alle
Merkmale aufweisen, die finite Verben haben können96 - gibt es Unter-
schiede. In einem primären Aspekt-System sind die imperfektiven For-
men weniger finit als die perfektiven - Formen mit dem imperfektiven
Aspekt können zur Anzeige von Integration verwendet werden. Die-
selbe Erscheinung gibt es in Sprachen, die ein primäres Tempus-System
besitzen. Es handelt sich um die Hintergrundtempora im Sinne Wein-
richs, um die Nebentempora im Sinne der lateinischen oder griechischen
Grammatik (consecutio temporum). Insbesondere die Subjunktiv-For-
men, im Alt-Griechischen auch die Optative, in anderen Sprachen die
Konditionalformen, die ebenfalls eine eingeschränkte Regreßpflicht an-
zeigen, gehören schon in den Bereich reduzierter Finitheit.
Hier soll es nun darum gehen, anhand des Finnischen einen Ausschnitt
aus einer solchen Finitheitsskala vorzuführen97. Das Finnische ist beson-
ders gut geeignet für eine solche Illustration, weil die infiniten Formen
morphologisch als solche erkennbar sind. Zudem weicht das Finnische
auch insofern von dem bisherigen Bild der Dimension ,Junktion‘ ab, als
das Verhältnis der Techniken VII und VIII aus dem Faltblatt anders
gestaltet ist: die Nomina sind in der Regel nach bis zu 15 verschiedenen
Kasus-Endungen differenzierbar. Dabei leisten zum einen die Kasussuf-
fixe vieles von dem, was in anderen Sprachen durch Prä- oder Postposi-
tionen ausgedrückt wird bzw. ausgedrückt werden kann. Zum anderen
sind die „mitteleuropäischen“ Vorstellungen von Subjekt- und Objekt-
kasus nicht immer kongruent mit den Realisierungen im Finnischen. Es
geht nicht nur um die Konkurrenz der Kasus ,Nominativ*, ,Akkusativ*
und ,Partitiv* für die Bezeichnung des ,Objekts*98. Es geht um viele sol-
che Fälle wie den, daß man im Deutschen die Zeitung (als grammati-
sches Objekt) liest, im Finnischen etwas ,aus der Zeitung* (Elativ) etc. -
Die infiniten Verbformen des Finnischen sind nun dadurch besonders
ausgezeichnet, daß sie - in unterschiedlichem Maße - mit den Kasussuf-
fixen kombinierbar sind. Dazu kommt noch die - ebenfalls unterschied-
liche - Kombinierbarkeit mit den Possessivsuffixen, die, historisch gese-
96 Im „indogermanischen“ Rahmen pflegt ein finites Verb eine Kennzeichnung von Per-
son, Numerus, Tempus/Aspekt, Modus, Genus verbi, Affirmation/Negation zu haben.
97 Ich stütze mich dabei insbesondere auf Hans Fromms maßgebliche (und ausgezeich-
nete) Finnische Grammatik (Fromm 1982). - Ein Teil der nachfolgenden Beispiele
stammt auch aus Arthur H. Whithney (1959).
98 Vgl. Wolfgang Raible (1976).