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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0114
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Wolfgang Raible

Ebene VI sind also Techniken, die vor allem die peripheren Aktanten
und die Zirkumstanten betreffen.
Gerade der Umstand, daß die präpositionalen Fügungen der Ebene
VI des Faltblattes gemeinhin nicht die Relationen des Verursachers und
des Verursachten bzw. die grammatischen Rollen des Erst- und des
Zweit-Aktanten ausdrücken, kann dazu dienen, nochmals den skalaren
Charakter der Techniken um den Wendepunkt herum deutlich zu ma-
chen. Gegeben sei der Interpretator „prétexte“, der nicht den Verur-
sacher, sondern einen (aus der Perspektive des Sprechers vorgescho-
benen, nicht den eigentlichen) Grund thematisiert. Die folgenden vier
Beispiele machen die Skala sinnfällig:
(1) Elle allait aussitôt ouvrir la fenêtre sous le prétexte qu‘ il faisait trop chaud dans
cette misérable cuisine. (Marcel Proust, A la recherche du temps perdu, Paris [Gal-
limard] 1954, Band II, S. 17).
(2) Le type sur la plateforme de l’autobus il en manquait quand il s’est mis à en-
gueuler son voisin sous prétexte que ce dernier lui marchait sur les pieds. (Raymond
Queneau, Exercices de style, Paris [Gallimard] 1963, S. 94).
(3) On se souvient que sous prétexte de mettre fin à d’odieux massacres interethni-
ques .. .(Le Monde diplomatique, Mai 1990, S. 1)
(4) Sous prétexte de quêtes charitables, elle inspectait toutes les maisons du quartier
(Gustave Flaubert, zitiert nach Le Grand Larousse de la langue française s.v. pré-
texte).
Die Abfolge der vier Beispiele zeigt deutlich den Übergang von einem
Interpretator prétexte, der einen finiten Nebensatz vertritt, zu einem In-
terpretator, der Teil einer präpositionalen Gruppe geworden ist und als
„Interpretament“ ein Nomen (quêtes) hat. Die Zwischenposition neh-
men Infinitiv-Komplemente ein (Beispiel [3]). Das Nomen, das in Bei-
spiel [4] vorkommt, ist freilich insofern noch „verbal“, als es ein analo-
ges Verb (quérir) gibt.
Unter dem Gesichtspunkt ihrer Zugehörigkeit zu einer Wortart sind
auch die Interpretatoren keine homogene Klasse. Nach der Meinung
von Grammatikern handelt es sich um Nomina, zu denen ein korrespon-

losen Interpretatoren des Typs Idee, Tatsache - Interpretatoren mit nachfolgender in-
terpretierter Sachverhaltsdarstellung als Erst- und Zweit-Aktanten fast nur mit der
Hilfskonstruktion eines eingeschobenen Infinitivs („la question [Erst-Aktant] desavoir
si. . . m’intrigue“; „X se pose la question [Zweit-Aktant] de savoir si...“) möglich sind,
könnte hiermit Zusammenhängen.
 
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