III. Die Ordnung der Relationen
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seits zu der Absurdität führen, früh Erworbenes seien reine Relationen,
später Erworbenes durch Welterfahrung getrübte. Dies müßte dann zu
einer - nicht möglichen - Grenzziehung zwischen ,früher1 und ,später4
führen. Aus Hegerscher Perspektive ergäbe sich die Merkwürdigkeit,
daß manches „noematischer“ und damit wohl auch außereinzelsprachli-
cher wäre als anderes.
In plausiblerer Weise wird das Problem von den Praktikern der einzel-
und außereinzelsprachlichen Analyse gelöst. Es gibt Relationen, die im-
mer wieder, also in fast jeder Sachverhaltsdarstellung gebraucht, und
andere, die relativ selten benötigt werden. Tesnière hat zwischen Ak-
tanten und Zirkumstanten unterschieden; in der Tagmemik ist ebenfalls
schon sehr lange von ,nuklearen4 gegenüber ,peripheren4 Satzgliedern
die Rede. Simon C. Dik (1978) hat in seiner funktionellen Grammatik
zwischen nuklearen und peripheren Argumenten oder Satelliten diffe-
renziert. Man kann, wie ebenfalls in der Tagmemik oder dann bei Foley/
van Valin (1984:77ff.), noch eine Zwischenstufe (,core4) zwischen ,nu-
cleus4 und ,periphery‘ ansetzen, was indirekt deutlich macht, daß eine
Skala zwischen ,Nukleus4 und ,Peripherie4 vorliegt30.
Um nun auf das Ausgangsproblem dieses Abschnitts zurückzukommen:
Die Sachverhaltsdarstellung mit drei Partizipanten, die sich untereinan-
der präzisieren und die - im Sinne von Kochs konstitutiven Sachver-
haltsbedingungen - ihrerseits durch die Semantik des Partizipatum dif-
ferenziert werden - wird seltener verwendet als reduziertere Formen mit
zwei oder einem Partizipatum. Kinder beginnen (aus der Sicht des er-
wachsenen Beobachters) nach der holophrastischen Phase mit solchen
einstelligen Partizipata. Die Relationen, die hier realisiert werden kön-
nen, sind notwendigerweise relativ unspezifiziert. Die Voraussetzung
für jede Spezifizierung im eigentlichen Sinne ist das Hinzutreten eines
zweiten zu einem ersten Partizipanten. Erst dann entstehen Relationen
- hier: innerhalb einer Sachverhaltsdarstellung - im eigentlichen Sinne,
weil sich die Rollen nur wechselseitig eingrenzen oder determinieren
können. Dies bedeutet, daß die Sachverhaltsdarstellung mit zwei nu-
klearen Partizipanten die Mindestausstattung sein muß, auf deren Basis
dann, im Rahmen der Dimension ,Junktion4, das Inventar an Rollen
oder Relationen erweitert werden kann. Zu dieser Mindestausstattung
zählen ganz offensichtlich die Relationen ,Verursacher - Verursachtes4
(,Action - Affection4 etc.), die deshalb typischerweise, wie sich oben
30 Vgl. dazu oben Kapitel II.3.2.
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seits zu der Absurdität führen, früh Erworbenes seien reine Relationen,
später Erworbenes durch Welterfahrung getrübte. Dies müßte dann zu
einer - nicht möglichen - Grenzziehung zwischen ,früher1 und ,später4
führen. Aus Hegerscher Perspektive ergäbe sich die Merkwürdigkeit,
daß manches „noematischer“ und damit wohl auch außereinzelsprachli-
cher wäre als anderes.
In plausiblerer Weise wird das Problem von den Praktikern der einzel-
und außereinzelsprachlichen Analyse gelöst. Es gibt Relationen, die im-
mer wieder, also in fast jeder Sachverhaltsdarstellung gebraucht, und
andere, die relativ selten benötigt werden. Tesnière hat zwischen Ak-
tanten und Zirkumstanten unterschieden; in der Tagmemik ist ebenfalls
schon sehr lange von ,nuklearen4 gegenüber ,peripheren4 Satzgliedern
die Rede. Simon C. Dik (1978) hat in seiner funktionellen Grammatik
zwischen nuklearen und peripheren Argumenten oder Satelliten diffe-
renziert. Man kann, wie ebenfalls in der Tagmemik oder dann bei Foley/
van Valin (1984:77ff.), noch eine Zwischenstufe (,core4) zwischen ,nu-
cleus4 und ,periphery‘ ansetzen, was indirekt deutlich macht, daß eine
Skala zwischen ,Nukleus4 und ,Peripherie4 vorliegt30.
Um nun auf das Ausgangsproblem dieses Abschnitts zurückzukommen:
Die Sachverhaltsdarstellung mit drei Partizipanten, die sich untereinan-
der präzisieren und die - im Sinne von Kochs konstitutiven Sachver-
haltsbedingungen - ihrerseits durch die Semantik des Partizipatum dif-
ferenziert werden - wird seltener verwendet als reduziertere Formen mit
zwei oder einem Partizipatum. Kinder beginnen (aus der Sicht des er-
wachsenen Beobachters) nach der holophrastischen Phase mit solchen
einstelligen Partizipata. Die Relationen, die hier realisiert werden kön-
nen, sind notwendigerweise relativ unspezifiziert. Die Voraussetzung
für jede Spezifizierung im eigentlichen Sinne ist das Hinzutreten eines
zweiten zu einem ersten Partizipanten. Erst dann entstehen Relationen
- hier: innerhalb einer Sachverhaltsdarstellung - im eigentlichen Sinne,
weil sich die Rollen nur wechselseitig eingrenzen oder determinieren
können. Dies bedeutet, daß die Sachverhaltsdarstellung mit zwei nu-
klearen Partizipanten die Mindestausstattung sein muß, auf deren Basis
dann, im Rahmen der Dimension ,Junktion4, das Inventar an Rollen
oder Relationen erweitert werden kann. Zu dieser Mindestausstattung
zählen ganz offensichtlich die Relationen ,Verursacher - Verursachtes4
(,Action - Affection4 etc.), die deshalb typischerweise, wie sich oben
30 Vgl. dazu oben Kapitel II.3.2.