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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0147
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III. Die Ordnung der Relationen

145

Als Ergebnis der Überlegungen dieses Unterabschnitts läßt sich also
festhalten:
- der bekannte stufenweise Aufbau der Sprache in der Ontogenese be-
trifft auch den Erwerb von semantischen Relationen.
- Zwei in der Form nominaler Partizipanten realisierbare Rollen, die
des Verursachers und die des Verursachten, gehören als Exponenten
einer zweiseitigen Relation aller Wahrscheinlichkeit nach zur Grund-
ausstattung einer Sprache. Es sind genau die Rollen, die bei der Ana-
lyse des Chinesischen, die Claude Hagège (1975:356-374) geliefert
hat, die „zone actantielle“ ausmachen, oder die nach Foley und van
Valin (1984:77) den „core“ genannten Bereich des Verbs konstitu-
ieren33. Weitere Rollen oder Relationen sind, von hier aus, z.B.
durch die Technik der Serialisierung erreichbar. Dabei handelt es
sich, mit Heger gesprochen, vor allem um die Bikausal-Funktion, die
Final-Funktion, die Instrumental-Funktion und um die Mitbeteili-
gung (Einschluß/Ausschluß);
- Die genannten zwei Rollen und die Relation, die sie verbindet, gehö-
ren in den Kernbereich der Rollen und Relationen. Als Grundmuster
einer zweiseitigen Relation sind sie gewissermaßen das Modell und
der Prototyp für alle weiteren zweiseitigen Relationen34. Die restli-
chen zweiseitigen Relationen und die dazugehörenden Rollen bilden
eine Übergangszone. An die ,Peripherie‘ würden Rollen und Relatio-
nen gehören, die die Rollen des Kern- und des mittleren Bereichs
präzisieren. Dies bedeutet auch, daß - wie sich schon an anderer
Stelle gezeigt hat - sich die in einer ersten Annäherung getroffene
Zweiteilung der Relationen und Rollen im Faltblatt als zu einfach er-
weist.
- Man muß unterscheiden zwischen den Rollen/Relationen und ihrer
Realisierung durch einzelsprachliche Kasus-Grammeme. Der Akku-
sativ des Altgriechischen drückt zwar insbesondere die Rolle des Ver-
33 Im Chinesischen ist die „zone actantielle“ mit ihren beiden Rollen die einzige, die, nach
Hagège, mit Grammemen markiert ist, die man als Verhältniswörter bezeichnen
könnte. Die anderen Rollen werden mit Hilfe von Verb-Serialisierung ausgedrückt. -
Foley/van Valin erwähnen die Arbeit von Hagège nicht. (Unter den 287 Titeln ihres
Literaturverzeichnisses finden sich je eine Publikation in spanischer, russischer, deut-
scher und französischer Sprache. Der Rest ist in englischer Sprache verfaßt.)
34 Damit hängt auch zusammen, daß in solchen Sprachen, die dominant serialisieren, zu-
mindest ein zweiwertiges Verb-z. B. das Konzept,nehmen1 - vorhanden sein muß. Auf
dieser Basis kann dann die Valenz von Verb-Konzepten bzw. Partizipata erhöht oder,
anders gewendet, können weitere Relationen eingeführt und gebildet werden. - Vgl.
dazu auch unten Kapitel VI.6.
 
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