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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0181
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IV. Die diachronische Perspektive

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von der zu realisierenden Relation aus und fragt nach den einzelsprachli-
chen Mitteln, so kann man weitere Beobachtungen zur Diachronie ma-
chen. Dies gilt zumal dann, wenn die Relation besonders schwierig zu
realisieren bzw. ontogenetisch spät erworben ist. Der Musterfall ist hier
die konzessive Spielart der Relation ,Gegenursache‘. In diesem Zusam-
menhang sei zum einen auf eine Monographie verwiesen, die in den
Kontext der Arbeiten von Hans-Peter Ehrliholzer und von Ricarda Li-
ver gehört: Johannes Klares 1958 publizierte Untersuchung der Entste-
hung und Entwicklung der konzessiven Konjunktionen im Französi-
schen^. Zum anderen sei auf eine Reihe von Arbeiten verwiesen, in
denen Ekkehart König teils allein, teils mit Koautoren, der Realisierung
genau dieser Relation (und auch derjenigen von ,Einschluß/Ausschluß‘
in Form des Ausschlusses) nachgegangen ist.
Bei der konzessiven Relation zeichnen sich verschiedene Quellen ab:
das Konzept des Trotzes, Undanks (vgl. positiv deutsch dank), der Ver-
achtung, des Starrsinns (in spite of, en dépit de, malgré etc.)38 - also z. T.
Nomina mit dem Charakter von Interpretatoren. Auch das Konzept des
Staunens kann man hinzufügen - man denke an grch. μακάριε .Wunder-
samer, Wunderlicher4 und ital. magari. Andere Quellen des Ausdrucks
von Konzessivität scheinen jedoch vor allem von vorhandenen Relatio-
nen auszugehen. Es geht um Gleichzeitigkeit oder Koexistenz zweier
Sachverhaltsdarstellungen (während, cependant, indes(sen), while) oder
um ein konditionales Verhältnis, das nicht gilt (über die Verwandtschaft
von Konditionalität und Kausalität wurde oben anhand der noemati-
schen Analyse in Kapitel III schon geredet): der Typ wenn auch, quand
même39. Was die Thematisierung der konzessiven Relation mit verbalen
7 Die Untersuchung von Johannes Klare (1958), eines Schülers von Kurt Baidinger, zeigt
die gleiche anfängliche Vielfalt von Lösungen, die schon anhand der Arbeiten von Hans-
Peter Ehrliholzer, Ricarda Liver und Reinhilt Richter-Bergmeier konstatiert wurde.
38 Die Untersuchung von Olivier Soutet(1990) zeigt, daß malgré lange Zeit in seinem Ge-
brauch eingeschränkt war: die Ursache liegt darin, daß mit malgré - von der Semantik
her einleuchtend - anfangs das Merkmal .menschlich' verbunden war. In dem Maße, in
dem das in altfranzösischen Texten übliche konzessive pour (mit Nomen, Infinitiv, que-
Satz) präzisiert und ersetzt wird, erlangt deshalb zunächst das eher rechtssprachlich ge-
tönte nonobstant eine gewisse Verbreitung, bis sich dann durch Neutralisierung des
Merkmals 'menschlich' im 16. Jahrhundert malgré durchsetzt.
39 Vgl. Ekkehart König (1985 - „Where do concessives come from?“); ders. (1985 - „On
the history of concessive connectives in English“); ders. (1986 - „Conditionals, conces-
sive conditionals and concessives“); Vgl. weiterhin Ekkehart König/Elizabeth Closs
Traugott (1988); Ekkehart König/Bernd Kortmann (1987).
 
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