V. Junktion, Mündlichkeit und Schriftlichkeit
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mit der italienischen Renaissance, werden die Acl-Konstruktionen im
praktizierten „künstlichen“ Latein wieder gängige Münze42. Diese Kon-
struktionen werden dann im Rahmen der „Relatinisierung“ der romani-
schen Syntax zum Teil in den romanischen Texten nachgeahmt43.
Bei den oben angesprochenen finnischen Infinitiv-Konstruktionen,
die heute ausgesprochen schriftsprachlich wirken, könnte in gewissem
Ausmaß eine ähnliche Entwicklung vorliegen. Es ist nämlich charakteri-
stisch für die Sprachgeschichte, daß die Formen, die abgelöst werden
(und die stets über lange Zeit hinweg gleichzeitig mit den sie ablösenden
Formen existieren), stilistisch hoch konnotiert sind. Die Formen, die
sich schließlich gegen sie durchsetzen werden, sind dagegen stilistisch
anfangs niedrig eingestuft.
Die beiden letzten Bemerkungen sollen mithin dazu dienen, weitere
Faktoren für die Einstufung einer Junktionsform als „schriftsprachlich“
oder „schwierig“ ins Spiel zu bringen. Generell gilt freilich, daß ein Dis-
kurs in dem Maße integrierter wird, in dem er vom Produzenten vor-
konzipiert und reflektiert wurde, also Bühlers Sprachwerk entspricht;
daß mit dem zunehmenden Grad an konzeptioneller Schriftlichkeit der
Grad an Integrativität zunimmt, daß ein zu hohes Maß an Integrativität
jedoch die Verständlichkeit nicht unbedingt fördert.
42 Vgl, zum Zusammenhang von Sprachwandel und Veränderung der Junktionstechnik
vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen hin ausführlich Raible (1992- FS Sze-
merényi).
43 Vgl. dazu Peter Stein (1990).
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mit der italienischen Renaissance, werden die Acl-Konstruktionen im
praktizierten „künstlichen“ Latein wieder gängige Münze42. Diese Kon-
struktionen werden dann im Rahmen der „Relatinisierung“ der romani-
schen Syntax zum Teil in den romanischen Texten nachgeahmt43.
Bei den oben angesprochenen finnischen Infinitiv-Konstruktionen,
die heute ausgesprochen schriftsprachlich wirken, könnte in gewissem
Ausmaß eine ähnliche Entwicklung vorliegen. Es ist nämlich charakteri-
stisch für die Sprachgeschichte, daß die Formen, die abgelöst werden
(und die stets über lange Zeit hinweg gleichzeitig mit den sie ablösenden
Formen existieren), stilistisch hoch konnotiert sind. Die Formen, die
sich schließlich gegen sie durchsetzen werden, sind dagegen stilistisch
anfangs niedrig eingestuft.
Die beiden letzten Bemerkungen sollen mithin dazu dienen, weitere
Faktoren für die Einstufung einer Junktionsform als „schriftsprachlich“
oder „schwierig“ ins Spiel zu bringen. Generell gilt freilich, daß ein Dis-
kurs in dem Maße integrierter wird, in dem er vom Produzenten vor-
konzipiert und reflektiert wurde, also Bühlers Sprachwerk entspricht;
daß mit dem zunehmenden Grad an konzeptioneller Schriftlichkeit der
Grad an Integrativität zunimmt, daß ein zu hohes Maß an Integrativität
jedoch die Verständlichkeit nicht unbedingt fördert.
42 Vgl, zum Zusammenhang von Sprachwandel und Veränderung der Junktionstechnik
vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen hin ausführlich Raible (1992- FS Sze-
merényi).
43 Vgl. dazu Peter Stein (1990).