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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0237
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VI. Ein nochmaliger Blick auf die Dimension Junktion'

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Die Zuordnung hat natürlich nur approximativen Charakter. Bei John
Haiman und Sandra A. Thompson kommt dazu, daß „textlinguistische“
und „diskurspragmatische“ Faktoren mit in die Betrachtung einbezogen
werden - es sind vor allem die Nummern 5, 6 und 7 ihrer Liste. Diese
Faktoren sind im Bereich der Dimension ,Junktion4 durchaus von Be-
deutung, weil z.B. gerade bei den „zweiseitigen“ Relationen Wertun-
gen und Erwartungen des Sprechers eine Rolle spielen können - etwa im
Falle der im Deutschen so nachhaltig (in den für die konzeptionell
mündliche Sprache charakteristischen aggregativen Techniken) ver-
wendeten „Abtönungspartikeln“ (ja, doch, halt, eben, neuerdings ver-
stärkt vielleicht etc.) oder auch bei schriftsprachlich weit verbreiteten
Junktoren des Typs allerdings, immerhin, freilich^. Lehmann berück-
sichtigt diese pragmatischen Aspekte wohl nicht. Bei einigen der von
John Haiman und Sandra A. Thompson angegebenen Parameter han-
delt es sich eher um Techniken innerhalb der Dimension ,Junktion‘
(z.B. „intonational linking“ - eine Technik, die in der gesprochenen
Sprache von enormer Bedeutung ist26 27).
Analytisch ist eine solche Auffächerung von großem Wert. Bei der
Einordnung einzelsprachlicher Techniken in die Dimension ,Junktion‘
ist sie dagegen mitunter von geringerer Bedeutung: Die Verb-Serialisie-
rung, die bei Lehmann in der Unterskala 2 („Main clause syntactic level
of the subordinate clause“) zwischen den Polen ,sentence4 und ,word‘
aufgeführt ist, oder die Satzverkettung („switch reference“), die als ,me-
dial clause4 eine Position in der Skala 1 („hierarchical downgrading“)
zwischen den Polen ,parataxis4 und ,embedding‘ einnimmt, sind Techni-
ken, die zumindest die Lehmannschen Unterskalen 1, 2, 3, und 5 ange-
hen. Für die typologische Einordnung, die Lehmann mit seinem Beitrag
anstrebt, dürfte der Vorteil jedoch beträchtlich sein.
Sandra A. Thompson hat nicht nur mit John Haiman zusammen den
wichtigen Beitrag zum Thema Junktion4 verfaßt, der eben besprochen
wurde. Schon 1980 hat sie mit Paul J. Hopper einen weiteren grundle-
genden Beitrag mit dem Titel „Transitivity in grammar and in discourse“
26 Vgl. dazu oben Kapitel V.3.
27 Die beiden ersten Junktionstechniken, die Susanne Michaelis (1991:50ff.) im Seychel-
len-Kreol nach der reinen Aggregation bestimmt, haben als charakteristisches Merkmal
eine „Komma-Intonation“ (Technik II) und eine integrierende Intonation (Technik
III). Bei der „Komma-Intonation“ stützt sich die Verfasserin auf analoge Beobachtun-
gen, die Marianne Mithun (1988:335) an einer der Sprachen Indiens (Parengi) gemacht
hat.
 
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