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Wolfgang Raible
dem Partizipatum zugleich die Art, die Zahl und/oder die Konstellation
der Partizipanten betreffen. Beides kann zur Grammatikalisierung und
damit zu neuen Verben, zu neuen Verbformen oder sogar zu Neuerun-
gen im Verbalsystem führen. In diesem Zusammenhang ist es nützlich,
einmal die einschlägigen Verben, geordnet nach semantischen Grup-
pen, hinsichtlich der möglichen Ergebnisse ihrer Grammatikalisierung
zusammenzustellen60.
1. Alleinige Veränderung des Partizipatum: Charakteristisch ist hier
die Integration der einen in die andere Sachverhaltsdarstellung. Im
Sinne von Foley und van Valin (1984) würde es sich um „nuclear junc-
tion“ im Gegensatz zu „peripherer“ oder „core junction“ handeln, also
um das alleinige Partizipatum. Die Rubrizierung unter „Alleinige Ver-
änderung des Partizipatum“ ist jedoch nur im Sinne einer Dominanz zu
verstehen. Geht man nämlich davon aus, daß eine Sachverhaltsdarstel-
lung als ein Ganzes ein Bedeutungskorrelat und ein Denotat hat, so ist
die Verteilung einer Aufgabe auf verschiedene Bezeichnungsmittel
nichts Ungewöhnliches: Perfektivität wird in den zweiwertigen Sachver-
haltsdarstellungen des Finnischen mit Akkusativ-, Imperfektivität mit
Partitiv-Objekt angezeigt. Die Einbeziehung der Partizipanten („core“-
Bereich) ist also durchaus möglich. Dies gilt auch für die nachfolgende
Kategorie der Modalität - für deontische Inhalte wird häufig eine finale
Diathese verwendet (lat. mihi est scribendum gegenüber scribo)61.
a) Aktionsart: Verben, die insbesondere den Anfang, das Ende oder
den Verlauf eines Prozesses thematisieren: frz. commencer à, avoir fini
de, finir de, ne faire que de, continuer à, span. seguir cantando, andar
cantando, quedar(se) cantando, salir cantando, estar para cantar, po-
60 Der erste Anstoß zur folgenden Skala kam aus einer Arbeit, die Isabel Schrader in
einem Oberseminar über Verb-Verb-Verbindungen in Freiburg zu denjenigen Verben
angefertigt hat, die im Französischen in solchen Verbindungen vorkommen. - Der Ge-
danke, daß nur ganz bestimmte Klassen von Verben - im Sinne von Franz Bopp, Wil-
helm von Humboldt oder Hermann Paul (1898:275) - „grammatikalisiert“ werden, ist
dabei an sich nicht neu. Schon Franz Bopp (1816) sah, daß aus Hilfsverben Tempus- und
Modussignale entstehen können. Grundlegend sind hier in jüngerer Zeit Arbeiten von
Christian Lehmann (Grammatikalisierung) 1982:27-38, Thomas Stolz (1990) oder, spe-
ziell zu Bopp, Stolz (1991 - Agglutinierung) und (1991 - Körper).
61 Vgl. zum Finnischen Beispiel Raible (1976) und (1990 - Types) und generell Drossard
1990: 1-24, wo auch die Modalitäts-Fälle untersucht werden, die gleichfalls durch Verän-
derung im Bereich der Partizipanten kodiert werden können.
Wolfgang Raible
dem Partizipatum zugleich die Art, die Zahl und/oder die Konstellation
der Partizipanten betreffen. Beides kann zur Grammatikalisierung und
damit zu neuen Verben, zu neuen Verbformen oder sogar zu Neuerun-
gen im Verbalsystem führen. In diesem Zusammenhang ist es nützlich,
einmal die einschlägigen Verben, geordnet nach semantischen Grup-
pen, hinsichtlich der möglichen Ergebnisse ihrer Grammatikalisierung
zusammenzustellen60.
1. Alleinige Veränderung des Partizipatum: Charakteristisch ist hier
die Integration der einen in die andere Sachverhaltsdarstellung. Im
Sinne von Foley und van Valin (1984) würde es sich um „nuclear junc-
tion“ im Gegensatz zu „peripherer“ oder „core junction“ handeln, also
um das alleinige Partizipatum. Die Rubrizierung unter „Alleinige Ver-
änderung des Partizipatum“ ist jedoch nur im Sinne einer Dominanz zu
verstehen. Geht man nämlich davon aus, daß eine Sachverhaltsdarstel-
lung als ein Ganzes ein Bedeutungskorrelat und ein Denotat hat, so ist
die Verteilung einer Aufgabe auf verschiedene Bezeichnungsmittel
nichts Ungewöhnliches: Perfektivität wird in den zweiwertigen Sachver-
haltsdarstellungen des Finnischen mit Akkusativ-, Imperfektivität mit
Partitiv-Objekt angezeigt. Die Einbeziehung der Partizipanten („core“-
Bereich) ist also durchaus möglich. Dies gilt auch für die nachfolgende
Kategorie der Modalität - für deontische Inhalte wird häufig eine finale
Diathese verwendet (lat. mihi est scribendum gegenüber scribo)61.
a) Aktionsart: Verben, die insbesondere den Anfang, das Ende oder
den Verlauf eines Prozesses thematisieren: frz. commencer à, avoir fini
de, finir de, ne faire que de, continuer à, span. seguir cantando, andar
cantando, quedar(se) cantando, salir cantando, estar para cantar, po-
60 Der erste Anstoß zur folgenden Skala kam aus einer Arbeit, die Isabel Schrader in
einem Oberseminar über Verb-Verb-Verbindungen in Freiburg zu denjenigen Verben
angefertigt hat, die im Französischen in solchen Verbindungen vorkommen. - Der Ge-
danke, daß nur ganz bestimmte Klassen von Verben - im Sinne von Franz Bopp, Wil-
helm von Humboldt oder Hermann Paul (1898:275) - „grammatikalisiert“ werden, ist
dabei an sich nicht neu. Schon Franz Bopp (1816) sah, daß aus Hilfsverben Tempus- und
Modussignale entstehen können. Grundlegend sind hier in jüngerer Zeit Arbeiten von
Christian Lehmann (Grammatikalisierung) 1982:27-38, Thomas Stolz (1990) oder, spe-
ziell zu Bopp, Stolz (1991 - Agglutinierung) und (1991 - Körper).
61 Vgl. zum Finnischen Beispiel Raible (1976) und (1990 - Types) und generell Drossard
1990: 1-24, wo auch die Modalitäts-Fälle untersucht werden, die gleichfalls durch Verän-
derung im Bereich der Partizipanten kodiert werden können.