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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 3): Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 — Gütersloh, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0206
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202

CONFESSIO TETRAPOLITANA

Welchs der brauch, von
dem man abgetretten.

H b

alß auch nichts weiters war ist, dann das von unß die leere angenomen
sey, die ettwas von gmeynem brauch abgetretten und aber die unge-
zweifelte leer Christi ist, welchs wir dann auch in der vorred gnugsam
melden und bezeugen. Und ist der selbig gemeyne brauch, von dem wir
abgewichen sind, das man die leut in den predigen gemeynlich geiert hat, 5
deß verdiensts Christi, unsers Herrens, mehr durch der Priester gewalt,
gebett, gesang und andre Cerimonien dann durch waren glauben teyl-
hafftig zu werden. Item: Das wir durch unser thun für die beschuldete
peen der sünden selb müssen gnug thuen oder aber solichs durch der
Priester Messen, psallieren, begabung7 und zierd irer Stifften, Kirchen, 10
Altaren, glocken, bilder, deß Babsts Ablaß, auch der lieben heyligen
fürbitt, doch die sie, die Priester, am besten erwerben könden, abtragen
und vergleichen: Damit die welt dahin kommen ist, das sie auff solche
ding alles gewendet und daneben des hungerigen, durstenden, nacken-
den, heymlosen, krancken, gefangenen Christi 8 wenig geachtet hat. Da- i 5
her offt tausent gulden an holtz, steyn, Messen und dergleichen gewendet
worden sind, da den armen nit zweyntzig haben gedeien? mögen. Item:
Was der Babst mit den seinen setze, das solichs alles auß einsprechen deß
heiligen geysts und Gottes gebott zu halten sey, wie es joch mit götlicher
schrifft stimme, also das, wann der Babst schon mit grossen häuffen die 20
selen zur hellen fürete, das im noch dennocht nichts einzutragen sey;
welchs eben mit disen worten ins Babsts Decret versehen ist: »Das die
genant geistlicheyt, sie lebe, wie unordelich sie wölle, noch dennocht
von ordelicher Oberkeyt, welche sie weltlich nennen, ungezüchtiget
bleiben sol 10 .« Das der Eestand den geystlichen solle so verbotten sein, 25
das keyner, der sich verheyrate, im priesterampt zu dulden sey, so man
doch nit alleyn die unordenhchen beysitz, sonder offt wol gröbers lasset
hingehen. Solichs und vil unzällichs meher, das nit alleyn der schrifft,
sonder auch gemeyner vernunfft und erbarkeyt zuwider, ist nun leyder
vil jar der gemeyn brauch gewesen, von dem wir durch das hälle, 3 o
gewaltig Gots wort abzutretten gedrungen sind. Zwar, Babst Adrian
hat auff dem Reichstag zu Nürmberg im zweyundzweyntzigesten jar der
mindern zal” seinem Legaten befohlen, solichs frey zu bekenjnen, mit
disen worten: Wir wissen, das in disem heiligen stul nun ettliche jar vil
abschewlicher ding gewesen sind, mißbreuch in götlichen geschefften, 35
ubermachen in gebotten, und das zu letst alle ding ins verkert geändert
sind. Ist auch kein wunder, das die kranckheyt vom haupt in die glieder,
von Bäbsten in die andern Prelaten kommen sey. Wir alle, das ist:
7. Dotation.
8. Vgl. Mt 25,35 fr.
9. ZufaUen.
10. Decr. Greg. IX. II, 1, 10.
11. Siehe oben S. 42 Anm. 3.
 
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