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https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0350
346
CONFESSIO TETRAPOLITANA
Dissen predigen vnd handlungenn hatt alle neuwerung, { wie mans
nennet, im leben vnd vnnützens oder joch vnnötigen h ceremonien im
gots dienst f volgen miessen'; dann sie, die predicanten, haben die miß-
prüch beider syts ernstlich angrifFen, welche nyemand gar abredig syn
möchte; dann fur vnser gedechtnüß ist bey verstendiger Erberkheyti
gewesen vnd ist by mäniglich noch hüttbydag eyn gar gemeine Clag k in
leben der geistlichen, wider ir laster vnd argerlich fürbild k , Auch im gots
dienst widder die walfart zu den bylderenn 1 , | von den mann götlich
zeychen vnd gnad verhoffet hatt, widder die vortheyligen 1 * Römischen
abläß, widder verstrickung der gewyssen durch vnzalbar satzungen der
menschenn, vnd der gleychen vil, m Welches sy selbs nit gar ab redig syn
mogen vnd vil frommer uß in alweg beklaget haben. Nun hatt aber m
Disse vnd andere myßprüch mehr n die predig der Gnadenn durch
Christum gestraffet, vnd der geystlichen lebenn hatt °sollichs straf° wor
syn mitt der that erwyssen. Deßhalb sie nit vngebürlich gestraffet vnd in
predigen antastet wordenn.
Drumb ist erstlich ein gemein almusen durchP vnß angesehen, do mitt
noch dem gebott der lieb den armen dürfftigen stattlich fursehung vnd
in yeren nöten dienstliche hilff bewysen würde 15 . Hie nach ist von im
f)-f) C add. - g) korr. aus: vnnützer. - h) korr. aus: vnnötiger. - i) miessen
(gestr.: in sitten vnd im gotts dienst). - j) korr. aus: oberkheytt. - k)-k) korr. aus:
widder der geystlichen (laster vnd argerlich, C korr. aus: geytz vnd vnverschambt)
vnkeuscheytt, ärgerliche bysytz vnd feug 16 miessig lebenn C. - 1) Am Schluß der Seite
von B hinzugefügt und wieder gestr. (wohl zu S. 345, Z. 28): Dan by vnsern voreltern
wie dan noch heuttbytage ist alweg ein gemeine clag wider die (a. R.: mißbruch
vnd) laster, do mitt vile der geistlichen (add.: vnd gemeiner kirchen prüch) behafft
gewesen, welchs dan sy selbs nitt abredig vnd (vil fromme, korr. aus: viler from-
men) vnder inen zum hochsten alwegen beklagen. - m)-m) C add. - n) mehr (gestr.:
hatt). - o)—o) C korr. aus: sy. - p) korr. aus: by.
14. Gewinnsüchtig, betrügerisch.
15. Die Almosenordnung von 1523 bei Winckelmann II, S. 97fF. -»Copey«, Bl. 222a:
»Also ist zum ersten ein gemein almussen angesehen worden vß disser vrsach: In den
predigen wart taglich angezaigt, das der war, lebendig glaub sich erzaigte in den
wercken der lieb; Das Christus, dem geben ist gewalt, das geriecht zuhalten, werde
verdammen alle, so in in syn armen gelyddern nit gespyset, gedrencket, gekleidet vnd
andere dinstlich werck nit geton haben; Das der glaubigen liebe gegen gott, den man
nit sihet, in den brudern, die wir sehen, bewysen vnd bezüget würt, in dem, so wir
den durfftigen vmb gotts willen behilflich syn; dann in sollichen vnd sünst nyndert
in welle furter Gott im vsserlich gedienet haben; Dann spötlich were zehören, wie
wir, ein christliche gemein, alle bruder syen in Christo vnd doch vnser beütel vnd
hertzen gegen ein ander zubehielten. Wann aber jeder besunder wolte jederman helfen
on ein recht vrteil, das noch zur zitt mangelte, so wurden die frommen not liden
müssen, vnd were dennocht den rechten armen nit gehulfen. Deshalb ein gemein
almusen für gemeine armen von nöten, dwil wir gemeinclich Christen gehaissen
würden vnd dafur gehalten syn wolten.«
16. Feige = unselig, nichtswürdig.
CONFESSIO TETRAPOLITANA
Dissen predigen vnd handlungenn hatt alle neuwerung, { wie mans
nennet, im leben vnd vnnützens oder joch vnnötigen h ceremonien im
gots dienst f volgen miessen'; dann sie, die predicanten, haben die miß-
prüch beider syts ernstlich angrifFen, welche nyemand gar abredig syn
möchte; dann fur vnser gedechtnüß ist bey verstendiger Erberkheyti
gewesen vnd ist by mäniglich noch hüttbydag eyn gar gemeine Clag k in
leben der geistlichen, wider ir laster vnd argerlich fürbild k , Auch im gots
dienst widder die walfart zu den bylderenn 1 , | von den mann götlich
zeychen vnd gnad verhoffet hatt, widder die vortheyligen 1 * Römischen
abläß, widder verstrickung der gewyssen durch vnzalbar satzungen der
menschenn, vnd der gleychen vil, m Welches sy selbs nit gar ab redig syn
mogen vnd vil frommer uß in alweg beklaget haben. Nun hatt aber m
Disse vnd andere myßprüch mehr n die predig der Gnadenn durch
Christum gestraffet, vnd der geystlichen lebenn hatt °sollichs straf° wor
syn mitt der that erwyssen. Deßhalb sie nit vngebürlich gestraffet vnd in
predigen antastet wordenn.
Drumb ist erstlich ein gemein almusen durchP vnß angesehen, do mitt
noch dem gebott der lieb den armen dürfftigen stattlich fursehung vnd
in yeren nöten dienstliche hilff bewysen würde 15 . Hie nach ist von im
f)-f) C add. - g) korr. aus: vnnützer. - h) korr. aus: vnnötiger. - i) miessen
(gestr.: in sitten vnd im gotts dienst). - j) korr. aus: oberkheytt. - k)-k) korr. aus:
widder der geystlichen (laster vnd argerlich, C korr. aus: geytz vnd vnverschambt)
vnkeuscheytt, ärgerliche bysytz vnd feug 16 miessig lebenn C. - 1) Am Schluß der Seite
von B hinzugefügt und wieder gestr. (wohl zu S. 345, Z. 28): Dan by vnsern voreltern
wie dan noch heuttbytage ist alweg ein gemeine clag wider die (a. R.: mißbruch
vnd) laster, do mitt vile der geistlichen (add.: vnd gemeiner kirchen prüch) behafft
gewesen, welchs dan sy selbs nitt abredig vnd (vil fromme, korr. aus: viler from-
men) vnder inen zum hochsten alwegen beklagen. - m)-m) C add. - n) mehr (gestr.:
hatt). - o)—o) C korr. aus: sy. - p) korr. aus: by.
14. Gewinnsüchtig, betrügerisch.
15. Die Almosenordnung von 1523 bei Winckelmann II, S. 97fF. -»Copey«, Bl. 222a:
»Also ist zum ersten ein gemein almussen angesehen worden vß disser vrsach: In den
predigen wart taglich angezaigt, das der war, lebendig glaub sich erzaigte in den
wercken der lieb; Das Christus, dem geben ist gewalt, das geriecht zuhalten, werde
verdammen alle, so in in syn armen gelyddern nit gespyset, gedrencket, gekleidet vnd
andere dinstlich werck nit geton haben; Das der glaubigen liebe gegen gott, den man
nit sihet, in den brudern, die wir sehen, bewysen vnd bezüget würt, in dem, so wir
den durfftigen vmb gotts willen behilflich syn; dann in sollichen vnd sünst nyndert
in welle furter Gott im vsserlich gedienet haben; Dann spötlich were zehören, wie
wir, ein christliche gemein, alle bruder syen in Christo vnd doch vnser beütel vnd
hertzen gegen ein ander zubehielten. Wann aber jeder besunder wolte jederman helfen
on ein recht vrteil, das noch zur zitt mangelte, so wurden die frommen not liden
müssen, vnd were dennocht den rechten armen nit gehulfen. Deshalb ein gemein
almusen für gemeine armen von nöten, dwil wir gemeinclich Christen gehaissen
würden vnd dafur gehalten syn wolten.«
16. Feige = unselig, nichtswürdig.