Martin Bucers Deutsche Schriften

376

CONFESSIO TETRAPOLITANA

auch wider das Closter lebenn, des höchste vebung nun meer war solich
singen vnnd lesen a , nicht mit wenigerem ernnst gepredigt vnnd an-
zeyget, das die Clöster bey den allten nichts dann freye zuchtschuelen,
in denen die jugendt guete khunst vnnd Christlich leben geleert, ge-
wesen seyen vnnd allein solcher vrsachen halben sampt dem, das iren
b Oberen vnnd b fursteern von wegen irer bewerten heyligheit sorg vnnd
versehung der armen beuolhen ward, So Reychlich vonn khönigen c ,
Fursten, d Herrenn vnnd gemeinem Christlichen volckh d begabet wor-
denn. Nun aber were e die sach mit inen dahyn khommen, das man sich
allein zue sonderen Cerimonien vnd gebreuchen, die warer frummbkheyt
meer zuwider dann furderlich, einander mit ewigwerenden gelubden
verstricket, f durch welche zuem theil schuldige gehorsam gegen der

a) leßen (gestr.: das auß grundt der schrift fur eyn greuwel vor gott erkandt was)
C. - b)-b) add. CS. - c) kunigen (gestr.: vnnd) C. - d)-d) add. CS. - e) korr. aus:
sye CS. - f)-f) korr. aus: durch die den Closterleuten (add.: nit meer CB) gepüre, we-
der den elteren noch gemeyner, vonn gott yngesetzer (!) oberkeit gehorßam, wie got
gepotten, zuleisten, so doch ein Christ darzu durch das kostparlich blüt vnßers lieben
herren Christi Jesu erkauft ist, wie auch erstlich vonn got beschaffen, das er nit alleyn
den Elteren vnnd ordenlichen Oberkeyten yn aller gehorsam gewertig zü syn, sonder
auch eynem yeden neben menschen, wie ym des notturft der Allmechtig furbringt,
zudienen frey, vnuerhindert allen menschlichen ordnungen, so ferr yn das moeglich
zu verhüten, frey (!) seye vnd bleybe. Der glychen, so gott will, das eyn yeder der
narung, die (korr. aus: so CB) er ym verlühet, schafner vnnd vßtheyler sye, wie das
der nechsten, so er (korr. aus: gott CB) eynem yeden züordnet, noturft vnnd frommen
erheischet, so begebendt die Ordenslüt soliche Schafnery in frembde hend, wider
willen vnnd gehell des rechten herren, gottes, daher dan ettwan schynbarliche narung
entweders on nütz zuhaufen gelegt oder aber an vnnötige gebeuter vnnd gezierde
außgeben, in dem offt auch den natürlichen erben das yr wider gott yngezogen würt;
vnnd so die Closterleüt als der welt abgestorben gerechnet werden, wenn vonn ynen
deren notturft, so vßer den Clöstern, soll geholfen werden, so müßen sye doch der
welt wider lebendig syn, wann yn die Clöster ettwas zü erben oder ynzunemen ist.
Daher dann ettwan nit geringe klag gemeyner Stend des heyligen Reychs gehört
worden sindt. - Nicht besserlicher haltet sich auch mit der gelübd der küscheit; dann
so ettwan fil Closterpersonen, die got nit hat des föhig gemacht, das sye vmb des
hymelrich willen vßer der Ehe ware kuscheit halten konden, in der Ehe wol küsch
vnnd zichtiglich lebten, die nün durch gelopte kuscheit in solicher vnküscheit gemeyne
Christenheit ergeren, das alle welt des eyn abschühen vnnd vnwillen hat. So dann eyn
yeder Christ gottes sel vnnd lyb eigen ist, möge ym nit gepüren, soliche gelubd zu-
thun, vnnd so er sy gethon vnnd aber befündet, das sye yn dahin füren vnnd tringen,
das er vonn got gebottene gehorßam, hilf der nechsten vnnd ware küscheit vmbgon
müß, soll er sicb deren so wenig halten als anderer gelubd vnnd zusag, durch die er
güts zu meyden vnnd boeßes zuthün gelobt hette. — Weyter, so sahe man auch by den
früchten, so die Closter leüt gemeynlich yn yrem leben bewyßen, was vonn solichem
stand, dem baum solicher frucht, zu halten sye, nemlich (ada. CB) wie sye, die Closter-
leüt, gemeinlich ynn alle weg zu furderung gemeynes vnnd besonderes nützes vn-
geschickter, vnwilliger, vntoglicher dan andre erfunden werden vnnd alles yer thün
nur zu zitlichen eeren vnnd haufen yres zitliches güts gerichtet sye, alles studieren
vnnd andre gotselige übung der ersten Closterleüt hindan gestöllet. CS.