Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 3): Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 — Gütersloh, 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0456
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
452

CONFESSIO TETRAPOLITANA

Der vierdt artickel.
Zum vierdten, das man glaub vnnd lere, alle menschen Jnn sunden
empfanngen sein vnnd geporn vnnd derhalb von gepurt an also vnnder
dem zorn gottes, das kain mennsch, der nit durch den gaist Cristi er-
ledigt vnd gereinigt wurdet, ewigklich verordnet sein muß, mann nenne
dann sölliches ererbte sind?? mangel, feel vnnd gebrechen, dann Je
niemant selig sein kan, dem ettwas mangelt, felet oder geprist?^ an recht
geschaffen leben.
Vff die weiß wurd diser artickel freuntlicher lauten; dann wie er vor
gesetzt, will er zwinglin h Jn den verdacht tringen, Alls ob er, do er
schreibt?5, die erbsund sey, aigenthch zu Reden, mer geprest? 6 dann
sund, darumb das peccatum 1 sind', aigentlich zü reden k , haißt, ettwas
mit wissen wider das gesatz gotes gethan oder gelassen, Vnnd das er
glawb, das alle, die 1 nit aigen sein gethon vnnd Jnn die gemain gottes
komen, alls die kinder der Cristen, auch nitt verdampt werden, wollte
gelert haben die Erbsund nit verdamblich sein, dess gegentail er doch an
vill orten vleißig geschriben, vnnd der Cristen kinder allain durchs blut
Cristi also verhoffet, alle selig zu werden, die Jnn der kinthait“ sterben??.
Dann zu bewerung söllicher 11 seiner mainung bringt er diß [wort] paulj,
durch Cristum werde alles das widerbracht, das durch adam verderpt ist^, das
hndet man klerlich Jnn seinem büchlin der sachen halb geschriben ad
vrbanum Regium??. Wo man nun will Cristenlich frid vnnd ainigkait
machen, soll man kainem Cristen zu nach Reden oder hanndlen, zu dem
nennen vill hailige pattres die erbsund auch morbum°4°; | worumb sollte
man nun verdammen Rede, die war sein vnnd nit ergerlich. Wir haben

g) soüche C. - h) Zwunglin C. - i) pecatum BC. - j) sund BC. - k) gestr. ist A. -
1) gestr. alle A. - m) kunthait C. - n) solicher C. - o) morbumb C.
33. Sünde.
34. Gebricht, fehit.
3 5. Vgl. »Von der Taufe, von der Wiedertaufe und von der Kindertaufe«, CR 91 Zw
4, S. 307,16-312,4. Luther hatte sich im November 1523 in einer Instruktion für
G. Casel aus Straßburg (WABr 3, S. 603 fr. - dort auch Casels mündlicher Bericht
über seine Verhandlungen mit Luther, S. 608 ff.) scharf gegen Zwinglis Darstellung
der Erbsünde in der genannten Schrift gewandt.
36. Mangel, Fehler, Gebrechen.
37. Hierzu Glosse Sams: »Itzt haiten sie, das kind vnd alt durch den Tauff mussten
selig werden, wer nicht getaufft wird, sey verdampt.«
38. 1 Cori5,22.
39. »De peccato originali declaratio ad Urbanum Rhegium« (1526), CR 92 Zw 5,
5. 359ff.
40. So Erasmus: Enchiridion.militis christiani, cap. 7 (Cl. V, Sp. 21). In der alten
Kirche findet sich diese Ausdrucksweise kaum, doch vgl. Petrus Cbrysologus: Sermo
CXI (MSL 52, Sp. 505).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften