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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0028
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Ordnung und Kirchengebreuch für die Pfarrern und Kirchendienern
zu Straßburg und derselbigen angehörigen, uff gehabtem Synodo
fürgenommen1. | A 2 a |
Nachdem hievor durch Unsere Herren, Meyster, Rhädt und die Einundzwentzig,
auch Schöffel und Amman diser Stat Straßburg erkennet und fürgenommen wor-
den, das heylsam wort Gottes nach dem rechten und waren verstand zu leren und
predigen2 und, so vil Gott genad geben wolt, demselbigen zu geleben und nach-
zukommen, und sich aber allerley secten, rottungen und sonderungen eingerissen,
zu zerrittung gemeyner kirchen, außlöschung brüderlicher liebe und endlicher
zerstörung burgerlicher policy und friden und allem anderen unraht dienet.
Demselben zu begegnen, haben Unsere Herren, Meyster, Räht und die Einund-
zwentzig als von Gott die geordnet Oberkeyt, auß schuldigem ampt, des ver-
scheynenden dreiunddreisigisten jars, uff den eylfften tag Junii ein gemeyne ver-
samlung anfahen zu haben3 darin von rechter einhelliger Christlicher lere, auch
kirchen ordnungen und erforschung des lebens der vorgesetzten diener des worts
zu handlen.
Und damit dasselbige desto statlicher geschehen möchte, haben Unsere Herren,
Meyster, Räht und die Einundzwentzig zu solicher verhör von inen selb und dem
Regiment vier personen zu Presidenten oder vorsitzern4 und dann die Einund-
zwentzig gemeyn kirspelpfleger verordnet. Damit aber im selben, auß zulauffung
des gemeynen volcks, kein unordnung erwüchse und doch jemand von der
gemeyn dabei were, haben sie bevelch gethan, das ein jede zunfft durch ire
Schöffel und gericht vier von den Schöfflen ordnete, ob die wolten und irer
gelegenheyt nach, bey solcher verhöre auch zu sein, damit sie der warheyt, auch
wie und was in solcher verhöre gehandlet würde, zeügnüs geben möchten.
Nachdem dann in solichem gesprech die Summa Christlicher lere, wie die alhie
bekennet, geleret und geprediget nach rechtem und warem verstandt der heyligen
Evangelien, Apostolischer und Biblischer schrifften, nach aller notdurfft in etliche
Artickul5 verfasset, fürgetragen, disputiret und erkläret, Auch diejenigen, so
etlichen Secten anhengig und die vorgemeldten Articul zu widerfechten under-
standen, genugsam verhöret, und nachmals aller Prediger, pfarrer und helffer sampt
den Einundzwentzig kirspelpflegeren raht und gut- | A 2 b | beduncken vernomen
und ir bedencken in schrifften verfasset, Haben unsere Herren den vier geordneten
Presidenten oder vorsitzeren bevolhen, über soliche gehandlete puncten zu sitzen,
1. Unter dieser Titelaufschrift befindet sich eine Abbildung des Straßburger Stadtwappens mit
Verzierungen. Von alter Hand ist hinzugefügt: Anno 1533.
2. Hinweis auf die Abschaffung der Messe durch feierlichen Beschluß der Schöffen am
20. Februar 1529 (vgl. Röhrich, Gesch. I, S. 269ff.).
3. Am 11. Juni 1533 begann auf der Hauptsynode das Verhör der Sektierer. Vgl. in diesem
Bd. S. 45 f.
4. Die vom Rat verordneten vier Präsidenten der am Pfingstdienstag, 3. Juni 1533, eröffneten
Synode waren Jakob Sturm (Stättmeister), Matthias Herlin (Altammeister,) Andreas Mueg und
Sebastian Erb.
5. Die sechzehn Synodalartikel. Vgl. in diesem Bd. S. 388ff.

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