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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0034
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

selbigen pfarr, deren man ein pfarrer gewehlet, ein predig zu thun, und darin der
gemeyn solichen erwehlten bevelhen, ihm sein ampt gegen der gemeyn, deßglei-
chen der gemeyn gegen ihm erzelen und daruff vermanen, Got trewlich anzu-
rüffen und zu betten, das er seinen heyligen geyst beden, pfarrern und gemeyn,
sich also, wie beder ampt ervorderet, gegen einander zu halten, verleihen, und also
geben wölle, das der pfarrer fruchtbarlich dienen möge.
So aber ein helffer anzunemmen, den sollen die Examinatores, kirchenpfleger
und der pfarrer in dem kirchspyl, da man eins helffers manglet, annemmen, und
das man die, so man zu solichem ampt tauglich achtet, lasse zuvor etliche predigen
thun, mit ermanung an die gemeyn, die der pfarrer thun solle, ob jemand vileicht
an solichen, die man gehöret, vermeynet mangel zu sein, darumb sie zü disem
ampt nit tauglich weren, das der oder dieselbigen solichs wolten den kirchspyls-
pflegeren anzeygen. Wa auch mehr dann einer gehöret25 und jemand achtete
besonder ursachen sein, einen vor dem | B 2 a | anderen zu erwehlen, das solle
man auch den kirchspylpflegeren anzeygen.
Und solle dann der pfarrer derselben pfarr den erwehleten helffer der gemeyn in
der predig bevelhen, ihm sein ampt erzelen und für ihn betten lassen. Es sollen
auch die vilgedachten Examinatores und kirchenpfleger der gesatzten Pfarrer und
helffer lere und leben gut acht haben, so mangel an ihnen befunden, dasselbige
besseren, wa das will stat haben, wa nit, die helffer urlauben26, der pfarrer halb die
sach für ein Ersamen Raht gelangen lassen.
Ursach dises Articuls.
Das ampt, die herd Christi zu weyden, ist so groß und wichtig, das man in der wahl
solicher diener Christi und hirten seiner schäfflin niemar vleissig genug ufsehen und
alles erforschen würt. So ist soliches ampt recht verwalten auch so weit über alles
menschlichs vermögen, das Got für solichs warlich mit höchstem ernst und grosser
andacht gebetten und angerüffet werde solle. Daher dann kommet, das man in
insetzung oder wahl der Bischoven, die nichs dann pfarrer gewesen von der
Apostel zeit her, so vil ceremonien und solennitet geübet hat.
Convocatz27.
Zum anderen28, damit aber nun soliche lere Christi von den Pfarrern, Helffern und
Predigern mit rechtem ernst und Christlicher massen einhellig getriben werde, sie
sich auch in irem leben und thun solicher leer gemäß halten, So hat ein Ersamer
Raht geordnet und achtet es nutzlich sein, nachdem sie, die prediger, bißher ge-
pfleget, alle wochen ein mal zusamen kommen und da sich mit einander zu be-
sprechen, wie die lere Christi zu füren, wes die kirch yederzeit zu ermanen seie, und
25. Gehört wurde.
26. Entlassen.
27. Convocatz, convocatio, conventus. Aus diesen im Jahre 1531 freiwillig begonnenen amt-
lichen Zusammenkünften der Straßburger Geistlichkeit entstand der Kirchenkonvent, der über
zweihundert Jahre starken Einfluß auf das Kirchenwesen hatte.
28. In Bezug auf die Ernennung der Prediger.

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