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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0049
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Einleitung

Wie Bucer am Schluß dieser Schrift sagt, hat er Melchior Hoffman bereits »zuvor
vier jaren« in Straßburg »gar fleißig ermanet«. Im Brief an Zwingli (30.6.1529)
bestätigt er dieses Zusammentreffen. Bei dieser Gelegenheit muß er seine Lehren
schon kennengelernt haben1. Jener erste Aufenthalt Hoffmans in Straßburg war
aber nicht von langer Dauer. Er zog wieder nach den Niederlanden und entfaltete
dort, unterstützt von seinen ostfriesischen Anhängern, eine rege Werbetätigkeit,
Da es ihm gelang, unter den Holländern und Friesen eine große Gemeinde zu
sammeln, richtete Bucer nach der Verurteilung Hoffmans auf der Synode 1533 in
Straßburg diese Schrift an »die Brüder in den Niederlanden«2.
Nach Hoffmans Aussage ist er auf die Prophezeiung eines alten Mannes in Ost-
friesland hin im Frühjahr 1532 wieder nach Straßburg gezogen. Den Hintergrund
für das Auftreten Hoffmans in Straßburg bildet die Enderwartung, die in dieser
Zeit bis zum Äußersten gesteigert wurde. Nicht er allein, auch andere Apokalyp-
tiker erwarteten das Weltende im Jahre 1533, wie z. B. Michael Stiefel in Kur-
sachsen. Hoffman nahm in Straßburg die Prophetien des Jost Lienhard u. a. auf,
die er auch schriftlich verbreitete3. Schon C.A. Cornelius4stellte fest, daß die leb-
hafte Phantasie dieses Mannes, durch die Erwartung des Jüngsten Tages ange-
trieben, überall Zeichen des zukünftigen Heils und Unheils sah. Die Apokalyptik
nahm ihn in Beschlag. Dieser Predigt verdankte er seinen Erfolg. Am Chiliasmus
hat er auch unentwegt festgehalten.
Unter diesen Umständen konnte Bucer seine Anklagen an den Rat richten und
den Rat insbesondere um eine Synode bitten. Hoffman erbot sich selbst, sich der
Synode zu stellen. Als der Rat ihn dazu aufforderte, wurde Hoffman am 11. Juni
1533 vor der Synode verhört. Auf Befragen legte er seine Lehre dar und wurde von
Bucer im Einzelnen widerlegt. In gleicher Weise wurde Kaspar von Schwenckfeld
verhört. Außerdem hatte sich die Synode mit Anton Engelbrecht und Jakob
Ziegler zu befassen. Aber nur die Verhandlung mit Hoffman wurde veröffentlicht.
Als Grund dafür gibt Bucer an, daß die Irrlehren der anderen in der Öffentlichkeit
keine so große Verbreitung gefunden hätten. Die Anhänger Schwenckfelds waren
nicht zahlreich, und mit dem ehemaligen Weihbischof von Speyer, Engelbrecht,
und mit dem Humanisten Jakob Ziegler sympathisierten nur wenige. Die Mel-
chioriten dagegen waren eine zahlenmäßig erhebliche Gemeinschaft, die immer ihre
Sendboten aus den Niederlanden in »das neue Jerusalem«, das Hoffman hier er-
wartete, entsandten. Die Vorgänge in Straßburg fanden daher starke Resonanz in
den Niederlanden und auch in Münster.
1. Vgl. F.O. zurLinden: Melchior Hofmann, ein Prophet der Wiedertäufer. Haarlem 1885.
S.326ff. A. Hulshof: Geschiedenis van de Doopsgezinden te Straatsburg van 1525 tot 1557.
Amsterdam 1905. S. 107. Vgl. K. Deppermann: Melchior Hoffman. Die Entwicklungs- und Wir-
kungsgeschichte seines Denkens. Theol. Habil.schr. (Masch.). Freiburg i.Br. 1975. S. 156-225
und 282-326.
2. Vgl. W.F.Dankbaar: M.Bucers Beziehungen zu den Niederlanden. Den Haag 1961. S. 17.
3. Vgl. Hulshof, a.a.O., S. 119.
4. C.A.Cornelius: Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 2. Leipzig 1860. S.94-98.
 
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