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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0062
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

kein farb, dann zu dem, das die teüfel niergent schlecht Engel on zusatz böse oder
des sathans geheissen werden, so sicht man, das dise Epistel durch das gantz erst
und ander Capitel von guten Engeln redet, dann sie beweren wille, | B4a | das unser
herr Christus meer sye dann die Engel53.Seitemal Got zu keinem Engel je gesagt
hat, wie zum Herren: Du bist mein sun [Hebri,5]. Item so sie geschriben. Es 5
söllen in alle Gottes Engel anbetten [Hebri,6]. Und im andern Capitel schleust die
Epistel, So der Herr merer sye, dann alle Engel und ein jeder sein straff gehebt
habe, der, das die Engel geredt, ubertretten hat, werden wir nit entpfliehen, wo wir
usser achtung lassen, das uns der Sun dar geben hat54,henget daran, Gott habe die
künftigen welt nit den Englen underthan gemachet, als dem sun und ob schon der 10
sun ein klein ringer gemacht worden, sye durch leyden dann die engel, so sye er
doch dardurch zum hertzogen des heyls worden, der vil kinder zu Gottes herlig-
heit bringe55.
In dem allen jeder wol sicht, das die Epistel dises orts von guten Englen redet,
die sye zuvor beschriben hat, dienstbare geyster sein, außgesandt zum dienst, umb 15
deren willen die ererben die seligkeit und von selbigen zeüget sye, das das ewig
wort söliche Engel nit annemmen, wie den samen Abrahe, den er also angenom-
men hatt, das er daher unser natur, unsers fleischs und bluts und also unser bruder
worden ist, welches er da den Engeln nit hat widerfaren lassen56.
Hiemit haben wir freylich allen gotsförchtigen gnug gethan uff den ersten 20
grunde des Hofmanns, auß dem er seinen erschrocklichen irthumb zu gründen
understeht.
Er hat dagegen wol uff den unbeweglichen grundt der warheit, so wir bekennen,
das nemlich Maria unseren Herren warlich geboren, sein rechte nateurliche muter
ist, und er ein ware frucht ires leibs, eingefürt, wie auch wir brüder und schwester 25
und müter des Herren vom herren selbs geheissen werden, wann wir thun den
willen seines vatters. Matth.xii [49], Marci iii [34f.]. Aber dabey sicht man nur
zu vil den verderblichen unverschamten frevel dises menschens. | B 4b |
Man weiß ja wol, das wir durch den glauben an Christum ym mit höchster ver-
wandtschafft zugewandt werden, als die jetz von seinem fleisch und gebein seind 30
Ephes.v[1]. So bekennen wir auch, das die fleischlich gepurt Mariam nit hette
selig gemacht, wo sy den Herren nit auch im geyst empfangen und in gottsäligem
leben geboren hette. Deshalb auch der Herr allwegen vom fleyschlichen uffs
geystlich gewysen hat. Do das frewlin rüfft: Sälig ist der leib, der dich getragen und
die brüst, die du gesogen hast. Sprach der Herr: Ja mehr sälig seind, die das wort Gottes 35
hören und das selbig behalten [Lk 11,27f.]. Also an dem ort, das er anzogen, als man
zu im gesagt: Dein müter und brüder seind da aussen und begeren dein, wolt er
das volck aber vom fleysch auff das wort füren und geyst weysen, sagte: Die
weren seine brüder, schwester und mutter, die den willen Gottes thetten56a.
53. Vgl.Hebr 1,4.
54. Vgl.Hebr2,2f.; 10,28f.
55. Vgl.Hebr2,5-10.
56. Vgl.Hebr2,16.
56 a. Vgl. Mt 12,46-50.
 
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