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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0063
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

59

Dadurch ist aber dem nichs benommen, das die junckfraw Maria auch ein
natürliche muter des Herren sye, den sye wol vom heyligen geyst empfangen hat,
aber wie ein recht natürlich kindt in ihrem leib erneret, hernach geboren, ihre zeyt
der reynigung gehebt, von ihren brüsten geseyget und sonst gespeyset und auff-
5 erzogen, wie er auch in und ausser ihrem leib nach der zeit gewachsen und zuge-
nommen hatt. Freylich, so der junckfrawen Marie ihre entpfengnuß und kindt
tragen nit anders angesehen worden were, dann wie das allen glaubigen geschicht,
Joseph hette nit geschewet, sie, nach dem sie ihm doch vermähelet ware, zu im
zu nemen. Aber, lieber hergot, wir wöllen nit in einfalt und demut dem wort
10 Gottes geleben, daher kommet solche erschröckliche verderbliche unsinnigkeyt.
Der andere furneme grundt Hoffmans.
Die ander einred des Hoffmanns staht darauff. Adams fleisch ist verfluchet, voller
sünd, mage kein speiß des ewigen lebens | C 1 a | sein, darumb hat Christus Marie
fleysch, das von Adam ware, nit künden annemen oder in dem selbigen uns erlösen.
15 Hieruff geben wir die antwort. Der engel sagte zu der junckfrawen Maria, als sey57
fürgeworffen, wie wurt das sein, dieweil ich doch keyn man erkenne?58. Der heylig
geyst würt über dich kommen und die krafft des allerhöchsten, würt dich uberschatten,
derhalb das heylig, so in dir geborn wurt, der Son Gottes geheyssen [Lki,3 5]. Auß disem
sehen wir, das durch krafft des heyligen geysts hie von Maria Adams fleysch der
20 natur nach, aber nit der sünden, warlich angenommen und geboren ist, darumb
es auch heylig genent wurt und daher, das es on sünde angenommen und das
fleysch des ewigen wort gottes worden ist, kan es ja wol ein heylig opffer für die
sünd sein, unser speyß und tranck zum ewigen leben und unser Herr in disem
fleysch, der einig mitler zwischen Gott und den menschen59, das, wer an in
25 glaubet, von allen sünden und fluch erlöset werde.
Und diß fleysch, auß Maria also angenommen, ist kein vermaledeyt fleysch,
sonder ein gebenedeyte frucht, fleysch und samen der junckfrawen Marie, und also
auch Davids, Abrahams, Ade und Eve, durch den alle völcker gebenedeyet und
der schlangen der kopff zerknüschet, das ist, aller gewalt gebrochen würdt. Doch
30 gebrauchen wir nit die art der red, das wir sagen, Christi fleysch sye des ver-
dampten Adams fleysch, wie der Hoffman immer treibt, und damit die armen
gewissen erschräcket, dann gewiß ist, das das verdampt fleysch uns verdampten
nit versünen mag. Uff das aber verstanden werde, das unsers Herren Christi fleysch
gebenedeyet ist, wie wol es auch - ußgescheyden die sünd - der kinder Adams
35 natur und eygenschafft und derhalb Adams fleysch ist. So sprechen wir, als die
gantz Kirch und geschrifft redt, das er sey der somen Abrahe und geboren auß
den | C1 b | lenden David60, dieweil das disen zweyen am fürnembst die verheys-
sung geschehen.
57. Sie.
58. Vgl. Lk 1,34.
59. Vgl.I Tim 2,5.
60. Vgl. Apg 2,30.
 
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