Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0069
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

65

sagt, Christus seye von der frucht der lenden Davids geboren, sye ein frucht des
leibs Marie.
Diß lasset sich ja nimmer also glosieren. Christus ist disen zu gut geboren oder
joch in sonderheyt verheyssen und geschencket, der heylig geyst kan auch reden,
5 hette das künden mit seinen worten dargeben. Nun aber frucht der lenden und des
leibs nennet die schrift die jenigen, welche von eins natur und geblüt, natürlich
geboren worden, nit die einen zu gut oder heyl geboren werden, als ein yeder wol
sicht, allein auß disem Deut. 28 [4]: Es solle gebenedeyet sein die frucht deins leybs, die
frucht deines vihes etc. | D I b |
10 Nun sein (des Hoffmans) gewissen zeuget ihm selb, es wölle dise gloß auch
nit lauten, als wenig als die erst, das der Herr darumb Abrahams samen und
Davids sun genennet seye, das Abraham Got den vater und David gott den heyli-
gen geyst bedeute und bekennet nun das Wort, der Sun des allerhöchsten habe
Mariam zur muter angenommen und, dieweil dise des samens Ade, Abrahe und
15 Davids ware, so kan man sagen, er habe den samen Abrahe angenommen. Aber
daßselbige - annemen zur muter -, seye gar nit dermassen geschehen, das er auß
Maria fleysch und blut, sonder auß Gottes mundt, durch den h.geyst in Maria leib
entpfangen und geboren seye und in ir ein leiblich, greifflich und sichtlich wort
Gottes worden, ja das ewig wort selber ein war leiblicher mensch, war fleysch und
20 blut und also habe er erfüllet, das verheyssen war vom samen des weybs und
Abrahe.
Diß seind seine, des Hoffmans, eygne wort79, wölichen er das weiter anhenget:
Von Maria oder durch Mariam fleysch und blut geboren werden und Marie
fleysch und blut sein, habe gar ein weiten grossen underscheidt, als weit der hymel
25 von der erde ist. Will also endtlich: Christus seye der einige sam des Abrahams,
Gots des vatters und des geystlichen Davids, das ist des h.geists, von dem er
empfangen ist, und möge doch so ferr auch des zeitlichen Abrahams und Davids
samen und sun genennet werden, das er in Maria, die von disen leiblich geboren
ist, leiblich, greifflich, sichtlich, das ist fleysch und blut, war leiblicher mensch
30 worden ist. Zu disem aber, seinem fleysch und blut, habe er von Maria nichs
angenommen, sonder schlecht80, wie in einem offen81 durchs fewr theyg zu brot
würt, oder ein bild in des bildhawers werckstat gemacht würt, also sey das wort in
Maria durch den heyligen geyst fleysch worden, das Maria blut und fleysch zu
diser geburt gar nichs gethon habe. | D 2 a |
35 Dawider steht aber als noch steiff, das der Herr die frucht des leibs Marie ge-
heyssen würt und das vom heyligen geyst, der sein sprach auch noch künth hat
und ein geyst der warheyt82 ist, der durch einerley rede und die auff einerley weiß
und gestalt gebrauchet, nit yetz das, yetz ein anders fürgibt. Diser heylig göttlich
geyst heysset nun in seiner sprach und schrifft, frucht des leibs, die von fleysch
und blut solichs leibs her kommet, wie dann die kinder in muter leib erstlich
79. Nicht nachzuweisen.
80. Schlicht, eben so.
81. Ofen.
82. Vgl. Jo 14,17.

40
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften