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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0085
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

wahl, willen und thun des guten zugeben, so doch diß alles dabey lautere gaben
und geschencke Gottes seind, er ja alles in allen würcket 1. Corinth. 12 [6]. Wie wir
dann in im leben, weferen148 und seind. Acto 17 [28]. Dises, das Gott in uns alles
würcket und wir doch auch das gut erkennen, freyes willens wehlen und thun,
5 ist kaum yrget als klar und doch kurtz dar geben als in dem, das der Apostel
schreibet zun Phil. 2 [12 f.]. Schaffet einer eygen heyl, mit forcht und zittern, dann Gott
ists, der in euch würcket, das wöllen und das würcken, nach dem wolgefallen.
Sehet zu, er sagt: Ir sollen ewer selb heyl schaffen und würcken. Wie? Ist dann
diß in unserem vermögen?Nein. Aus gnaden werden wir selig gemacht, nicht auß uns,
10 oder unseren wercken, es ist Gottes gabe. Ephes. 2 [13]. Was sagt dann Paulus hie, das
er uns heysse: schaffen und dazu mit forcht und zitteren, das ist höchstem fleyß,
sorgfeltigkeyt und angst? Er redet mit den glaubigen, in wölchen schon Gott
wohnet, Christus lebet. Darumb gibt er dise ursach darauff: Dann Gott ists, der in
euch würcket das wöllen und thun, als wolt er sagen: Ja ich weyß wol, das ir auß euch
15 selb des nichs vermöget, ir seind aber kinder Gottes, der ist und lebet in euch,
und würcket, das ihr guts wöllen und thun mögen und will euch hiezu mit dem
wort der ermanung treiben, geflissen und ernst- |G2a| hafftig machen. Er hat
euch vernünfftig menschen geschaffen, darumb will er euch nicht als blöcher149
oder mit den haren herbey ziehen, on eweren willen und lauffen, ob wol an
20 ewerem willen und lauffen für sich selb nichs gelegen sein wurde, sonder will euch
geben selb zu verstohn, was ewer heyl seye, und dann mit allem fleiß und ernst
euch auff das selbige zu begeben, euch in allem guten zu üben und täglich das
angeboren böß abzutreiben. Also kommet Gottes und der seinen thun überein
und geberen die seligkeyt; seind bede ware, das es Gott thut, und das wirs selb
25 auch thün, gleich wie man sagt, die Sonn machet den wein und die reben.
Dann mit göttlicher einwürckung in uns hat es gar nit die meynung, das er uns
gebe vermögen, das gut zu erkennen, und wöllen und liesse uns dann das selbige
für uns gebrauchen oder nit gebrauchen, ernstlich oder hinlessig, also das er nicht
mehr würckete wie ein mensch den anderen ein kunst leeret, die der selbige her-
3o naher seines gefallens gebrauchet, oder nit, wann er sein meyster schon nimmer
mer sicht, sonder wie die sonn den tag in der welt, also gibt und würcket Gott in
uns frombkeyt. Für und für muß die sonn scheinen, also müssen auch die kinder
Gottes für und für durch den geyst Gottes gefüret und getriben, Rom. 8 [14], das
ist: geleret und zum guten geneyget und zu thun gefertiget werden. Darumb
35 saget Paulus. Ich lebe ietzund nit, sonder es lebet in mir Christus. Galatas i[2,20].
Also haben die kinder Gottes, die der Sun frey gemachet, ein freyen willen,
frey urtheyl und eygen gewalt und vermögen zum guten, alles auß genaden
Gottes durch unseren Herren Jesum Christum, in dem wir ein newe creatur und ge-
schöpffe seindzu guten wercken, wölche Gott zuvor bereytet hat, das wir darin wandlen; zun
40 Ephes.am2.cap. [10]. Hieher kommets, das sie das wort Gottes hören und fassen
mögen, das gut erdtreich seind, |G2b| darin das wort Gottes frucht bringet150
148. Weben (uns regen).
149. Wie Holzklötze. 150. Vgl. Mk 4,20 parr.
 
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