HANDLUNG GEGEN HOFFMAN
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15,23]. Nun seind aber die allein Christi, die seinen geyst haben, Rom8 [9],
wölichen allein die erwöleten haben werden.
Auß disem nun hat ein yeder, der sunst der warheyt begeret, bericht genug, das
weder die angezogen schrifften oder andere geben, das die wahle und erlösung
5 Christi allen menschen, nyemand außgenommen, gemeyn seie oder immer mer
werde, weder anfangs, als Hoffman leeret, noch endtlich, als etlich andere.
Es ist ferner auß erzeletem das auch wol zu vernemmen, das Hoffman, wie im
vorigen, also auch in disem, - das er auß seinem vorgesetzten irrthumb dargibt:
nachdem das Evangeli den leuten predigt werde, haben sie schon alle das ver-
10 mögen, solichs anzunemen, und den rechten freyen willen zum guten -, wider
alle warheyt Gottes redet. Den Juden prediget der Herr selb, die waren aber auß
dem teuffel gebören. Gott hat sie geblendet, konten und mochten nit glauben178.
So redet der h. Johannes und der Herr selb. Auß dem sagt auch der heylig Paulus,
das das | H 2. b | Evangeli denen, so verderben, ein thorheyt ist [I Kor 1,18], und geruch
15 des todes zum todt [2 Kor 2,16]. Allein durch den geyst götlicher kindtschafft ist die
freyheyt und das vermögen, guts zu thun, durch den auch das Evangeli allein
verstanden würdt; der selbige würdt nun nit jederman geben.
Hoffman understaht, diesen grewel den einfaltigen hiemit auffzureden, das
Johannis i [12] steht: Welche in angenomen, denen hat er gewalt geben, kinder Gottes zu
20 werden. Welche red doch gar wider in ist, dann gleich darauff volget: Denen, die an
seinen namen glauben. - Nun ist der glaub nit aller [2Thess3,2]. Und weyter. Die nit
auß dem geblut noch willen des fleysches noch willen des mans, sondern auß Got geboren seind
[Jo 1,13]. Nun seind aber vil nit auß Gott, sonder auß dem teüfel geboren, wie der
Herr selb zeüget [Jo 8,44]. Zu dem allen ists vom Evangelisten also geschriben:
25 Er ist in das sein kommen und die seinen haben ihn nit angenommen, so vil yn aber ange-
nommen haben, den selbigen, nit jederman, hat er gewalt geben, kinder Gottes zu werden
[Jo1,11f.].
Nun ist »Christum annemen« an in glauben, welches die seinen, das ist die Juden,
nit thetten, denen er doch selb sich durchs Evangeli anbotten hat. Ist es nun nit
30 ein grausamer frevel, auß solichem den einfeltigen understehn so tratzlich179 für-
zugeben, das alle, die das Evangeli hören, schon das vermögen haben, das selbige
anzunemen und also kinder Gottes zu werden, so doch da staht: nit, die Christum
hören, sonder durch den glauben annemen?
Noch ein argument füret der Hoffman auß der vermeynten vernunfft, wie dann
35 endtlich alle die thun, die Gott den preyß180nit geben wöllen, das er alles in allen
würcket, alles guts seine gab und thun seie, und understohn, Gottes werck und
urteyl nach irer vernunfft außzurechen. Gott, sagt er, kan nichts forderen, da er
nichts hingelegt hat; darumb, wo er nit jederman gleiches | H 3 a | vermögen gebe
zum guten, könde er nit gleiches forderen und die verdammen, die nichts guts
40 thun. War ists, wa Gott gar nichts hyngeleget hat, keine erkantnis sein181 und
178. Vgl. Jo12,37-38.
179. Trotzig, hartnäckig; Syntax: ... sich zu unterstehen, den Einfältigen ... einzureden.
180. Ehre. 181. Seiner selbst.
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15,23]. Nun seind aber die allein Christi, die seinen geyst haben, Rom8 [9],
wölichen allein die erwöleten haben werden.
Auß disem nun hat ein yeder, der sunst der warheyt begeret, bericht genug, das
weder die angezogen schrifften oder andere geben, das die wahle und erlösung
5 Christi allen menschen, nyemand außgenommen, gemeyn seie oder immer mer
werde, weder anfangs, als Hoffman leeret, noch endtlich, als etlich andere.
Es ist ferner auß erzeletem das auch wol zu vernemmen, das Hoffman, wie im
vorigen, also auch in disem, - das er auß seinem vorgesetzten irrthumb dargibt:
nachdem das Evangeli den leuten predigt werde, haben sie schon alle das ver-
10 mögen, solichs anzunemen, und den rechten freyen willen zum guten -, wider
alle warheyt Gottes redet. Den Juden prediget der Herr selb, die waren aber auß
dem teuffel gebören. Gott hat sie geblendet, konten und mochten nit glauben178.
So redet der h. Johannes und der Herr selb. Auß dem sagt auch der heylig Paulus,
das das | H 2. b | Evangeli denen, so verderben, ein thorheyt ist [I Kor 1,18], und geruch
15 des todes zum todt [2 Kor 2,16]. Allein durch den geyst götlicher kindtschafft ist die
freyheyt und das vermögen, guts zu thun, durch den auch das Evangeli allein
verstanden würdt; der selbige würdt nun nit jederman geben.
Hoffman understaht, diesen grewel den einfaltigen hiemit auffzureden, das
Johannis i [12] steht: Welche in angenomen, denen hat er gewalt geben, kinder Gottes zu
20 werden. Welche red doch gar wider in ist, dann gleich darauff volget: Denen, die an
seinen namen glauben. - Nun ist der glaub nit aller [2Thess3,2]. Und weyter. Die nit
auß dem geblut noch willen des fleysches noch willen des mans, sondern auß Got geboren seind
[Jo 1,13]. Nun seind aber vil nit auß Gott, sonder auß dem teüfel geboren, wie der
Herr selb zeüget [Jo 8,44]. Zu dem allen ists vom Evangelisten also geschriben:
25 Er ist in das sein kommen und die seinen haben ihn nit angenommen, so vil yn aber ange-
nommen haben, den selbigen, nit jederman, hat er gewalt geben, kinder Gottes zu werden
[Jo1,11f.].
Nun ist »Christum annemen« an in glauben, welches die seinen, das ist die Juden,
nit thetten, denen er doch selb sich durchs Evangeli anbotten hat. Ist es nun nit
30 ein grausamer frevel, auß solichem den einfeltigen understehn so tratzlich179 für-
zugeben, das alle, die das Evangeli hören, schon das vermögen haben, das selbige
anzunemen und also kinder Gottes zu werden, so doch da staht: nit, die Christum
hören, sonder durch den glauben annemen?
Noch ein argument füret der Hoffman auß der vermeynten vernunfft, wie dann
35 endtlich alle die thun, die Gott den preyß180nit geben wöllen, das er alles in allen
würcket, alles guts seine gab und thun seie, und understohn, Gottes werck und
urteyl nach irer vernunfft außzurechen. Gott, sagt er, kan nichts forderen, da er
nichts hingelegt hat; darumb, wo er nit jederman gleiches | H 3 a | vermögen gebe
zum guten, könde er nit gleiches forderen und die verdammen, die nichts guts
40 thun. War ists, wa Gott gar nichts hyngeleget hat, keine erkantnis sein181 und
178. Vgl. Jo12,37-38.
179. Trotzig, hartnäckig; Syntax: ... sich zu unterstehen, den Einfältigen ... einzureden.
180. Ehre. 181. Seiner selbst.