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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0094
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

aller welt weysen das fromm leben so volkommen nit haben dargeben könden,
als unß das in götlichen schrifft dargeben ist. Derhalb solten wir doch greiffen196,
das die schrifft auß Gott ist und ir einfeltig glauben geben. Und so wir dann
wissen, das Got nichts dann ewige güte ist, uns aller güte befleissen und, demnach
wir uns nur zun bösen geartet finden, uns an Christum unseren Herren inn warem
glauben gentzlich ergeben, so wurde uns geholffen und hernach auch anderen
durch uns genutzet.
Diß alles, ist wol war, muß der Herr in uns würcken, der vatter muß zu Christo
ziehen197; wo er aber das thut, gibt sich auch hierauff des menschen sinn und
hertz und alles sein vermögen und lasset alle andere fürwitzige gotlosen gedancken
und fragen faren, glaubet, Gott habe ihn erwölet und zum ewigen leben ver-
ordnet, seie und wölle in ihm alles guts würcken. Diser genaden und berüffung
wolt er dann gern gemäß leben und sich danckbar beweysen von gantzem hertzen,
gantzer seel und allen kräfften.
Der göttlichen wahl halb, welche alle schrifften so gewaltig zeugen, hat Hoffman
ein gar unverschamete außflucht gesuchet, sagende: Man solle die ort der schriff-
ten, die von der wahl reden, verstohn von ämptern, zu wölchen Gott die seinen
underschiedlich gebrauche, als das dise Apostolen, andere Propheten, andere
Hirten seyen etc., wie wir von disen underscheidlichen ämpteren leesen i. Corint.12
[5-31], Ephes.4 [1—16]. Wo nun nicht etliche arme leutlin weren, die dise geyster
mit ihrem trutzen und bochen198 überboldereten199,das sie ihnen alles glauben
und wöllen dann meynen, es seie auch, was sie tandten200, nichts dann eytel
schrifft, so were es doch ein schmach Gottes, auff soliche frevele lesterung ant-
wor- | J 1 a | ten. Nun wölche dise geyster in solichem verfäret201 hetten, die wölten
doch nur disen eynigen spruch bedencken. Ephes.i [3-5]. Gebenedeyet sie Gott, der
uns gebenedeyet hat mit allerley geystlicher benedeyung im himlischen wesen durch Christum,
wie er uns dann in im erwölet hat, ee der welt grund gelegt warde, das wir heylig weren, vor
ihm unsträfflich in der liebe, der uns vor außgescheyden hat zur kindtschafft durch Jesum
Christum gegen im202 nach dem gefallen seines willens.
Sehet, warauff die wahle Gottes gange, das wir heylig seien, sagt Paulus, und
unstrefflich in der liebe, das wir kinder Gottes seien, nit, das wir diß oder yenes
ampt verwesen203. Also würt die wahl auch zun Röm 8. dargeben, das wir dem
Vorbild Christi gleich, das ist, fromm und in dem herrlich werden. Auff solichs
sicht auch der h. Paulus allenthalb, da er die glaubigen die beruhten und erwehleten
Gottes nennet, oder sonst von der wahle redet, dann er gleiche wahle allen
glaubigen zugibt.

196. Begreifen.
197- Vgl. Jo 6,44.
198. Prahlen, auftrumpfen.
199. Überrumpelten.
200. Schwatzen.
201. Beunruhigt.
202. Mit ihm, hin zu ihm (d.h. zu seiner, Gottes Kindschaft).
203. Verwalten.
 
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