Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0095
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

91

Gleiche unverschamete ist in dem, so der heylig Paulus zun Röm. 9 [14ff.] nach
vermögen aller schrifften, deren er dann des orts etliche anzogen und darauß ge-
schlossen hat, das Gott herfürbringe geschirr204 des zorns, zugerichtet zum verderben
[22] und auch geschirr der barmhertzigkeyt, die er bereyttet habe zur herrlicheyt[23], als
in205 und alle, die Gott beruffe, nit alleyn von Juden, sonder auch von Heyden.
Item, so er gedencket, das Gott in seiner welt wie ein herr in einem grossen hauße
ehrliche und unehrliche geschirr, böse und gute habe, 2. Tim. 2 [20], sagt Hoff-
man, solichs solle man nit verstohn, das Gottf etliche zum leben erwelete, etliche
verworffene habe, sonder wie i. Corinth. 12 [14ff.] Paulus gleichnuß gibt von ehr-
lichen und unehrlichen glidern an einem leib, sein etliche, die Gott in seiner
kirchen zu ehrlichen, etliche zu nachgiltigen206 ämpteren brauche. Ist das nit ein
unverschameter frävel? An beden orten | J 1 b | zun Römern 9 [22ff.] und 2.Timot.
2 [20] redet Paulus von geschirren des zorns, die zum verderben zugerichtet und
bereytet seind, von gantz argen und bösen leuten. Zun Corintheren aber redet er
von Christen, die in der kirchen Gottes seind, ob sie wol etwas unvolkommen
seind. Auß disen zweyen nun machet Hoffman einerley leuten; ja on zweyffel hat
er on das207 zur warheyt nit lust, der sonder208 solichen geysteren zuhöret.
Noch dringet Hoffman hierauff gantz hefftig und schreyet, Gottes wille sey
schlecht, das yederman geholffen, meniglich selig, niemandt verdammet werde209;
dem ja also ist, aber - gegen den erwöleten und die solichen guten willen Gotes
erkennen könden. Freylich, die Gott verblendet, verstocket und verdammet und
durch sein wort heysset verblenden und verstocken, als doch Hofman auch be-
kennet etliche soliche sein, die verblendet, verstocket und verdammet er mit
willen, - es zwinget in ja niemand dazu -, obs schon alles straf der sünden ist. In
sünden seind wir empfangen und geboren, derhalb hat Gott allweg ursach und
recht wider uns überig210.
Noch bleybet als war: wie er uns alle auß nichts erschaffet, würt er ja wie ein
weyser werckmeyster auch zuvor bedacht und verordnet haben, wa zu er einen
yeden brauchen wölle. Ja, sagt Hoffman und sein hauff: Als Gott fürsicht und
weyßt, das die leut werden seine genad nit annemen, und das böse dem guten für
setzen, darauff verordnet er sie dann zum ewigen tod, die straff auff die sünde.
Wenn man aber dann fraget: Woher weyßt aber Got zuvor, das etliche leut seiner
berüffung zum guten nit volgen, und dem argen nachhengen werden? Wenn er
nit helffen will, weyßt er wol, das wir alle nichts guts ymmer mehr annemen
werden oder mögen. Wolte er denen, so sein gnad verachten, seinen h. geyst
f) A,B: Gött.
204. Gefäße.
205. Wie (z.B.) ihn (Paulus).
206. Geringen.
207. Ohnehin.
208. Nur.
209. Die schrifft ist zum heyl allein den er mieten gehn, die verston sy auch allein. [Marg.].
210. Vgl. Ps 51,7. - Überig = genug.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften