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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
Jesu Christi setzen, nit auff die eusseren breuch Mose. Es ist alles das wort Gottes,
leeret' glaub und liebe, was Gott ye fürgeben hat, so ferr ists uns auch alles zu
brauchen und underweiset uns zum heyl. Rom. 15 [4] und 2.Timoth. 3 [16].
Wo wir dann nun auch ceremonien und breuch habend, derenley die alten ge-
hebt haben, warumb wolten wir im brauch der selbigen nit darauffsehen, wie Gott
gewölt hat, das die alten die ihren recht braucheten? Das aber nun beschneydung
und tauff einerley sacramenten seien, eins bedeutens, zu einerlei dienen, zeuget der
h. Paulus Colos. 2 [11 f.] so hell, das es freylich niemand, dann der sunst seines
sinnes sein will, leugnen mag, dann er des orte ye das fürgibt: wer tauffet sey,
dörffe der beschneydung nichs nachfragen, dann er habe die selbige schon, als der
durch den tauff mit Christo begraben seie, und in dem den leib der sünden hin-
geleget habe, welches die recht beschneydung seie. Liß, frommer Christ, diß ort
selb und gedencke, das dein leib der sünden hinlegen und mit Christo begraben
werden, item yn anziehen, alles ein ist, nemlich durch Christum new geboren und
in ihm ein newe creatur werden.
Von underscheydt altes und newes volckes und testaments, der nit weiter sich
strecket, dann das unser Herr Christus bey ihnen allen dunckler und deßhalb mit
mer guten der249 ceremonien, yetzund in aller welt heller und mit wenigern | L 2 b |
ermanen geprediget und erkennet würdt, wie das die schrifft allenthalb, besonders
aber Rom. 11.15, Gal. 4, Hebre. 11 außweyset, wöllen wir, so bald uns des Got zeit
gibt, den glaubigen besseren schrifftlichen bericht thun.
Der kinder halb, mit denen der Herr gehandlet, lassen wir alle unzenckische
Christen urteylen. Es waren je leibliche kinder da, die wolten die iren Christo, das
er sie segnete, zubringen250; das meyneten die junger zu wehren, dachten, dieweil
sie noch nichs verston könden, was der Herr mit ihnen schaffen solte; des warde
der Herr aber unwürsch über sie und sagte, lasset die kindlin zu mir kommen
[Mk 10,14]. Lieber, welche? geystliche kinder oder die leiblichen, welche die guten
leut zuhintrugen und denen die junger wehren wolten? Warens dann die leib-
lichen, und ware das, da folget: dann solichen ist das hymelreich [Mk 10,14], die
ursach, darumb der Herr wolte, das man im liesse die kinder zubringen, so würdt
solichs freylich auch von disen leiblichen kindern geredt sein und dise meynung
haben. Wolten ir den kindlein wehren, zu mir zu kommen? Meynet ir nit, das ich
auch ir heyland seie? Wolt ir wehnen, das die vernunfft und nateürlich krefft etwas
zum heyl vermögen? Warlich, ich sage euch, wer nit mein reych wie ein kindlein an-
nimmet, als der uberal nichts guts vermage, wie ein kindlein und sich nur mein
getröstet, der würdt nit hinein kommen [Mk 10,15].
Diß bezeüget er dann ferrer damit, das er sie in die arm name, leget inen die
hend auff und segnete sie. Es würdt je ja der segen Christi des hymelreychs teyl-
hafftig machen und sein gepett hiezu nit onkrefftig gewesen sein. So wir dann
nun, wie vor erzelet, mit unserem teuffen uberal anders nit thun, dann das der
Herr hie gethan hat, werden wir freylich on Gottes bevelch nit handlen, es habe
249. Offensichtlich Wortabfolge falsch: mit mer der guten ...
250. Vgl.Mk10,13.
IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
Jesu Christi setzen, nit auff die eusseren breuch Mose. Es ist alles das wort Gottes,
leeret' glaub und liebe, was Gott ye fürgeben hat, so ferr ists uns auch alles zu
brauchen und underweiset uns zum heyl. Rom. 15 [4] und 2.Timoth. 3 [16].
Wo wir dann nun auch ceremonien und breuch habend, derenley die alten ge-
hebt haben, warumb wolten wir im brauch der selbigen nit darauffsehen, wie Gott
gewölt hat, das die alten die ihren recht braucheten? Das aber nun beschneydung
und tauff einerley sacramenten seien, eins bedeutens, zu einerlei dienen, zeuget der
h. Paulus Colos. 2 [11 f.] so hell, das es freylich niemand, dann der sunst seines
sinnes sein will, leugnen mag, dann er des orte ye das fürgibt: wer tauffet sey,
dörffe der beschneydung nichs nachfragen, dann er habe die selbige schon, als der
durch den tauff mit Christo begraben seie, und in dem den leib der sünden hin-
geleget habe, welches die recht beschneydung seie. Liß, frommer Christ, diß ort
selb und gedencke, das dein leib der sünden hinlegen und mit Christo begraben
werden, item yn anziehen, alles ein ist, nemlich durch Christum new geboren und
in ihm ein newe creatur werden.
Von underscheydt altes und newes volckes und testaments, der nit weiter sich
strecket, dann das unser Herr Christus bey ihnen allen dunckler und deßhalb mit
mer guten der249 ceremonien, yetzund in aller welt heller und mit wenigern | L 2 b |
ermanen geprediget und erkennet würdt, wie das die schrifft allenthalb, besonders
aber Rom. 11.15, Gal. 4, Hebre. 11 außweyset, wöllen wir, so bald uns des Got zeit
gibt, den glaubigen besseren schrifftlichen bericht thun.
Der kinder halb, mit denen der Herr gehandlet, lassen wir alle unzenckische
Christen urteylen. Es waren je leibliche kinder da, die wolten die iren Christo, das
er sie segnete, zubringen250; das meyneten die junger zu wehren, dachten, dieweil
sie noch nichs verston könden, was der Herr mit ihnen schaffen solte; des warde
der Herr aber unwürsch über sie und sagte, lasset die kindlin zu mir kommen
[Mk 10,14]. Lieber, welche? geystliche kinder oder die leiblichen, welche die guten
leut zuhintrugen und denen die junger wehren wolten? Warens dann die leib-
lichen, und ware das, da folget: dann solichen ist das hymelreich [Mk 10,14], die
ursach, darumb der Herr wolte, das man im liesse die kinder zubringen, so würdt
solichs freylich auch von disen leiblichen kindern geredt sein und dise meynung
haben. Wolten ir den kindlein wehren, zu mir zu kommen? Meynet ir nit, das ich
auch ir heyland seie? Wolt ir wehnen, das die vernunfft und nateürlich krefft etwas
zum heyl vermögen? Warlich, ich sage euch, wer nit mein reych wie ein kindlein an-
nimmet, als der uberal nichts guts vermage, wie ein kindlein und sich nur mein
getröstet, der würdt nit hinein kommen [Mk 10,15].
Diß bezeüget er dann ferrer damit, das er sie in die arm name, leget inen die
hend auff und segnete sie. Es würdt je ja der segen Christi des hymelreychs teyl-
hafftig machen und sein gepett hiezu nit onkrefftig gewesen sein. So wir dann
nun, wie vor erzelet, mit unserem teuffen uberal anders nit thun, dann das der
Herr hie gethan hat, werden wir freylich on Gottes bevelch nit handlen, es habe
249. Offensichtlich Wortabfolge falsch: mit mer der guten ...
250. Vgl.Mk10,13.