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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0133
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

129

die richtschnur48 und das einig49 liecht sein, darauff wir sehen, dasselbige sein
wort aber wil der liebe Got uns allweg auch eusserlich durch menschen furtragen.
Die Epistel zun den Hebreern fahet an: Vilfeltiger und mangerley weyse hat Gott vor-
zeitten zu den Vättern durch die Propheten geredt, in disen letsten tagen hat er zu uns geredt
durch den sun. Derselbige hat dann, als er gen himel gefaren, Apostel, Evangelisten,
Propheten, Hirten und Leerer geben, Ephe.4[11], damit er ymmer in der kirchen
uns menschen durch menschen seine leere und wort mittheyle. Paulum hat der
Herr vom himel selb bekeret, Cornelium hat der Engel Gottes underwisen, noch50
muste Paulus Ananiam, Cornelius den Petrum hören, Act. 10,22.
51Es will auch der Herr sein wort nicht eben durch disen oder den allein, sonder
etwan52 durch vile und offt die, da man sichs nit versicht, dargeben, doch thut er
dasselbige also, das er seine | b 2 a | ordnung in seinen kirchen hiemit keinswegs
verstöre. Derhalb söllen ir diß unser schriben gar nicht darhin deuten, als wolten
wir uns darzu unberuffet, euch zu leren, auffwerffen und denen, die euch Gott
geben, hiemit etwas in ir ampt und befelch tragen, sonder dieweyl doch unser
hymlischer vatter euch so ferr hat versuchen und beweren wöllen, das bey euch,
wie zu Corintho und in anderen kirchen Gottes auch zur Apostelzeit sich je Spal-
tung erhaben, damit die bewerten offenbar wurden, wo dann Christus, unser Herr,
geben wölte, das wir euch dazu etwas dienen kündten, das erstlich, die euch Got-
tes wort zu predigen bißher verordnet gewesen, sich der einigen lauteren Christ-
lichen leere vergleichen und dieselbigen einmündig zu warer auffbauwung53 ewer
gemein furtragen und dann die gemein und zuhörer sich an dieselbige einmütig
und hertzlich begeben wolten, das also ir alle zumal im Herren einerley gesinnet,
auch einerley redeten, wärend also wie glider eines leibs im Herren vereiniget.
Ja, so hiezu dem Herren gefiele, uns zu gebrauchen, wolten wir unseren fleyß und
mühe gern zum trewlichsten ankeren54. Dahin wir auch warlich allein sehen,
wolten auch sonder zweyfel dises schreibens rüwig gestanden55 sein, wo wir nicht
neben erzeleten noch etliche andere ursachen hetten und under anderen mit namen
auch die, das wir bey euch söllen verschreyet sein, als ob wirs in der Haußhaltung
der kirchen und brauch der h. sacramenten anders hielten, dann wirs doch halten
und zu halten Christlich erkennen56.
Auß welchem allem wir warlich daran nicht zweyfflen, diß unser schreiben

48. Das Wort als Richtschnur, Norm. Vgl. B.s Schrift >Vber dem eusserlichen vnd innerlichen
wort< 1533. In diesem Bd., S. 422ff.
49. Einzige.
50. Dennoch..
51. Was uns verursacht, diß zu schriben. [Marg.].
52. Nicht eben ... sondern etwan = nicht immer ... sondern bisweilen.
53. Vgl.Ro 15,2; 2 Kor 12,19 u.ö.
54. Daran wenden.
55. Unterlassen haben.
56. Verunglimpfung der Straßburger durch N. v. Amsdorf: »Aber die zu Straßburg sind listig,
wollen ihre Lehre nicht bekennen, sondern dürfen unverschämt schreiben, die halten’s mit dem
Luther.« Walch 20, Sp. 1750, Z. 25-27. Für B.s Antwort auf Amsdorf siehe >Axiomata apologetica
de sacro mysterio ...< 1535, Bibl. Nr.53; Tomus Anglicanus, S.634-641.
 
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