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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0137
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

133

Auß disem allen haben wir dise gründ, die ewere liebe wol vermercken wölle.
Erstlich, das alle, die an unseren Herren Jesum glauben, das ist in in der warheit
fur iren heyland erkennen, der leib und glider Christi seind.
Zum anderen, das dieselbigen durch den dienst des worts zu Christo, unserem
Herren, bracht und in im erbawen werden.
Zum dritten, das diß erbawen darin stäht, das wir in einem glauben und erkant-
nüs Christi, welche sich in warhaffter thätiger liebe beweiset, wachsen und also
zunemen, das uns kein nebenlere weiters beweget80.
81Zum vierden, das jedes glid nach seiner maß zu auffbawung des leibs dienet,
obwol der Herr dazu etliche fürneme gibt als Apostel, die als sendtbotten das
Evangeli an vil ort bringen. Evangelisten, die in dem furtreffen82, das sie das
Evangeli, die predig von der erlösung Christi, liecht und herlich dargeben83.
Hirten, die eignen herden und besondern gemeinen zu seelsorgeren zugeordnet
werden. Lerer, die geschickt seind, was zu christlicher underweisung dienet, ver-
stendtlich und wol darzugeben.
Zum fünfften, das das auffbawen alles zu der liebe gerichtet ist und in dersel-
bigen, wie sy dann des gantzen gesatzes erfüllung ist, niemand arges und jeder-
mann alles guts thut, herfürbrichet und sich sehen lasset.
84Auß disen gründen schliessen wir nun: Erstlich, dieweil der liebe Gott auch
vor diser zeit, do er uns sein heiligs Evangeli noch nit so rein als jetzund an vilen
orten, mitgeteilet, aber dennach dasselbige auch hat predigen lassen, das wir nem-
lich allein durch unseren Herren Jesum Christum gnad bey im und verzeihung
der sünden erlangen, das auch allenthalb vil gewesen seind und noch, die Christo,
unserem Herren, geglaubet haben | c 1 a | und noch glauben und also seine ware
glider gewesen seind und noch seind. Dann obwol in gemeinem predigen etwa
lange zeyt her, wie noch leider am mereren teyl der welt beschicht, die werck
unser und der kirchen diener also an den verdienst Christi gehencket worden sein
und noch werden, das eben vil ir vertrawen nit gentzlich uff unseren Herren
Jesum gesetzet haben und noch setzen, jedoch seitemal als noch auch das Evangeli
gelautet hatt und die leut des summ in articklen des glaubens und in vilen andren
kurtzen und gantz Christlichen leeren von kind auff geleret worden seind, hatt es
auch müssen Christen geben und gibt sy noch teglich. Dann dise seine warheit
und Evangeli kan der Herr nicht vergeblich geben und also erhalten, sonder, wie
jetz auß dem Paulo anzogen, wurt er das damit geschaffet haben und noch schaffen,
das seine erweleten zusamengefüget worden und in einigkeit seines glaubens
kummen seind und noch kommen. Derhalb hat es auch seine frücht geben müssen
und gibt sie noch, welche man in warer liebe an manchem theüren, frommen
Christen wol gespüret und gesehen hat, ja noch spüret und sihet, gebraucht by
80. Kontinuität der Kirche durch die Einheit der Kirche bedingt.
81. Apostel, Evangelisten. [Marg.].
82. Übertreffen, herausragen.
83. Hirten, Lerer. [Marg.]. - Vgl.Anm. 32.
84. Es sind auch christen hievor gewesen und noch, do schon die menschenleren dem Evangeli Christi
angehenckt werden. [Marg.].
 
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