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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0140
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

allen kinderen Gottes fast wol vertragen künde, allen alles werden, auff das er doch
etliche gewünne, mit Paulo nichts wöllen wissen dann nur Jesum Christum und
den gecreutziget101, zu disem jederman rüffen und locken und sich uberal keiner
sachen beladen; diß fundament seye dann vor allem gelegt, unverzagt, ob er gleich
wie unser Herr Christus seine zeyt in der zerstörung und on gentzliches zusamen-
halten der gleubigen predigen oder leben müßte.
102Warlich, diß kan nieman genug gelernen, das uns der glaub an Christum und
keine werck sälig machen, das ist, das allein unser Herr Jesus unsere sünd bezalet
und den vatter versönet, | c 3 a | uns des ewigen lebens teylhafft machet und keine
unsere werck. Der theure Paulus hats nit vergebens so hefftig an allen orten ge-
triben. Dann imer wöllen wirs thun und uns selbs helffen, unsere gerechtigkeit
uffrichten, vil mit ceremonien, eusserlichen ordnungen und eigenen wercken auß-
richten. Daher dann nichts dann unser eigen gefallen, verachtung anderer,
zancken, hader, secten, rotten und aller unradt erwachset. Es hanget uns nach von
unseren ersten elteren an, das wir wöllen unser selbs götter sein, böß und guts
wissen103, alles verwalten und uns nit gantz und gar Gott vertrawen, welches uns
dann von uns selb gar außzuge, in Gott, der die liebe ist, versenckete und machete
auß uns lautere götter, die jederman alles gütes bewysen und das unser nierget in
sucheten.
104Diß ist der einig zweck, lieben herren, freund und brüder, dahin ir sehen
müßt, solt ir Christen und ein kirch Christi sein. Das reich Christi ist warlich
nichts eusserlichs, sonder gerechtigkeit, frid und freud im heyligen geyst, Rom. 14 [17].
In Christo Jesu gilt nichts dann der glaube, der durch die liebe thätig ist, Galat. 5 [6].
105Zum fünfften volget, das die einige prob der rechten waren prediger Christi
ist, wenn sie mit Paulo nichts dann unseren H. Jesum Christum wissen wöllen und
predigen und die sachen imer dahin richten, das jederman sich sein selbs gantz
verleugne, Christo gantz und gar vertrawe, welches allweg eitel demut, lieb und
freuntlicheit bringet gegen menigklich und ein solich leben, das niemand an-
stössig ist, weder Juden, Heyden noch den kirchen Christi, 1. Corint. 10 [32]. In
disem habt ir nun, lieben freund und brüder, unseren glauben und schrifftlichen
grund desselbigen. Von der Christlichen kirchen, wer die ist, wie die zu erbawen,
in welcher massen und durch wasserley106 predigen. | c 3 b | Wie die kinder Gottes
auß den jetzigen trennungen, das man die päpstisch, dise luterisch, die andere
anders schiltet, zu dem einigen Christo zu samlen seind.
101. Vgl. I Kor 2,2.
102. Alle spaltungen kommen doher, das man nit alles auff christum setzet. [Marg.].
103. Vgl.Ro 9,11-12.
104. War auff in aller lere und leben zum höchsten zu sehen. [Marg.].
105. Welchs die rechte prob der waren Evangelischen prediger. [Marg.].
106. Welcherei.

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