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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0142
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

111Derhalb, so der H.Paulus by den Juden sich alweg angebotten, nichts newes
zu bringen, sonder die alten verheissungen ires Gottes bey den Heyden, auch den
Got zu predigen, den sy alle etlichermaß erkenneten, Act. 14 [15], und zu Athen
zum behelff name den titel des unbekanten gottes: Wir verkünden euch, sagt er,
denselbigen unbekanten Got, dem ir unwissend gottesdienst thut, Act. 17 [23],
achten wir gar fruchtbar sein, das wir das Evangeli Christi jederman on einige ab-
teilung mit guter hoffnung der frucht anbieten. Dann so der vatter unserem Herren
Christo | c4b | alle end der welt zum erb gegeben hat und er darumb sein Evangeli
hat heissen allen creaturen predigen112, muß man nit so bald verzagen, ob uns
gleich nit jederman und alsbald und gentzlich zufallet. In Christo söllen wir samlen
auß der verstörung113, darumb söllen ferr von uns sein alle namen der teylung und
spaltung. Es gefallet on das114 jedem sein weiß und will jeder seiner parth sein, in
Christo müssen wir aber alle einer sein115.
116Derhalb glauben wir gar besserlich sein, das man von allen, die wöllen
Christen sein, das anneme, das sie sagen, Christus sey ir heyland und dann inen
solichs wol heraußstreiche, damit sie erkennen möchten, wo es inen an dem glau-
ben noch fälet und was sie neben Christum zu irem trost haben. Auß dem man
gar fein eines jeden falsch wurt ersehen mügen und in dahin weysen, das er sich an
Christum recht ergebe, auß dem dann die frucht waren glaubens gewißlich folgen
muß. In demselben solle auch niemandt mit den eusserlichen dingen ubereilet
werden, die in einigen weg wol brauchet werden mögen und vom glauben er-
duldet.
117Unser grund in disem allem ist hievor gesetzt: Wer an unseren Herren Jesum
glaubet, ist unser glid, mit dem sollen wir in höchster liebe leben und handlen,
seine unvolkommenheit tragen und besseren, den nachgiltigeren118 glidern allweg
mer ehr und sorg beweisen, dann die volkommenen bedörffen sein nicht,
1. Corinth. 12 [22f.]. So findet mans am leben warlich wol, das bey gar vilen, deren
verstand und leben bey inen selb und anderen noch seer brechenhafft119geachtet
wurt, das sy noch dennocht ir sachen uff Christum setzen, begeren Christi zu sein
und seinds auch, do es dargegen offt gar schwärlich fälet denen, die am verstand
und etwan auch am leben meinen die besten zu sein und darfür auch von vilen
gehalten werden. |d1a|
120Do müßte man nun ansehen, was schwerer fäl Paulus an Corinthern, Galatern
und anderen klaget und sy noch als liebe brüder und kirchen Christi erkennet, wir
111. Das Evangeli ist jederman on abtheilung und sunderung fürzutragen. [Marg.].
112. Vgl.Mt 28,18 ff.
113. Verwirrung, Zerteilung.
114. Ohnedies.
115. Galat. 3 [28]. [Marg.].
116. Wie den mangelhafftigen Christen furtzuhelffen. [Marg.].
117. Wie die schwachen christen halten. [Marg.].
118. Gering, minderwertig.
119. Schadhaft, unvollkommen.
120. Vor allem solle man sehen, das gesamlet werd. [Marg.].

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