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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0145
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

141
brauch bey uns Christen ist, das man | d 2 b | an offnem, allgemeinem platz pre-
diget, dann der oberkeit und denen es die oberkeit vergünnet. Der grund ist ge-
setzet, ein jeder solle der oberkeit underthon sein. Ro. 13 [1]. Und Tit. 3 [1]:
Erinneret sie, das sy den fürstenthumhen und gewaltigen underthon seien, gehorchen, zu allen
guten wercken bereit sein, nit lesteren, nit streitig sein, gelind sein etc. Und Petrus: Seiet
gehorsam aller menschlichen ordnung umb des Herren willen134.! Nun ists ja unleuckbar,
das Gott die oberkeiten dazu verordnet hatt, das sy versähen sollen alles, das der
gemein nutz sie, und abwenden, was ir schaden mag, und das eigentlich ires
ampts ist, alles das anzurichten, zu verordnen und sorg drob zu haben, das offent-
lich fur die gantzen gemeind solle gehandlet werden und etwas daran gelegen ist.
Kein handtwerck ist doch so gering, die oberkeit luget135, woanders ein ordenlich
regiment, das es dermassen geübet werde, das sein136 die gemein nutz und nit
schaden habe. So dann ein rechtgeschaffne oberkeit niemand zulasset, nur schuch137
zu machen, er halte sich dann der ordnung, die sy daruber setzet, wie solte sy dann
sich der offentlichen lere138 nit annemen? Daran doch eusserlichs und innerlichs,
ewigs und zeitlichs, heyl und verderben leibs und seelen hanget.
139Mit namen140 sagen wir aber, das niemand dann die oberkeiten offentliche
lerer auffzustellen habe, es hette dann jemand besonderen befelch von Gott.
Unser H. Jesus leret offentlich wider willen der oberen by den Juden, der vatter
hat in aber darzu mit besonderem befelch vom hymel verordnet, welches er auch
mit den so gewaltigen zeichen wol bezüget. Doch hat ims auch die rechte oberkeit,
welche derzeit bey den Juden den höchsten gewalt hat, nemlich die Römer, nit
geweret. Dergleichen ists auch ergangen mit den Apostlen, do sy sagten, man muß
Got mer gehorsam sein dann den menschen141. Bewisen auch iren be | d 3 a | ruff mit
zeichen und das sy mit freuden alle schmach und marter umb des Herren willen
duldeten. Also hat der H. Paulus, wo er je hinkommen und geprediget, sovil uns
des der H.Lucas beschreibet, allwegen zum ersten in die synagogen gekeret, da
auß zugeben142 der oberkeit der ordenlich platz ware, von Götlicher lere zu
handlen, und doselbet das Evangeli, als bey den verwantisten der warheit gepre-
diget, wie wir das lesen in Geschichten am 13., 14., 16., 17., 18. und 19. capitlen.
Zu Athen hatt er auch uff dem marckt davon gehandlet, do dann auch der gemein
brauch ware, das jeder, was er guter lere hatte, furgabe.
Der Herr hats auch selbs also geordnet, das die seinen, wann sy ein hauß oder
stadt nit uffnimmet, vondannengehn söllen und den staub von füssen schütlen zur

134. I Petr 2,13.
135. Sieht zu.
136. Davon.
137. Schuhe.
138. Öffentliche lere: Predigt.
139. Die Propheten, Christus und die Apostel haben sich gemeiner ordnung gehalten, wo sy nit dogegen
von Got besonderen befelch gehabt. [Marg.].
140. Mit Nachdruck.
141. Vgl.Apg 5,29.
142. Auß zugeben: mit Erlaubnis, unter Zustimmung.
 
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